Politische Korrektheit: Auch Jim Knopf wird jetzt kastriert Kinderbuchautor Michael Ende wird quasi posthum zensiert

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Reihum werden Klassiker aus Literatur und Film heute Opfer der „Moralibans“ – der selbst ernannten Gesinnungswärter, die überall auf politische Reinheit und Hygiene achten. Und die dabei auf den vorauseilenden Gehorsam von Verlagschefs und Programmdirektoren zählen können – deren Opportunismus gigantische Ausmaße angenommen hat. Und der einem heute Anschauungsunterricht liefert, wie es in der Geschichte dazu kommen konnte, dass Menschen immer wieder stramm im Gleichschritt marschierten mit dem Zeitgeist autoritärer und totalitärer Regime.

„Das große ‚antirassistische‘ Reinemachen hat nun auch einen Klassiker des Antirassismus erreicht. Michael Endes ‚Jim Knopf‘-Bücher – das einzigartige Beispiel von Jugendliteratur der frühen Bundesrepublik, deren Held ein Schwarzer ist – wird an vielen Stellen sprachlich geändert und der Sensibilität heutiger erwachsener Leser angepasst“, schreibt Matthias Heine in der „Welt“ in einem Artikel hinter einer Bezahlschranke.

Dabei betreffen die Änderungen in der Neuauflage, die der Thienemann-Esslinger Verlag am Donnerstag bekannt gab, nicht mehr nur einzelne marginale Wörter – wie das bereits 2011 der Fall war, als der Verlag Oetinger den „Negerkönig“ bei Pippi Langstrumpf zum Südseekönig umdeutete oder 2013, als in Otfried Preußlers „Die kleine Hexe“ (ebenfalls bei Thienemann-Esslinger) aus den „Negerlein“ in einer Faschingsszene „Messerwerfer“ wurden, wie Heine ausführt: „Sie sind vielmehr vielfältig und greifen in die poetische Struktur des Buches ein.“

So sagt Herr Ärmel bei der Ankunft von Jim Knopf in einem Postpaket jetzt nicht mehr wie früher: „Das dürfte vermutlich ein kleiner Neger sein“. Stattdessen sagt er nun noch: „Das ist aber eine ganz ungewöhnliche Postsendung.“ Dazu Heine: „Das dürfte angesichts des gewaltigen Tabus, das mittlerweile das Wort Neger umgibt – egal, in welchen Zusammenhang – vermutlich die unumstrittenste Änderung sein.“ Dabei hatte der Autor Michael Ende „gute literarische Gründe, das Wort hier einer Figur in den Mund zu legen“, wie Heine meint: „Herr Ärmel wird damit als etwas beschränkt-provinziell gekennzeichnet, was noch durch den Nachsatz des Erzählers ‚und machte ein sehr gescheites Gesicht‘ unterstrichen wird.“

Durch weitere Änderungen wird eine ganz grundlegende Motivkette beschädigt. Etwa, wenn Jim jetzt da, wo es „für die Handlung nicht relevant ist“ (so der Verlag) nicht mehr als „schwarz“ bezeichnet wird. „Damit unterstellt man nicht nur Michael Ende, er habe sich keine Gedanken darüber gemacht, was relevant ist und was nicht“, so Heine in der „Welt“: „Der Eingriff unterhöhlt auch die Gleichsetzung von Jim und Lukas als Außenseiter auf der Insel. Ihre spontane Sympathie beruht auch darauf, dass sie beide dunkle Gesichter haben – Jim von Natur aus und Lukas vom Ruß seiner Lokomotive.“

Dazu Heine: „Das ist nicht einfach ein plumper Scherz, sondern stellt in einer nahezu marxistischen Geschichts- und Gesellschaftsinterpretation die Angehörigen der nicht-europäischen ‚Rassen‘ mit dem Weltproletariat in einen Solidaritätszusammenhang. Denn Lukas verkörpert im Mikrokosmos der Insel Lummerland das Proletariat, so wie der Herr Ärmel mit seinem steifen Hut und dem Regenschirm das gehobene Bürgertum, die Ladenbesitzerin Frau Waas das Kleinbürgertum und König Alfons der Viertel-vor-Zwölfte selbstverständlich den Adel. Jene Kennzeichnung als positiv Stigmatisierte wird zumindest verdunkelt – kein Kalauer beabsichtigt –, wenn man das Adjektiv ‚schwarz‘ jetzt an vielen Stellen streicht.“

Noch schlimmer in Sachen Ent-Historisierung des Buches, das 1960 kaum verhüllt den damals noch recht kurz zurückliegenden Nationalsozialismus mitsamt seiner Rassenlehre spiegelte, ist die Streichung des Begriffs „reinrassig“, wenn es um den Halbdrachen Nepomuk geht. Dieses Wort soll künftig seltener vorkommen im Buch. „Dabei hat Ende hier sehr gezielt einen Begriff gebraucht, der in der NS-Rassenhierarchie über Tod und Leben entscheiden konnte“, so Heine in der „Welt“: „Der Halbdrache wird von den rassestolzen Ganzdrachen ausgeschlossen, weil seine Mutter ein Nilpferd war – so wie ‚Mischlinge‘ im Nazi-Reich als minderwertig abgestempelt wurden.“

Keine Alemannen und Germanen mehr?

Die ganze Anspielung habe 1960, als das Buch erschien, noch jeder Leser verstanden, schreibt Heine: „Nun wird sie verunklart“.
Die Wörter Indianer und Eskimo verschwinden ganz aus der Neufassung. Was umso bemerkenswerter ist, als bei den amerikanischen Ureinwohnern selbst dieses Wort keineswegs als rassistisch gilt – umso mehr dafür aber in rot-grün-woken Kreisen in Deutschland.
Als Begründung führt der Verlag aus, dass es sich bei beiden Wörtern um „Fremdbezeichnungen“ handelt. Der nächste logische Schritt wäre dann, Franzosen, Engländer und die Sprecher slawischer Sprachen aufzufordern, uns Deutsche nicht mehr so zu nennen, wie sie das gegenwärtig tun – nämlich als Alemannen, Germanen und Stumme.

Die Änderungen gehen noch weiter. Dass Jim sich ungern wäscht, wird jetzt nicht mehr damit begründet, dass man den Schmutz auf seiner Hautfarbe sowieso nicht sehe, wie Heine ausführt. Dass die Menschen im Land Mandala alle gleich aussehen und „Mandelaugen“ haben, wird ebenfalls gestrichen. Die Farbe Gelb wird nur noch erwähnt, wenn sie „relevant“ sein soll.

Auch die Bilder wurden geändert. So hat Jim jetzt weniger dicke Lippen. Und ist auch weniger schwarz, wie es in dem Bericht heißt: „Seine Haut wird heller dargestellt als auf den älteren Umschlagbildern. Das ist gegenläufig zum zeitgeistigen Trend in vergleichbaren Publikationen: Kleopatra ist etwa heute in den ‚Asterix‘-Comics dunkelhäutiger als früher.“


An manchen Stellen wird jetzt zudem auf „Geschlechtsneutralität“ gesetzt: So wendet sich der Erzähler nicht mehr an die „Leser“, sondern an die „Leserschaft“.

Besonders bizarr: Jim Knopf wird jetzt Nichtraucher: Li Si schenkt Jim nun zur Verlobung einen Gürtel statt einer Tabakpfeife, wie Lukas sie hat. „Begründet wird das damit, dass Kinder nicht mehr rauchen sollen“, so die „Welt“: „Daran, dass sie sich verloben, nimmt in einer Gegenwart, in der über Kinderehen diskutiert wird, aber offenbar niemand Anstoß. Ebenso hat den Verantwortlichen beim Verlag offenbar noch niemand erklärt, dass auch das Wort Häuptling mittlerweile als rassistisch und kolonialistisch gilt. Im Buch steht es weiterhin.“

Heine nimmt den Verlag zwar in der „Welt“ dahingehend in Schutz, dass „Eingriffe dieser Art in den Originaltext von Büchern für Kinder und Jugendliche nicht neu und keine Erfindung der ‚woken Cancel Culture‘“ seien. Sie hätten meist „ganz marktwirtschaftliche Gründe“, heißt es in dem Text: „Man bemühte sich, Bücher, die alt geworden waren, den Lesegewohnheiten und den sprachlichen Kompetenzen gegenwärtiger Kinder anzupassen.“ So seien etwa bei Astrid Lindgrens „Madita“-Erzählungen alle Erwähnungen des Ersten Weltkriegs gestrichen worden.

Tödliche Gefahr

Neu sei an Bearbeitungen wie der jetzigen von „Jim Knopf“, „dass sie sich weniger an den Bedürfnissen von Kindern orientieren, sondern an denen von Eltern“, so das Urteil der „Welt“: „Das kann für Jugendliteratur tödlich sein. Denn wirklich große Werke für Kinder sind oft gegen die Erwartungen von Eltern geschrieben worden.“

Die Änderungen zeigen, was für ein paternalistisches und autoritäres Welt- und Menschen-Bild die rot-grünen Gesinnungskrieger haben: Denn offenbar gehen sie davon aus, dass Kinder nicht zwischen Realität und Erzählung unterscheiden und vor „falschen Meinungen“ oder gar „falschen Wörtern“ geschützt werden müssen.

Der einzige Trost: Der Verlag behält zumindest bis auf Weiteres noch die Originalausgabe im Programm. So können Eltern, die ihre Kinder nicht politisch weichspülen wollen, ihnen das Buch in der Fassung geben, die sie selbst einst gelesen haben.

Noch.

Denn wie lange die Originalfassung weiter verlegt wird, steht natürlich in den Sternen.

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Bilder: Screenshot Youtube-Video Geschichten für Kinder

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