Rassismus-Alarm in Möhringen: Mohr im Stadtwappen

Ein gewisses Grundmisstrauen gegenüber allem, was fremd ist, steckt tief in der menschlichen Natur. Und evolutionsgeschichtlich macht „Fremdenskepsis“ durchaus Sinn. Sie ist nicht, wie oft der Eindruck erweckt wird, ein Phänomen, das nur auf weiße Mitteleuropäer beschränkt ist. Wer in anderen Weltgegenden unterwegs war, wird das am eigenen Leib erlebt haben. Ebenso wie andere menschliche Züge – Neugierde auf das Fremde und Gastfreundschaft.

In modernen multikulturellen Gesellschaften oder solchen, die es auf Wunsch ihrer Politiker werden sollen wie die Bundesrepublik, ist das Grundmisstrauen aus der Evolution natürlich oft dem Zusammenleben nicht dienlich. Gegen Fremdenfeindlichkeit und die Unterscheidung der Menschen etwa nach Hautfarben zu sein und zu versuchen, diese zu überwinden, ist deshalb durchaus sinnvoll. Absurd ist es hingegen, wenn hinter allem und jedem Fremdenfeindlichkeit und Rassismus gewittert wird. Wenn diese so unerträglich wären in Deutschland, würden wohl nicht Millionen Menschen aus der ganzen Welt zu uns kommen wollen. Und diejenigen, die hier sind, würden zurück in ihre Heimat oder zumindest in sichere Drittländer fliehen. Realität ist das Gegenteil: Die meisten wollen nicht wieder weg. So schlimm kann es also nicht sein mit dem Rassismus.

Schlimm ist hingegen, in welche regelrechte Hysterie sich viele hineinsteigern. Das hat etwas Mittelalterliches, erinnert an die Selbstgeißler in finsteren Zeiten, die sich selbst verletzten, um ihre oft imaginäre, Schuld auszuwaschen. Das ganze hat exhibitionistisch-masochochistische Züge. Etwa, wenn sich Weiße jetzt in den USA freiwillig Fesseln anlegen lassen und „So sorry“-Aufschriften auf ihren Hemden tragen (siehe hier). Oder wenn Weiße Schwarzen in öffentlichen Aktionen die Füße waschen. Solche Aktionen erinnern an unaufgeklärte, finstere Zeiten, die längst als überwunden galten. Vielleicht hat es auch mit der Abkehr von den traditionellen Religionen zu tun, für die Ersatzreligionen gesucht werden. Und zwar so intenstiv, dass es anmutet wie religiöser Wahn.

Besonders absurd wird es, wenn diese Mittelalter-Mode aus den USA nach Deutschland und andere Länder wie die Schweiz überschwappt, obwohl diese keinerlei vergleichbare Geschichte mit Schwarzen haben wie die Vereinigten Staaten als Einwanderungs-Staat mit Sklavenhalter-Geschichte. Dennoch: Auch bei uns ist keine Anschuldigung und keine Aktion zu absurd. Der gesunde Menschenverstand scheint ausgeschaltet beim Versuch, Absolution zu erhalten, Vergebung von der neuen Ursünde des Rassismus. Dieser Drang zur Selbstbezichtigung ist übrigens anderen Kulturen fremd: Von den Arabern ist wenig Schuldbewusstsein für ihre Vergangenheit als Sklavenhändler bekannt.

Ein Lokal im Schweizer Niederdorf heisst seit fast vierzig Jahren «Café Mohrenkopf». Weil der Name zu politischen Diskussionen führte, soll er nun geändert werden. Die Schweizer Handelskette Migros nimmt rassistische Mohrenköpfe „Moretti“ aus den Regalen.

Umso heftiger treibt die Teufels- bzw. Rassismus-Austreiberei in unseren Gefilden. Im Stuttgarter Stadtteil Möhringen ist ein heftiger Streit um das alte Stadtwappen entbrannt, weil es einen Farbigen zeigt. „Ist das Wappen von Möhringen rassistisch?“ fragt die Bild in einer Überschrift. Tausende Menschen haben eine Online-Petition unterschrieben, damit das Möhringer Stadtwappen geändert wird.

„Mohren“ sind in deutschen Wappen sehr verbreitet. Man findet sie etwa im Stadtwappen von Coburg und dem Wappen des Landkreises Neu-Ulm (und nicht nur da – siehe Übersicht hier). In Coburg handelt sich dabei mit großer Wahrscheinlichkeit um eine Darstellung des Stadtpatrons, des Heiligen Mauritius. Also eine überaus positive Rolle.

Wenn die Gegner des Möhringer Stadtwappens nun in ihrer Petition schreiben, „die Bezeichnung ‚Mohr‘ und die groteske Skizzierung des ‚Mohrenkopfs‘ (oftmals als Diener abgebildet) stammt aus der deutschen Kolonialzeit und hat eine klare rassistische Konnotation“, darf durchaus bezweifelt werden. Zum einen offenbaren sie damit selbst rassistische Ansichten – denn ich finde die Frau nicht „grotesk“, sondern schön und sympathisch. Zum anderen stand der Begriff Mohr für islamische Mauren, die medizinischen Fortschritt im Mittelalter nach Europa brachten, wie ein Artikel in der Deutschen Apotheker-Zeitung ausführt.

So sieht das auch Roland Vogelgesang, der in Wuppertal seit 30 Jahren die „Mohren-Apotheke“ betreibt – und wegen des Namens unter Beschuss geriet. Er vermutet, dass viele von denen, die ihn attackieren, die Bedeutung des Wortes „Mohr“ nicht kennen. Es gehört heute nicht mehr zum gängigen Sprachgebrauch.

„Vor 100 Jahren bedeutete Mohren-Apotheke dasselbe wie heute: ‚Internationale Apotheke'“, erklärte der Apotheker der Rheinischen Post: „Der Name zeigte an, dass eine Apotheke Arzneien aus dem Nahen Osten importierte, wo die Heilkunst oft noch fortschrittlicher war als in Europa. Es war also ein positiv besetzter Begriff und überhaupt nicht fremdenfeindlich gemeint.“

Das Wort „Mohr“ wurde nie allgemein als abschätzig gebraucht wie das Wort „Neger“. Zumindest nicht bei den heute Lebenden. Wieso sollte man sich dabei etwas Böses denken? Wenn man keine Vorurteile gegen Menschen mit anderen Hautfarben hat – wieso sollte dann der Hinweis auf solche Menschen, zumal in historischem, positiven Kontext, diskriminierend sein? Wenn nun dagegen gekämpft wird, offenbart das vor allem eines: Vorurteile derjenigen, die gegen solche Bezeichnungen kämpfen. Hier besiegen Emotionen den Verstand. Rassismus kommt im Gewand des Anti-Rassismus zum Vorschein.

Wirklich diskriminierend und in meinen Augen rassistisch im wirklichen Wortsinne (und nicht in dem pervertierten, den Vordenker missbrauchen), ist dagegen, was in diesen Tagen etwa in den öffentlich-rechtlichen Sendern an Vorurteilen gegen Weiße zu hören und lesen ist. Wenn etwa im Deutschlandradio eine Farbige mit deutscher StaatsbürgerInnen-schaft (sic!) verkündet, weiße Männer seien grundsätzlich rassistisch, weiße Frauen auch, aber nur, weil sie auch diskriminiert werden – aber weiße Männer seien die Täter (anzuhören hier). Was ist das anderes als Diskriminierung oder, wie es im Linken-Jargon heißt, gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit?

Einer der eifrigsten „Rassismus-Bekämpfer“ ist der Journalist Malcolm Ohanwe vom Bayerischen Rundfunk. Er betreibt eine regelrechte Privatfehde gegen alles Weiße – und bekommt dafür von den öffentlich rechtlichen Medien bis zum Spiegel eine breite Bühne. Unter anderem unterstellte er, alle Weißen seien faktisch Umweltsäue.

Inzwischen übertrifft Ohanwe sich selbst – etwa mit Aufforderungen an Weiße im Spiegel, sich wegen ihres Weiß-Seins gegenseitig zu denunzieren:

Strikte Aufteilung der Menschen nach Hautfarbe – ich dachte immer, genau das sei Rassismus. Woher auch immer Ohanwe so viel Abneigung gegen seine weißen Mitbürger hat: Sie so offen auszutragen, so offen zu spalten und Menschen mit verschiedenen Hautfarben gegeneinander auszuspielen – das ist das Gegenteil von dem, wogegen zu kämpfen er vorgibt. Und erstaunlich, dass dafür die öffentlich-rechtlichen Sender, deren Programmauftrag es eben gerade nicht ist, die Gesellschaft zu spalten, regelrecht einen Narren gefressen zu haben scheinen.

Überall im Land werden Menschen wieder nach ihrer Hautfarbe gezählt. Etwa im Deutschlandfunk:

Auf die Idee, da nach Hautfarben zu sortieren, muss man erst mal kommen. Und dann zu verschweigen, wie es mit diesem Verhältnis in der Gesamtbevölkerung aussieht. Oder etwa bei den Mannschaften. Oder in afrikanischen Fußballverbänden. Ich nehme an, das sind weiße auch nicht allzu oft in den Führungsgremien. Das ist die gleiche Denkweise die hinter den Klagen steht, der deutsche Handball sei zu deutsch und zu blond (siehe hier).

Medien und Politik propagieren, Menschen nach Hautfarben zu unterscheiden und merken nicht mal, wie sie damit ihr vermeintliches Anliegen pervertieren. Das bittere Fazit: Der Rassismus ist tatsächlich zurück. In neuer Ausrichtung, in neuem Gewand. Getarnt als Antirassismus.

Man muss zurückdenken an Carl Friedrich von Weizsäcker, der einst sinngemäß sagte: Wenn es nichts mehr gibt, um das sich lohnt zu kämpfen, wird der Deutsche aufstehen und selbst den Teufel aus der Hölle treiben. Leider hatte er Recht.

P.S.: Die schönste Parabel zur Entlarvung dessen, was wir erleben, ist ein alter Stalin-Witz aus Russland. Ich habe ihn schon öfter zitiert – aber ich will ihn den neuen Leser hier nicht vorenthalten. Er eignet sich auch brillant zur Enttarnung von Heuchelei im Alltag – ich nutze ihn oft in Gesprächen:


Bilder: Jan Zappner /Wikcommons/re:publica (CC BY-SA 2.0),

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