Warum wird ausgerechnet an Heiligabend in einer bundesweit übertragenen ARD-Christmette ein Jesus gezeigt, der wie aus grünem Schleim gegossen wirkt? Warum tanzt das Weihnachtsevangelium zwischen Glitzer-Messe, Sexualsymbolik und Theaterposse? Warum wird ausgerechnet das zentrale Fest der Christenheit zum Spielplatz für Provokationen?
Ich hatte schon begonnen, meine Gedanken aufzuschreiben – doch dann stieß ich auf dieses öffentliche Schreiben von Zvonko Tolic, einem katholischen Priester aus Kroatien, der jahrelang in Stuttgart tätig war. Einer, der getauft, getraut, beerdigt hat. Einer, der den Glauben nicht als Bühne benutzt – sondern lebt.
Und der mit seiner Kritik etwas ausspricht, was viele empfinden – aber kaum jemand zu sagen wagt. Schon gar nicht innerhalb der deutschen Kirche. Vielleicht, weil er von außen kommt. Vielleicht, weil er einfach den Mut hat.
Sein Text sagt mehr, als ich sagen könnte. Und das mit einer Klarheit und Würde, die Respekt verdient – egal, wie man zur Kirche steht. Deshalb dokumentiere ich sein Schreiben hier in voller Länge.
Doch eine Frage will ich zuvor noch beantworten: Warum tun sie das?
Weil es längst nicht mehr um den Glauben geht.
Weil in den Apparaten der Kirchen, der Medien, der Kultur längst Menschen das Sagen haben, die mit dem Christentum innerlich abgeschlossen haben – es aber weiter benutzen wie eine entkernte Hülle.
Weil sie glauben, sie könnten das Heilige „modernisieren“, indem sie es entstellen.
Und weil sie sich dabei im Schutz moralischer Immunität wähnen: Wer protestiert, gilt als rückständig, als Kunstfeind, als Ewiggestriger.
Weil Gottesdienste zur Bühne für Ideologie geworden sind – und das Wort Gottes immer öfter durch das eigene Ego ersetzt wird.
Es ist eine neue Form der Gottlosigkeit – gefährlicher als offener Atheismus.
Denn sie pervertiert den Glauben – und tut dabei so, als handle sie in seinem Namen.
Was bleibt, ist Sprachlosigkeit.
Und ein Priester, der sie durchbricht.
Öffentliches Schreiben des katholischen Priesters Zvonko Tolic bezüglich der im Fernsehen übertragenen Christmette aus Stuttgart:
Als katholischer Priester, der über Jahre hinweg in Stuttgart für die Seelsorge der kroatischen Gläubigen verantwortlich war, wende ich mich mit tiefer persönlicher Betroffenheit an die Öffentlichkeit. In meinem priesterlichen Dienst habe ich jedoch stets erfahren, dass der Glaube der Kirche die Grenzen von Sprache, Herkunft und Nation übersteigt. Gerade deshalb kann und darf ich nicht schweigen, wenn sich viele Katholikinnen und Katholiken – unabhängig von ihrer Herkunft – in ihrem Glauben verletzt fühlen.
Die im Fernsehen übertragene Christmette aus Stuttgart hat mich und zahlreiche Gläubige tief getroffen. Was – zusammen mit der Osternacht – zu den heiligsten Nächten des kirchlichen Jahres gehört, wurde in einer Weise gestaltet, die von provokativen Inszenierungen, sexuellen Anspielungen und Elementen geprägt war, die als Blasphemie wahrgenommen werden mussten. Dies alles geschah unter Berufung auf einen vermeintlichen künstlerischen Ausdruck.
Ich erhebe dagegen ausdrücklich Einspruch.
Ich habe in Stuttgart Menschen begleitet – getauft, getraut, beerdigt, mit ihnen gebetet, gehofft und gelitten. Unter ihnen waren Kroaten, Deutsche und Gläubige anderer Nationen. Für sie alle ist die Christmette kein kulturelles Ereignis, sondern ein heiliger Raum der Begegnung mit Gott. Dass gerade dieser Raum zur Bühne der Provokation wurde, empfinde ich als schweren Missbrauch liturgischer und geistlicher Verantwortung.
Aus theologischer Sicht ist Weihnachten die Feier der Menschwerdung Gottes.
„Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt“ (Joh 1,14).
Dieses Geheimnis verlangt Ehrfurcht. Liturgie ist kein ästhetisches Experimentierfeld und keine Projektionsfläche persönlicher Botschaften, sondern Dienst am Glauben der ganzen Kirche. Wo dieses Mysterium verfremdet wird, verliert der Gottesdienst seinen inneren Wahrheitsanspruch.
Aus moralischer Sicht gilt: Künstlerische Freiheit entbindet nicht von Verantwortung. Freiheit endet dort, wo sie verletzt. Die bewusste Missachtung religiöser Überzeugungen ist kein Zeichen von Mut oder Fortschritt, sondern Ausdruck von Rücksichtslosigkeit. Eine pluralistische Gesellschaft lebt vom gegenseitigen Respekt – auch und gerade gegenüber dem Heiligen des anderen.
Als Priester sehe ich mit besonderer Sorge die Verletzung des christlichen Verständnisses menschlicher Würde.
„Gott schuf den Menschen als sein Bild“ (Gen 1,27).
Jesus Christus hat den Menschen niemals erniedrigt, sondern aufgerichtet. Er hat nicht provoziert, sondern geheilt; nicht verspottet, sondern geliebt. Wer in seinem Namen feiert, trägt Verantwortung für dieses Zeugnis.
Mit allem Ernst erinnere ich an die Worte Jesu:
„Wer einen von diesen Kleinen, die an mich glauben, zum Bösen verführt, für den wäre es besser, man hängte ihm einen Mühlstein um den Hals“ (Mt 18,6).
Diese Worte sind mir als Priester Mahnung und Gewissensprüfung.
Ich weise entschieden zurück, dass Respektlosigkeit gegenüber dem christlichen Glauben als zeitgemäß oder notwendig gerechtfertigt wird. Wahre Kunst sucht Wahrheit. Wahre Freiheit kennt Grenzen. Wahre Humanität achtet das Gewissen des anderen.
Dieses Schreiben ist kein Angriff, sondern ein Zeugnis.
Kein Ausdruck von Hass, sondern von Verantwortung.
Kein Ruf nach Zensur, sondern nach Ehrfurcht.
Wer Weihnachten entleert, raubt den Menschen Hoffnung.
Wer Christus verspottet, verletzt die Würde des Menschen.
Als Priester, der Stuttgart verbunden ist und dem die Kirche in ihrer Universalität am Herzen liegt, konnte und wollte ich dazu nicht schweigen.
Das oben stehende Schreiben wurde am 28. Dezember 2025 öffentlicht auf Facebook veröffentlicht. Urheber: Zvonko Tolic, katholischer Priester. Quelle: Facebook-Seite „Hrvati Stuttgart“.
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