Es war eine historische Schlappe für die SPD – noch dazu in einer Zeit, in der sie die Kanzlerpartei ist: Gerade einmal 13,9 Prozent erhielten die Sozialdemokraten bei der Wahl des EU-Parlaments am Sonntag – die irreführend als Europawahl bezeichnet wird, obwohl bei weitem nicht ganz Europa mit abstimmt.
Die Genossen landeten sogar hinter der AfD – die kleinzuhalten eines ihrer großen Ziele war.
Nach so einer gewaltigen Ohrfeige sollte man eigentlich erwarten, dass eine Partei in sich geht und selbstkritisch die eigene Politik hinterfragt.
Nicht so bei den Genossen.
Parteichefin Saskia Esken sagte noch am Wahlabend, die SPD werde weiter tun, „was wir bisher erfolgreich getan haben“. Und sie fügte hinzu, dass „der Bundeskanzler das Vertrauen hat“.
Was raucht Esken?
Ihr Co-Chef Lars Klingbeil verklärte das Desaster sogar zum Erfolg – und die Gewinne der AfD zur Chance für sich und seine Glaubensgenossen: „Ich glaube, dass das Ergebnis der Europawahl viele Menschen wachrütteln wird, dass die Nazis bei dieser Wahl stärker geworden sind.“
Parallel beschimpft Klingbeil vor laufenden Kameras die fast neben ihm sitzende AfD-Chefin Alice Weidel und ihre ganze Partei als Nazis (siehe hier) und beruft sich dabei auf ein Gerichtsurteil, das es nicht gibt.
Die Sozialdemokraten haben sich offenbar völlig von der Realität abgekapselt und leben in der Berliner Blase in einem Parallel-Universum bzw. einem Elfenbeinturm auf einer Umlaufbahn, die kaum noch Überschneidungen mit dem Leben der normalen Bürger hat. Nicht mal mehr mit dem ihrer Noch-Wähler.
AfD als neue Arbeiterpartei
Die SPD war immer die Partei der Arbeiter. Jetzt holte sie bei dem einstigen Stammpublikum gerade noch 12 Prozent. Selbst die Union kam bei den Arbeitern auf den doppelten Stimmenanteil – 24 Prozent. Die AfD kann mit 33 Prozent sogar auf den Titel der neuen Arbeiterpartei Anspruch anmelden.
Das ist die logische Quittung dafür, dass die Partei sich völlig vom einfachen Mann entfernt und sich ganz in Nischen- und Sparten-Themen verfangen hat. Sie ist faktisch zu einer Wokeness-Partei geworden.
Selbst an denen, die noch ihr Kreuz bei der SPD machen, reden die Chef-Genossen vorbei.
Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts „infratest dimap“ im Auftrag der ARD haben von den SPD-Wählern
- 60 Prozent „große Sorgen, dass die Kriminalität künftig stark zunimmt“,
- 47 Prozent „große Sorgen, dass man ausgegrenzt wird, wenn man bei bestimmten Themen seine Meinung sagt“,
- 46 Prozent „große Sorgen, dass der Einfluss des Islam in Deutschland zu stark wird“,
- 36 Prozent „große Sorgen, dass zu viele fremde Menschen nach Deutschland kommen“.
Das ist mehr als bizarr: Große Teile ihrer Wähler haben Ansichten, welche die Champagner-Genossen im Willy-Brandt-Haus als rechts bis rechtsextrem diffamieren. Wenn nicht als demokratiegefährdend oder gar als Hass und Hetze. Obwohl frühere SPD-Kanzler wie Helmut Schmidt genau diese – nun angeblich „rechtsextremen“ – Meinungen ganz offen vertreten haben.
„Man muss es so hart sagen: Der ‘Kampf gegen rechts’, den die SPD alle paar Wochen ausruft, ist zum Kampf gegen die eigenen Wähler mutiert“, schreibt Philipp Piatov knallhart und treffend in der „Bild“. Kein Wunder, dass gerade SPD-Wähler zu Hunderttausenden zur AfD überlaufen: Allein bei dieser Wahl waren es 570 000.“
Das Fazit des Kollegen: „Derzeit ist die SPD kein ‚Bollwerk gegen rechts‘, wie sie sich selbst gern lobt, sondern ein Brandbeschleuniger für die AfD.“ Wenn man das böse Wort Brandbeschleuniger – es geht nicht ohne Framing bzw. AfD-Diffamierung bei den großen Medien – durch „Turbo-Kraftstoff“ ersetzt, dann kann man dieses Fazit unterschreiben.
Das Tempo und die Intensität, mit der sich die SPD selbst zugrunde richtet, ist phänomenal. Man kann es sich eigentlich nur noch mit Selbsthass und Autoaggression erklären. Oder mit Hass und Aggression auf die eigene Stammwählerschaft – die scharenweise zur Konkurrenz überläuft.
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