Von Kai Rebmann
Viel ist in den vergangenen Tagen über das Zustandekommen der von der KBV an die AfD gelieferten und von Tom Lausen ausgewerteten Datenpakete diskutiert worden. Die widersprüchlichen Stellungnahmen durch die Kassenärztliche Bundesvereinigung einerseits sowie das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) konnten wenig zur Erhellung beitragen. Als dann noch das Statistische Bundesamt (Destatis) seine Todesursachenstatistik für das Jahr 2021 veröffentlichte, war das Chaos perfekt. Der Regensburger Professor Christof Kuhbandner illustrierte das besonders eindrucksvoll am Beispiel der ICD-10-Codes R96 – R99, also solchen Diagnosen, die in der Regel für plötzliche und unerwartete Todesfälle verwendet werden. Beispiel: Im Jahr 2017 lag die Zahl dieser Diagnosen ausweislich der von Tom Lausen analysierten KBV-Daten bei rund 5.000, laut Destatis bei rund 25.000 und dem Zi zufolge bei rund 40.000 Fällen.
Glaube keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast, mag einem da in den Sinn kommen. Diese Diskrepanz ist für die Stellen, bei denen solche Daten erhoben und veröffentlicht werden, zwar kein Ruhmesblatt, für die Frage nach Todesfällen infolge der Impfung aber auch nicht von überragender Bedeutung. Denn: Die genannten ICD-10-Codes können einen kausalen Zusammenhang weder belegen noch entkräften, jedenfalls nicht mit absoluter Gewissheit. Deutlich aussagekräftiger sind dabei die Diagnosen T88.0 (Infektion nach Impfung), T88.1 (Sonstige Komplikationen nach Impfung, andernorts nicht klassifiziert), U12.9 (Unerwünschte Nebenwirkungen bei der Anwendung von COVID-19-Impfstoffen, nicht näher bezeichnet) sowie Y59.0/Y59.9 (Unerwünschte Nebenwirkungen/Komplikationen durch Impfstoffe oder biologisch aktive Substanzen).
Kausaler Zusammenhang zwischen Impfung, Nebenwirkungen und Todesfällen
Kuhbandner hat sich in einem weiteren Schritt also auf diese Diagnosen konzentriert, die in einem unmittelbaren Zusammenhang mit einer wie auch immer gearteten Impfung stehen. Als Grundlage für seine Auswertung dienten dem Professor die von Destatis für die Jahre 2016 bis 2021 veröffentlichten Todesursachen, die auf eine dieser fünf Diagnosen zurückzuführen waren. Bis Ende 2020 sind in Deutschland insgesamt ganze neun (!) Menschen infolge einer dieser Komplikationen gestorben, im Schnitt also weniger als zwei pro Jahr. Alleine im Jahr 2021 summierte sich diese Zahl laut Kuhbandners Berechnungen auf insgesamt 512 Meldungen von Diagnosen nach einem der oben genannten Codes. Da diese Codes teilweise doppelt vergeben werden, liegt die Zahl der Todesfälle bei mindestens 256, was bezogen auf Durchschnittswert aus den Vorjahren einer Zunahme um mehr als das 140-fache entspricht.
Kritiker werden nun vor allem zwei Punkte einzuwenden haben und diesen Anstieg einerseits auf den neuen, erst seit dem 1. April 2021 verwendeten Code U12.9 sowie andererseits auf die deutlich höhere Gesamtzahl der Impfungen in Deutschland zurückführen wollen. Doch beide Argumente sind nicht haltbar und lassen sich schnell entkräften. Ohne den Code U12.9 wären die betreffenden Fälle wie bisher nach Y59.0/Y59.9 oder – je nach Symptomatik – einem der beiden T88-Codes zu klassifizieren gewesen.
Und wie sieht es beim allgemeinen Impfgeschehen aus? In Deutschland wurden in den Jahren 2016 bis 2020 pro Jahr im Schnitt rund 24,16 Millionen Impfungen verabreicht. Dies ergibt sich aus einer Anfrage des AfD-Bundestagsabgeordneten Martin Sichert vom 21. März 2022. Im Jahr 2021 wurden demzufolge 153,75 Millionen Impfungen gegen COVID-19 verabreicht, also etwas mehr als sechsmal so viele wie in den Vorjahren. Um auf der sicheren Seite zu sein, gehen wir für das Jahr 2021 von 180 Millionen Impfungen insgesamt (Corona plus alle anderen Impfungen) aus und kommen dann auf einen etwa um das 7,5-fache erhöhten Wert. Zur Erinnerung: Der Anstieg bei den Todesfällen liegt beim mehr als 140-fachen.
Sichert ging es bei seiner Anfrage im Frühjahr 2022 aber noch gar nicht um die Impftoten, sondern „nur“ um Nebenwirkungen. Und auch hier ergibt sich ein ähnliches Bild, wenn auch nicht in ganz so dramatischer Form. In den Jahren 2016 bis 2020 wurden im Schnitt rund 70.000 Impfnebenwirkungen pro Jahr gemeldet. Für das Jahr 2021 weisen die Daten hingegen knapp 2,5 Millionen solcher Fälle aus, was einer Zunahme um das mehr als 35-fache entspricht. Sowohl bei den Todesfällen als auch den (nicht zwingend tödlichen) Nebenwirkungen sind also exorbitante Anstiege zu sehen.
Paul-Ehrlich-Institut mauert und vertuscht
Wenn schon Destatis von mehr als 500 Impftoten im Jahr 2021 ausgeht, fragt man sich, welche Rolle das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) bei der Verharmlosung dieser Nebenwirkungen spielt und welche Motive dahinterstecken. Laut seines Sicherheitsberichts vom 7. Februar 2022 (Seite 9) wurden dem PEI für das Jahr 2021 zwar 2.255 Verdachtsfälle von „Nebenwirkungen mit tödlichem Ausgang“ gemeldet, als solche anerkannt wurden letztendlich aber nur 85 Fälle. Wie wenig Interesse dieses Institut daran hat, Licht ins Dunkel rund um den Daten-Dschungel im Zusammenhang mit den Corona-Impfungen in Deutschland zu bringen, wurde nicht zuletzt im Rahmen der jüngsten Debatte um die fragwürdigen KBV-Daten deutlich. Der Gesetzgeber verpflichtet das PEI eigentlich zur regelmäßigen Auswertung eben dieser Daten, doch diese unterbleibt seit nunmehr zwei Jahren. Warum?
Dazu muss man wissen, dass das PEI dem Bundesgesundheitsministerium unterstellt ist. Oberster Dienstherr ist also jener Karl Lauterbach (SPD), der lange Zeit propagiert hat, dass die Corona-Impfstoffe frei von Nebenwirkungen seien. An der massenhaften Erfassung von Impfschäden oder gar Todesfällen im kausalen Zusammenhang mit diesen „Impfungen“ kann in diesem Haus also keinerlei Interesse bestehen. Neben der politischen Verantwortung geht es aber auch um die Frage nach der Entschädigung der Impfopfer und ihrer Angehörigen. Hier türmt sich seit geraumer Zeit eine Klagewelle gigantischen Ausmaßes auf, die in den kommenden Monaten und Jahren noch einiges ans Licht bringen und wohl fast zwangsläufig dazu führen wird, dass die Verantwortlichen eines Tages doch noch zur Rechenschaft gezogen werden.
Hinweis: Der Artikel wurde am 22.12.2022 um 19:08 Uhr aktualisiert. In einer ursprünglichen Version war von 512 Impftoten und einer Zunahme um das 280-fache ausgegangen worden. Die irrtümliche Annahme beruht auf einer fehlerhaften Interpretation der vorliegenden Destatis-Daten. Es war übersehen worden, dass bei ein und demselben Patienten teilweise zwei ICD-10-Codes vergeben werden können, weshalb eine pauschale Aufsummierung nicht zulässig ist. Die tatsächliche Zahl der Todesopfer infolge einer Impfung liegt demnach bei mindestens 256 und die Zunahme im Vergleich zum Durchschnitt der Vorjahre bei „nur“ mindestens dem 140-fachen. An der alarmierenden Aussage des Artikels ändert dieser Umstand aber kaum etwas. Professor Christof Kuhbandner schrieb uns dazu: „Die unter dem Code U12.9 angeführten Todesfälle sind also eine Teilmenge der unter dem Code T88.1 angeführten Todesfälle, und man darf diese beiden Fallgruppen nicht aufsummieren. Meine bei Multipolar veröffentlichte Zählung enthält also einen Fehler: Es sind nicht insgesamt 512 Todesfälle mit der Todesursache Impfung in der Todesursachenstatistik des Stat. Bundesamtes aufgeführt, sondern „nur“ 294. Damit ist die Anzahl der impfbedingten Todesfälle im Vergleich zu den Vorjahren nicht um das 284-fache angestiegen, sondern „nur“ um das 163-fache.“
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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.
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