„Annalena Baerbock machen immer noch die Nachwirkungen ihrer Corona-Infektion zu schaffen. Die Außenministerin war Anfang Juni erkrankt. Jetzt sagt sie: ‘Es hat mich wirklich niedergestreckt, trotz Vierfachimpfung. Ich lag vier Wochen lang flach.‘“ Das ist heute bei Focus Online und in vielen anderen Medien so nachzulesen. Ich mache aus meinem Herzen keine Löwengrube, und darum möchte ich Ihnen nicht vorenthalten, was mein erster Gedanke war, als ich das las – auch wenn er den neudeutschen Straftatbestand der „politischen Ketzerei“ erfüllt: „Warum sagte sie ‘trotz‘ Impfung? Woher nimmt sie ihre Gewissheit, dass es nicht sogar an der Impfung liegen könnte?“ So weit, so ketzerisch mein erster Gedanke.
Tatsächlich gibt es ja durchaus kritische Experten, die der Ansicht sind, die Impfung mit mRNA, vor allem die mehrfach wiederholte, könne das Immunsystem schwächen. Friedrich Pürner, ehemaliger Gesundheitsamtschef in Bayern und als gelernter Arzt und Epidemiologe der bekannteste Corona-Dissident im Freistaat, schreibt denn auch auf Twitter zu der Baerbock-Meldung: „Vier Impfungen sind möglicherweise nicht die allerbeste Idee…“ Der Professor Stefan Homburg, ebenfalls als Corona-Dissident ständig diffamiert, kommentiert: „Über #LongVacc oder #LongCovid mag man streiten. Über die Schutzwirkung von vier Dosen eher nicht. Mal abwarten, wie es nach den drei nächsten Dosen ausschaut. Guten Flug!“
„#Djokovic gewinnt nach Corona-Infektion #Wimbledon2022. #Baerbock schafft trotz viermaligem Genuss die Treppe nicht mehr. Einer von beiden darf nicht nach Australien einreisen“, heißt es auf dem Account von „Dr. Lockdown Viehler„, der sich der Corona-Politik verschrieben hat. Wer den Schaden hat, muss vor allem bei Twitter nicht für den Spott sorgen, wie ein weiterer Kommentar zeigt: „Habe eben im Zug mit Annalena #Baerbock telefoniert, als der Schaffner mein Zugticket sehen wollte. Haben viel über die #Vierfachimpfung geredet und sind zum Schluss gekommen, dass die #Fünffachimpfung in Kombination mit einem #Tempolimit wohl besser gewesen wäre.“
An anderer Stelle ist zu lesen: „Warum ist Frau Baerbock eigentlich vierfach geimpft? Wenn Politiker sich Arzneimittel entgegen behördlichen Empfehlungen auf eigene Faust spritzen, dann hat das nicht gerade Vorbildcharakter. Und: Wer bezahlt eigentlich solche Impfungen?“ Viele Twitter-Nutzer nehmen die Meldung zum Anlass, den Nutzen der Impfung in Frage zu stellen.
So heftig ich die in meinen Augen völlig verfehlte Impfpolitik kritisiere, und so skeptisch ich der Corona-Impfung gegenüberstehe: Zum einen habe ich keinen Anspruch, im Besitz der Wahrheit zu sein. Zum anderen: Wer krank ist, wie jetzt offenbar Annalena Baerbock, hat keinen Spott verdient, sondern Mitgefühl und Genesungswünsche. Die ich ihr gerne ausspreche. Zuerst wollte ich hier schreiben: „Die Selbstverständlichkeit, mit der sie schreibt, es gehe ihr jetzt ‘trotz Vierfachimpfung‘ schlecht, finde ich erschreckend. Etwas weniger Selbstgefälligkeit bei der eigenen Überzeugung würde ich mir wünschen.“ Als ich diese zwei Sätze gerade geschrieben hatte, sagte ich mir: „Stopp! Da interpretierst du etwas in Baerbocks Aussage hinein, was da nicht steht.“ Vielleicht meint sie ja das „trotz Vierfachimpfung“ aufmüpfig. Als Kritik und Hinterfragen genau dieser Vierfachimpfung. Zugegeben – so eine Interpretation halte ich für wenig wahrscheinlich. Aber warum nicht einmal vom Positiven ausgehen? Auch wenn die Hoffnung, dass es zutrifft, und dass hier kritisches Hinterfragen statt tumbem Glauben ausgebrochen ist, wohl nicht allzu groß ist.
PS: Die Hoffnung ging gegen null, als ich später noch las, welche Botschaft Baerbock hinterherschickte: „Ich kann nur appellieren: Maske tragen, wo es nötig ist, und testen, testen, testen.“
PPS: Wichtig ist, sich immer bewusst zu machen, dass man auch als jemand, der den Corona-Impfungen sehr skeptisch gegenüber steht, selbstkritisch genug sein muss, immer wieder selbst die eigene Position kritisch zu hinterfragen. Sie keinesfalls zur Religion zu erheben. Und auf Fehler zu überprüfen. Allzu gerne würde ich mich mit meiner Skepsis irren. Doch die Hoffnung darauf wird ständig geringer statt größer.
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Text: br