In amerikanischen und britischen Medien, selbst bei der BBC und bei CNN oder dem Wall Street Journal, ist es ein großes Thema, in Deutschland herrscht wie so oft bei Themen, die nicht in die politische Agenda passen, kollektives Schweigen. Ausgerechnet die Journalisten, die vor Jahren noch groß über die angeblichen Russland-Verbindungen von US-Präsident Donald Trump berichteten, verschweigen jetzt Neuigkeiten, die die ganze Affäre in ganz anderem Licht erscheinen lässt. In der nicht mehr Trump der von Putin gesteuerte Bösewicht ist, wie das millionenfach in Funk und Presse hierzulande verbreitet wurde – sondern seine Konkurrentin Hillary Clinton eine ausgebuffte Intrigantin.
Als Zeuge vor Gericht sagte Michael Sussmann, der 2016 als Anwalt für Clintons Wahlkampagne tätig war, dass er persönlich einen Plan abgesegnet hat, nach dem man Trump mit falschen Anschuldigungen in Sachen Russland-Verbindungen diskreditieren wollte. Die Staatsanwaltschaft hatte zuvor Beweise vorgelegt, aus denen hervorgeht, dass Sussmann mit sogenannten „Cyber-Researchern“ und „Opposition-Researchern“ von der Firma Fusion GPS zusammengearbeitet hat, um solche Vorwürfe zu konstruieren und sie dann der Ermittlungsbehörde FBI zuzuspielen. Ein FBI-Agent sagte vor dem Gericht aus, dass Analysen der Behörden schnell zu dem Schluss kamen, dass die vermeintlichen Beweise unplausibel waren.
Die Staatsanwälte befragten auch Robby Mook, Clintons Wahlkampf-Manager, zu seiner Rolle bei der Weitergabe von Daten von angeblichen Verbindungen von Trump zur russischen Alfa-Bank an die Presse, wie das Wall Street Journal schreibt: Mook gab demnach zu, dass es dem Wahlkampfstab an Fachwissen fehlte, um die Unterlagen zu überprüfen; die Entscheidung habe schließlich der Politikberater Jake Sullivan getroffen. Bekannterweise ist der jetzt Präsident Bidens nationaler Sicherheitsberater. Clinton sei, so das Blatt, zu der Weitergabe der Daten an die Medien befragt worden und habe sie genehmigt. Die Story über die angeblichen Verbindungen des späteren Präsidenten zu der russischen Bank erschien dann in „Slate“, einer linksgerichteten Online-Publikation.
Sullivan schrieb im Oktober 2016 unter Erwähnung des Artikels in „Slate“: „Dies könnte die bisher direkteste Verbindung zwischen Donald Trump und Moskau sein.“ Clinton selbst tweetete die Erklärung von Sullivan mit folgendem Kommentar: „Computerwissenschaftler haben offenbar einen verdeckten Server aufgedeckt, der die Trump-Organisation mit einer in Russland ansässigen Bank verbindet.“
Das Fazit des Wall Street Journals: „Kurz gesagt, der Clinton-Wahlkampfstab hat die Trump-Alfa-Behauptung aufgestellt, sie an eine leichtgläubige Presse weitergegeben, die die Behauptungen nicht bestätigen konnte, sie aber trotzdem verbreitete, und dann die Geschichte so verbreitet, als sei sie eine seriöse Nachricht. Der Wahlkampfstab lieferte die Behauptungen auch an das FBI, was den Journalisten einen weiteren Vorwand lieferte, die Anschuldigungen als ernsthaft und vielleicht wahr darzustellen.“
Weiter heißt es in dem Blatt: „Der Großteil der Presse wird diese Nachricht ignorieren, aber die Russland-Trump-Geschichte, die Clinton abgesegnet hat, hat unserem Land enormen Schaden zugefügt. Sie brachte das FBI in Verruf, demütigte die Presse und führte zu einer dreijährigen Untersuchung, die ins Leere lief. Wladimir Putin hat nie auch nur annähernd so viel Schaden durch Desinformation angerichtet.“
Warum können Sie all das nicht in den großen Medien in Deutschland lesen – von denen Sie viele mit Ihren Gebühren zwangsfinanzieren müssen? Der Hang, nur noch selektiv Informationen wahrzunehmen und/oder zu verbreiten, die ins eigene Weltbild passen, hat ein Ausmaß erreicht, das beängstigend ist.
Bild: Marc Kluge/Shutterstock
Text: br
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