Von Daniel Weinmann
Sämtliche Konjunkturinstitute, Banken und Institutionen gehen davon aus, dass die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr schrumpft – als einzige der großen Volkswirtschaften im Euroraum. Die sogenannten „Wirtschaftsweisen“, wie sich der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung nennt, senkten ihre Prognose erst kürzlich auf minus 0,4 Prozent. Noch skeptischer geben sich das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung und das IfW Kiel, die ein Abschmelzen des Bruttoinlandsprodukts von 0,6 bzw. 0,5 Prozent voraussagen. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.
„Seit mehr als 25 Jahren geht es mit dem Standort Deutschland kontinuierlich bergab“, wetterte der frühere Infineon-Boss Ulrich Schumacher schon im August in der „Bild“-Zeitung. „Die letzten Hoffnungsschimmer waren die Reformen unter Kanzler Schröder, danach wurden Land und Wohlstand nur noch verwaltet und aufgebraucht. Vom Wirtschaftswunderland ist nicht mehr viel geblieben.“
Die jüngste Bestätigung der deutschen Misere kommt von Rödl & Partner. Laut der Herbst-Umfrage 2023 zum Weltmarktführerindex der Nürnberger Prüfungs- und Beratungsgesellschaft hat sich das allgemeine Geschäftsklima hierzulande in den vergangenen sechs Monaten signifikant verschlechtert. Der aktuelle Indexwert erreicht 38,6 Punkte auf einer Skala von 0 („schlechter geht es nicht“) bis 100 („besser geht es nicht“). Es geht demnach rasant abwärts in diesem Land: Im Frühjahr lag der Wert noch bei 52,1 Zählern.
»Die allgemeine Verunsicherung führt zu Investitionsverschiebungen«
Seit 2018 befragt Rödl & Partner zusammen mit der Universität St. Gallen die deutschen Weltmarktführer halbjährlich zu aktuellen wirtschafts- und finanzpolitischen Themen. Umfrageschluss der aktuell zwölften Befragung war am 5.November. Die Zahlen kommen dem Offenbarungseid der Ampelkoalition gleich: Mit lediglich 22,5 Prozent betrachtet nicht einmal jeder vierte Befragte die Lage als „akzeptabel“ und besser. Im Frühjahr waren es noch 82,5 Prozent.
Auf der anderen Seite beurteilen 77,5 Prozent das Geschäftsklima zwischen „schlecht“ und „schlechter geht es nicht“ (Frühjahr: 17,5 Prozent). Die Umfrageteilnehmer, die weltweit die Marktposition (im Umsatz) 1 oder 2 im relevanten Marktsegment innehaben müssen, bemängeln am Standort Deutschland neben der zunehmenden Bürokratie vor allem den Fachkräftemangel sowie die hohen Energiepreise und Produktionskosten. „Die allgemeine Verunsicherung führt zu Investitionsverschiebungen“, lautet das Umfrage-Fazit.
Die Frage: „Wie beurteilen Sie den Ausblick auf Ihre Geschäftstätigkeit im internationalen Markt?“ beantworteten knapp 40 Prozent mit „schwach“ bzw. „sehr schwach“ – gegenüber nur 11,1 Prozent im Frühjahr. 60,4 Prozent beschreiben die Perspektive mit „stabil“ und besser (Frühjahr: 88,9 Prozent).
»Eine Vier-Tage-Woche würde bei uns zur Aufgabe des Standorts Deutschland führen«
Mit Blick auf die Attraktivität der Zielregionen sehen 52,1 Prozent der Befragten weiterhin die USA als wichtigsten Markt, wobei Asien mit aktuell 39,6 nach 29,7 Prozent im Frühjahr weiter an Bedeutung gewinnt. Europa wird nur noch von 4,2 Prozent der Umfrageteilnehmer als attraktiv erachtet.
Zur Vier-Tage-Woche, die aktuell von vielen Adepten rotgrüner Wirtschaftspolitik als Arbeitsmodell der Zukunft propagiert wird, haben die hiesigen Weltmarktführer eine eindeutige Meinung: 94 Prozent können sich nicht vorstellen, eine Vier-Tage-Woche bei gleichem Gehalt in ihrem Unternehmen zu implementieren. Schon jetzt werden die Produktivität sowie Kosten aktuell als kaum noch wettbewerbsfähig gegenüber der internationalen Konkurrenz erachtet. „Eine Vier-Tage-Woche würde bei uns zur Aufgabe des Standorts Deutschland führen“, mahnt einer der Befragten.
Besonders peinlich für das Kabinett Scholz ist die Benotung der Wirtschafts- und Finanzpolitik. 81,6 Prozent (Frühjahr: 50,8 Prozent) verleihen ihr das Prädikat „mangelhaft“ und „ungenügend“. Darunter gibt jeder fünfte Befragte die Note 6. „Alles ist wichtiger als die Wirtschaft, dieser werden alle nur vorstellbaren Hindernisse in den Weg gelegt“, ätzt ein Firmenvertreter. Die Energiepolitik wird als katastrophal bezeichnet und „wichtige Themen wie Bildung, Infrastruktur, Verteidigung und Digitalisierung werden vernachlässigt zugunsten eines aufgeblähten Sozialetats“.
„Unsere Herbst-Umfrage zeigt, dass sich die deutschen Weltmarktführer vernachlässigt und nicht verstanden fühlen“, bilanziert Rödl & Partner-Geschäftsführer Christian Rödl. Um dem entgegenzusteuern seien Weichenstellungen aus dem politischen Raum dringend notwendig.
Von Rotgrün und einer zunehmend in die Bedeutungslosigkeit versinkenden einst liberalen FDP ist dies wohl kaum zu erwarten.
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Daniel Weinmann arbeitete viele Jahre als Redakteur bei einem der bekanntesten deutschen Medien. Er schreibt hier unter Pseudonym.
Bild: Shutterstock