Von Daniel Weinmann
Der Lack ist ab, die Nachfrage nach E-Autos geht weiter zurück. Wie das Kraftfahrt-Bundesamt an diesem Montag meldete, kamen im April knapp 29.700 Pkw mit reinem Batterieantrieb neu auf die Straße. Das war zwar im Vergleich zum Vorjahresmonat nur ein Minus von 0,2 Prozent. Dafür kam es im März mit knapp 30 Prozent weniger neu zugelassenen Stromern als ein Jahr zuvor besonders dick.
Dazu passt das ernüchternde Ergebnis einer Erhebung des deutschen Kraftfahrzeuggewerbes unter den ihm angegliederten 36.000 Autohäusern. Befragt nach ihren erwarteten Auftragseingängen schätzten 91 Prozent der Händler die Lage bei den privaten Auftragseingängen für E-Autos als „sehr schlecht“ (55 Prozent) oder „schlecht“ (36 Prozent) ein. Bei gewerblichen Kunden lag dieser Wert mit 83 Prozent nur wenig darunter.
„Wir sehen eine zunehmende Verunsicherung am Markt, was den Hochlauf der Elektromobilität betrifft“, konstatierte Verkehrsexperte Constantin Gall vom Beratungsunternehmen EY. „Kunden zweifeln an den Perspektiven von Elektroautos, wenn auch die Politik nicht mehr bereit ist, diese Technologie zu fördern.“
Klimaschädliches Tanken ist günstiger als Laden unterwegs
Deutlich besser sah es bei den erwarteten Verkäufen von Benzinern und Dieseln aus: Hier rechneten 30 Prozent der Händler im Privatkundenbereich mit einer „guten“ Auftragslage und 46 Prozent mit einer neutralen beziehungsweise gleichbleibenden Lage. Wenig förderlich für den Absatz der Stromer dürfte auch der kürzlich erschienenen „Ladesäulencheck 2024“ des Ökostromanbieters LichtBlick in Zusammenarbeit mit dem Datenlieferanten Statista sein.
Demnach kostet jede geladene Kilowattstunde Strom an öffentlichen Ladesäulen durchschnittlich 55 Cent an Normalladepunkten (AC) und sogar 66 Cent an Schnellladepunkten (DC). Somit fallen selbst bei einem Stromverbrauch von nur 20 kWh Kosten in Höhe von 11,10 bzw. 13,11 Euro für eine Strecke von 100 Kilometern an.
Wer ein Verbrenner-Fahrzeug mit einem Verbrauch von sechs Litern je 100 Kilometer sein Eigen nennt, zahlt hingegen nur 10,38 Euro. Beim günstigeren Diesel ist die Differenz noch größer. Die absurde Konsequenz: Klimaschädliches Tanken ist damit günstiger als Laden unterwegs.
Wirrwarr an verschiedenen Ladekarten und -Apps
Einer der Gründe: Der Durchschnittspreise pro geladener Kilowattstunde Strom ist im Vergleich zum letzten Ladesäulencheck angestiegen, obwohl die durchschnittlichen Kosten für Haushaltsstrom im selben Zeitraum gesunken sind. „Die Preise an den Tank- und Ladesäulen sorgen bei Autofahrern für Fehlanreize und fördern damit klimaschädliches Verhalten. Die Entwicklung ist fatal“, konstatiert LichtBlick-Chefjurist Markus Adam.
Der Ökostromanbieter nennt gleich einen weiteren Grund, der den Umstieg auf elektrisch betriebene Fahrzeuge unattraktiv macht: E-Mobilisten müssen insbesondere bei überregionalen Fahrten auf verschiedene Anbieter zurückgreifen, die wiederum jeweils unterschiedliche Zugangsmöglichkeiten wie Ladekarte oder App anbieten.
Die Folge sei ein Wirrwarr an verschiedenen Ladekarten und -Apps, die Kunden für den Startvorgang bereithalten müssten. „Für die Verkehrswende ist der breite Umstieg von Verbrenner- auf E-Autos ebenso unerlässlich wie verbraucherfreundliche Preise an öffentlichen Ladesäulen“, mahnt LichtBlick-Experte Adam.
Von Grün-Rot ist derweil nur eine weitere Erhöhung der Benzin- und Dieselpreise zu erwarten, um die teuren Stromer günstiger erscheinen zu lassen.
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Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.
Daniel Weinmann arbeitete viele Jahre als Redakteur bei einem der bekanntesten deutschen Medien. Er schreibt hier unter Pseudonym.
Bild: FlorianxGaertner IMAGO / Photothek