Wadephul will sich aufhängen lassen – in jeder Botschaft Außenminister setzt auf eigene Porträts – angeblich als „Verbindungszeichen“

Erst gestern habe ich hier zwei Artikel darüber geschrieben, wie unsere Politik zur Show verkommen ist, zu einer Bühne für Selbstdarstellung – wo sich Söder und Wüst Zickenkriege um Nikoläuse liefern und Annalena Baerbock ihre peinlichen Video-Inszenierungen als „Türöffner“ schönredet (siehe hier und hier). Und jetzt das – heute finde ich die Schlagzeile: „,Wenn Baerbock sich das getraut hätte’ – Wadephul will, dass sein Por­trät in Botschaften hängt“.

Wie bitte?

Hat unser Außenminister, die sich wie seine Vorgängerin auf Fettnäpfen spezialisiert hat, wirklich keine anderen Sorgen? Glaubt er wirklich, Deutschland brauche vor allem gute Bilder von ihm – nicht gute Außenpolitik?

Tatsächlich hängen in unseren Botschaften im Ausland traditionell Portraits des amtierenden Bundespräsidenten. Dass auch der Außenminister dort die Wand ziert, war bislang nicht üblich. Diese Anweisung geht aus einem internen Schreiben des Ministeriums an die Botschaften hervor – also unter der Verantwortung des CDU-Politikers.

Es geht noch weiter: „Es soll aber nicht irgendein Foto sein, und auch die Größe ist nicht frei wählbar“, schreibt die „Bild“: „In dem Brief wird genau beschrieben, in welchem Format das beigefügte Bild ausgedruckt und gerahmt werden soll.“

Die Begründung ist an Lächerlichkeit kaum zu überbieten und hat Bundesliga-Niveau: „Im Auswärtigen Amt verweist man darauf, dass man nur dem folge, was auch im Verteidigungsministerium üblich sei: dass ein Foto des Ministers – in diesem Fall Boris Pistorius (65, SPD) – an jedem Standort der Bundeswehr hänge.“

Geradezu rührend ist, wie die „Bild“ dann brav aportiert. „Mit Eitelkeit soll die Entscheidung von Wadephul (ist gerade auf China-Reise) nichts zu tun haben“, schreibt das Blatt.

Für wie dumm halten der Minister und die Zeitung die Menschen?

Man fühlt sich unweigerlich an spätsozialistische Zeiten erinnert, in denen Funktionäre an jeder Wand prangten – und es ebenfalls nie um Eitelkeit ging, sondern um ‘Verbundenheit mit dem Volk’.

„Für Wadepuhl und sein Haus sei es wichtig, die Auslandsvertretungen enger mit dem Ministerium zu verbinden“, so begründet die „Bild“, dass es sich nicht um Eitelkeit handeln soll: „Man wolle weg von dem Eindruck, dass sich manche Auslandsvertretungen wie ferne Satelliten gefühlt und auch so agiert hätten. Dabei soll nun offenbar ein Foto von ihm helfen.“

Wir leben in einem Irrenhaus. Mit Schauspielern statt Staatsmännern an der Spitze. Man stelle sich vor, Hans-Dietrich Genscher oder Klaus Kinkel wären auf die Idee gekommen, ihr Konterfei weltweit aufzuhängen – sie wären zu Recht ausgelacht worden.

Denn solche Bilder sind in Deutschland bzw. seinen Auslandsvertretungen nicht üblich. Und sorgen logischerweise in mancher Botschaft für Irritationen. Einige Diplomaten fragten sich, „ob der Schritt dem Ziel wirklich helfe – und was wohl los wäre, wenn Annalena Baerbock sich das getraut hätte“, wie es in dem Bericht heißt.

Wobei, wie mir ein Insider aus Berlin berichtete, die Grünen-Politikerin bei ihren Auslandsbesuchen sich vor allem für eines interessierte – für schöne Bilder von sich selbst. „Alles andere war für sie nebensächlich“, so der gut informierte Beamte. Inhalte, Protokoll, Vorbereitung: zweitrangig. Hauptsache: Fototermin.

Es passt ins Bild – im wörtlichsten Sinne.

Wie der Hammer auf den Nagel passt dazu ein Artikel-Ausschnitt, den mir fast zeitgleich ein Leser zuschickte. Er stammt aus dem Magazin des Bundes der Steuerzahler und trägt den bezeichnenden Titel: „Sie haben die Haare schön“. Dort steht schwarz auf weiß, was längst jeder ahnt: Es wird nicht nur inszeniert, sondern auch hemmungslos in sich selbst investiert – auf Staatskosten, versteht sich.

CDU-Kanzler Merz gab von Mai bis August über 12.500 Euro für Kosmetiker, Visagisten und Friseure aus. In drei Monaten. Wirtschaftsministerin Katherina Reiche, Baerbocks Nachfolgerin, kommt auf über 19.000 Euro – davon allein 8.324 Euro für die Reisen der Visagistin. Zusammen mit den übrigen Häusern hat der Staat in diesem Zeitraum über 58.000 Euro für das Styling seiner Minister verprasst. Und das war nur die Kosmetikabteilung.

Bei den Fotografen wird’s nicht besser: Vizekanzler Klingbeil liegt mit über 33.000 Euro vorn, Außenminister Wadephul selbst folgt mit rund 19.000 Euro. Insgesamt: 172.608 Euro – für Fotos! In nur wenigen Monaten.

Und das ist kein Unfall. Kein Versehen. Kein „PR-Ausreißer“. Es ist System. Politik wird zur Pose, die Bühne zur Botschaft, das Spiegelbild wichtiger als die Spiegelreflexion.

Was früher Überzeugung war, ist heute Outfit. Was einst Debatte war, ist heute Drehbuch.

Früher hängten Diktatoren ihre Bilder in Behörden auf. Heute tun es Demokraten – und nennen dann als Grund die „Verbindung“ zu den Beamten. Das kann man sich nicht ausdenken. Früher war die Frisur Privatsache. Heute müssen die Steuerzahler für das Glätteisen blechen.

Man will das nicht glauben. Aber man muss es zur Kenntnis nehmen. Und man muss darüber berichten.

Das alles wäre ja noch erträglich, wenn nicht gleichzeitig ein beunruhigendes Vakuum an Inhalten herrschen würde. Wenn Politiker, die so auf optische Wirkung bedacht sind, wenigstens auch politisch und wirtschaftlich wirken würden – im Sinne von Lösungen, Prinzipien, Führungsstärke.

Aber nein – es bleibt beim Posing. Ein (Wand-)Bild sagt eben mehr als tausend Taten.

Doch immer mehr Bürger merken das. Spüren die Leere hinter der Leinwand. Und das ist vielleicht die einzige Hoffnung in diesem grotesken Theater: Dass die Zuschauer irgendwann aufstehen, den Raum verlassen – und etwas anderes verlangen als das nächste Motiv aus dem Ministerium.

Vielleicht hängt ja irgendwann in jeder Botschaft auch ein Spiegel – dann kann der Minister gleich selbst überprüfen, ob er noch gut aussieht. Oder gleich ein Ringlicht. Für spontane Video-Statements auf dem Weg zur Kantine. Baerbock lässt grüßen.

❆ WEIHNACHTSGABE ❆
FÜR KRITISCHEN JOURNALISMUS

Im Dezember 2019 ging meine Seite an den Start – damals mit einem alten Laptop am Küchentisch. Heute erreicht sie regelmäßig mehr Leser als manch großer Medienkonzern. Und trotzdem: Der Küchentisch ist geblieben. Denn eines hat sich nicht geändert – meine Unabhängigkeit. Kein Verlag, keine Zwangsgebühren, keine Steuermittel. Nur Herzblut – und Sie.

Umso dankbarer bin ich, wenn Sie bei Ihren Weihnachtsgaben auch an mich denken. Jede Geste, ob groß oder klein, trägt mich weiter. Sie zeigt: Mein Engagement – mit all seinen Risiken, Angriffen und schlaflosen Nächten – ist nicht vergeblich.

1000 Dank dafür! Und eine frohe, besinnliche Advents- und Weihnachtszeit!

Der direkteste Weg (ohne Abzüge) ist die Banküberweisung:
IBAN: DE30 6805 1207 0000 3701 71.

Alternativ sind (wieder) Zuwendungen via Kreditkarte, Apple Pay etc. möglich – allerdings werden dabei Gebühren fällig. Über diesen Link

Auch PayPal ist wieder möglich.
Nicht direkt – aber über Ko-fi: Über diesen Link

(BITCOIN-Empfängerschlüssel: bc1qmdlseela8w4d7uykg0lsgm3pjpqk78fc4w0vlx)

Wenn Ihr Geld aktuell knapp ist – behalten Sie es bitte. Mir ist wichtig, dass niemand zahlen muss, um kritisch informiert zu bleiben. Ohne Ausnahme. Gleichzeitig bin ich umso dankbarer für jede Unterstützung, die keinen Verzicht abverlangt. Egal ob groß oder klein – jede Weihnachtsgabe ist ein wertvolles Geschenk für mich und gibt mir das, was in diesen Zeiten am kostbarsten ist: Motivation und Kraft.

Dafür: Ein großes Dankeschön– von ganzem Herzen!

Meine neuesten Videos und Livestreams

CDU-Außenminister gibt jetzt die Baerbock – Moral-Wahn statt Vernunft, und wir alle zahlen den Preis

Heute Bolz – morgen Sie? Warum diese Hausdurchsuchung ein gezieltes Warnsignal an uns alle ist

Real-Satire pur: Von der Leyen lobt Freiheit – und vor ihren Augen nimmt Polizei Kritiker fest

Bild: Screenshot Youtube

Bitte beachten Sie die aktualisierten Kommentar-Regeln – nachzulesen hier. Insbesondere bitte ich darum, sachlich und zum jeweiligen Thema zu schreiben, und die Kommentarfunktion nicht für Pöbeleien gegen die Kommentar-Regeln zu missbrauchen. Solche Kommentare müssen wir leider löschen – um die Kommentarfunktion für die 99,9 Prozent konstruktiven Kommentatoren offen zu halten.

Mehr zum Thema auf reitschuster.de