Warum die Lufthansa so woke ist Ein Insider-Bericht

Ein Gastbeitrag von einem Branchen-Insider, der anonym bleiben möchte

In letzter Zeit kann ich von vielen Passagieren einen gewissen Unmut feststellen, wenn es ums Reisen mit der Lufthansa geht. Selbst Herr Reitschuster hatte den ein oder anderen persönlichen Reisebericht veröffentlicht und die Kommentarspalten sind voll von Beschwerden über die Lufthansa. Häufig wird in solchen Kommentaren mit dem Wechsel zur Swiss gedroht, was nicht einer gewissen Ironie entbehrt, da diese Fluglinie teil der Lufthansa Group ist. Dort herrscht aber anscheinend noch die Schweizer Präzision.

Neben der Tatsache, dass Swiss die kleinere Fluglinie in dem Lufthansa Konzern ist, dadurch natürlich deutlich flexibler agieren kann und daher für weniger Ärger beim Passagier sorgt, sind auch teilweise die Flughäfen an der Misere mitschuldig. Gerade der Münchner Flughafen ist hier ein Paradebeispiel: neu, hochmodern, aber dennoch voll von Verspätungen, was auch an einer Kaskade von Subunternehmertum liegt (z.B.: Gepäck). Daran speziell ist zunächst einmal weder der Flughafen, noch die Lufthansa schuld, auch wenn die Vergabepraxis durchaus überdenkenswert wäre. Insourcing solcher essentieller Arbeiten zurück zum Flughafen oder zur Fluglinie wäre eine Option, um die Flugzeugabfertigung zu stabilisieren. Aber das ist nur ein Teil des Problems, denn das größte Problem ist wie häufig der sog. Wasserkopf im Unternehmen. Was das alles mit Diversität und Wokeness zu tun hat, versuche ich im Folgenden zu erklären.

EU Green Deal und ESG

Der Beginn allen Übels ist der sogenannte Green Deal der EU Kommission. Neben vielen anderen Punkten werden Banken in der EU gezwungen bei Vergabe von Krediten sogenannte ESG-Kriterien (Environmental, Social and Governance) zu erfüllen, also einfach gesagt: grüne, woke und (EU) konforme Kriterien zu erfüllen. Die Banken dürfen also keine Investitionen in Unternehmen tätigen oder Kredite an diese vergeben, die sich nicht diesen Kriterien beugen. No-Gos wären also die Förderung von fossilen Brennstoffen, Unternehmen ohne paritätische Besetzung, fehlende Propagierung von Diversität & Vielfalt, usw. Die Banken verlangen daher von den Unternehmen ein sogenanntes ESG-Reporting, wo nachgewiesen wird, dass entsprechend dieser Kriterien gehandelt wird. Wird nicht ein gewisser Mindest-Score erfüllt, wird man von Krediten abgeschnitten. Je besser der Score, desto besser das Kreditangebot, daher geringere Zinsen, also haben Unternehmen durchaus ein Interesse ihren Score zu maximieren.

Denken wir an dieser Stelle an die Lufthansa: Sie betreibt Flugzeuge, die mit fossilen Energieträgern (Kerosin) betrieben werden und egal, was sie macht, die Technologie wird sich in der nächsten Dekade nicht groß verändern können, da kein Flugzeugbauer der Welt zum heutigen Zeitpunkt eine Alternative produziert. Verbesserung in der CO2-Bilanz sind nur durch neue Flugzeuge möglich, für die man aber Milliardenkredite benötigt. Falls Sie sich fragen, warum Thyssen Krupp und VW so in der Krise stecken, denken Sie hieran, denn grüner Stahl, den keiner haben will und Elektrofahrzeuge ohne Markt sind u.A. ein Produkt dieser Regelung zur Verbesserung der CO2-Bilanz.

Den Bereich Governance beherrschen in der Regel alle deutschen Unternehmen gleich gut, da uns als Deutsche Organisation, Struktur und die Einhaltung von Regeln (Volkssport: Schlange stehen; vergleichen Sie das mal mit anderen Ländern) in die Wiege gelegt wurden. Hier gibt’s also kaum Verbesserungspotential nach oben.

Bleibt also nur die Möglichkeit im Bereich Social zu punkten, um den ESG-Score nach oben zu treiben. Dieser Bereich umfasst die Themen Diversität & Vielfalt, von vielen auch als Wokeness betitelt und diesen möchte ich an dieser Stelle etwas genauer beleuchten.

ESG-Scoremaximierung durch Woke-Projekte

Zunächst muss hier einmal vorweggeschickt werden, dass die Unternehmen, die in der Lufthansa Group gebündelt sind, die eigentliche Vielfalt abbilden: Swiss, Austrian Airlines, Brussels, Lufthansa Cargo, Lufthansa Passage (die Airline, die meist gemeint ist), Lufthansa Technik, Lufthansa Systems (IT) und viele mehr. Es ist natürlich auch selbstverständlich, dass es unter den ITlern und Technikern eher wenig Begeisterung für all das Woke gibt, denn wenn das IT-System zusammenbricht, sind höchstens die Art der Beleidigungen sehr divers, oder wenn die Toiletten an Board nicht funktionieren, oder der Flieger kaputt in der Wartungshalle stehenbleibt, interessiert sich niemand dafür, dass man leider eine interkulturelle Dialogschulung machen musste. Daher ist es wenig überraschend, dass im Konzern der Lufthansa Group und bei der Lufthansa Passage die Orchideenprojekte blühen. Gerade die Lufthansa Passage zieht den Gesamtkonzern in seinem Ergebnis runter, hat aber durch seine Größe zusammen mit der Lufthansa Group eine Macht über alle anderen Konzernbereiche. Hierdurch vollzieht sich die „Durchwokisierung“ anderer Konzernbereiche von oben nach unten.

Es ist daher nicht verwunderlich, dass überall Regenbogenflaggen gehisst werden, ein Flieger Lovehansa genannt wurde, Logos in Regenbogenflaggen umgeändert wurden, man den Pride-Month zelebriert, man in einem eigenen Umzugs-Wagen bei diversen CSDs mitfährt, Transgender-Beiträge im Intranet besonders hervorhebt und eine noch engere Zusammenarbeit mit der Anti-Diskriminierungsstelle von Ferda Ataman anstrebt. Es ist halt einfacher, Slogans, Präsentationen und Werbeauftritte mit Diversität & Vielfalt zu produzieren, als einen guten Service, pünktliche Flüge und zuverlässig zugestelltes Gepäck sicherzustellen.

Darüber hinaus werden auch Workshops abgehalten, wo die größten Talente der Lufthansa Group aller Konzernbereiche um die Welt fliegen (CO2-Bilanz?) und sich treffen, um über Diversität, Gleichheit und Inklusion nachzudenken. Arbeitskreise werden gegründet, hochbezahlte Mitarbeiter sitzen aus aller Welt zusammen, um über weitere Maßnahmen zu beraten. Interessant hierbei ist, dass dabei Amerikaner, Deutsche, Inder, Chinesen, Philippiner, Schweizer, Österreicher und Menschen vieler anderer Länder zusammensitzen, für dasselbe Unternehmen arbeiten und sich immer noch überlegen, wie man noch mehr Diversität reinbringt und wie rassistisch das Unternehmen doch immer noch sei. Was ist das Ziel? Aus jedem der 198 Länder mindestens einen Menschen im Unternehmen? Jedes der mittlerweile über 100 verschiedenen Gender im Unternehmen zu haben? Ist das Ziel wirklich: „Schnapp sie dir alle!“, wie im Pokemon Spiel, wo es der Sinn des Spieles war, mindestens jedes Exemplar einmal zu besitzen? Wie sieht die Zukunft eines solchen Unternehmens aus, wenn man erstmal einen Tag braucht, damit jeder einmal seine Pronomen aufsagen kann?

Anbiederung an Politik

Es sind natürlich nicht nur der EU Green Deal und ESG, die das Unternehmen Richtung Untergang à la get-woke, go-broke treibt. Leider sind es auch die Abhängigkeiten von der Politik. Da wäre die EU selbst, die entscheiden kann, wie die CO2-Taxonomie ausgestaltet wird, die jede Tonne ausgestoßenes CO2 des Flugverkehrs mit einem zusätzlichen Preis belastet. Ein Beispiel: Sie fliegen von München direkt in die USA, dann entfallen auf Ihrem Langstreckenflug CO2-Abgaben, die den Ticketpreis erhöhen. Steigen Sie vorher in Istanbul um, dann zahlen Sie die Abgabe nur von München nach Istanbul, aber nicht von Istanbul in die USA. Sie können je nach Ziel dadurch günstiger fliegen, haben aber mehr Strecke, eine längere Flugzeit und dadurch mehr CO2, was auch Carbon-Leakage genannt wird. Die EU erreicht also damit das Gegenteil von dem, was sie will, schädigt aber die Lufthansa damit zusätzlich. Auch zum Beispiel bei der Übernahme von Fluglinien (z.B. gerade die ITA durch die Lufthansa) hat die EU ein Wort mitzureden und kann solch ein Vorhaben blockieren. Es ist daher nur folgerichtig, dass nicht viel Kritik in Richtung EU kommen wird.

Auf nationaler Ebene muss man sich von Seiten der Lufthansa aber auch durchaus mit Kritik zurückhalten. Die Luftverkehrssteuer wurde in diesem Jahr bereits angehoben, was sich auch nochmal zusätzlich auf die Ticketpreise auswirkt. Aber auch unabhängig davon werden natürlich auch Flughäfen bzw. deren Ausbau oder Infrastrukturmaßnahmen von der Politik beeinflusst und können gänzlich blockiert werden.

Im Falle von Subventionen ist mir derzeit bezüglich der Lufthansa nichts bekannt, jedenfalls nichts Vergleichbares zu Thyssen Krupp oder VW. Natürlich gab es die Coronahilfen bzw. die Staatsbeteiligung, die aber wenigstens vollständig zurückgezahlt wurden und der Steuerzahler daran auch gut verdient hat. Es gibt unabhängig von Subventionen aber natürlich andere Druckmittel der Politik, wie Entzug von Verträgen, Streichung von Forschungsgeldern oder Erschwerung von Genehmigungen. Sie werden daher Robert Habeck niemals ohne ein Lächeln bei der Lufthansa sehen, da er gerne in Fliegern nachdenkliche Fotos schießt und einen auf dynamischen Jetset-Robert macht. Natürlich aber nur alleine oder umgeben von handverlesenen, wohlwollenden Journalisten, denn seinen eigenen Bürgern möchte er lieber das Fliegen aus Klimaschutzgründen verbieten.

Wann hat die Lufthansa ihren Bud-Light-Moment?

Wie zu Anfang erwähnt, haben viele Passagiere langsam die Nase voll von der Lufthansa und wandern ab, was sich auch an den schlechten Zahlen aller Airlines (bis auf Swiss) der Lufthansa Group zeigt, während die verbliebenen Bereiche Rekordeinnahmen erzielen. Natürlich ist das auch dem schlechten Service zu verdanken, aber auch die ständigen Belehrungen, die Regenbogenflaggen, die aufgesetzte Wokeness nerven die Passagiere und das Personal. Vor allen Dingen dann ganz besonders, wenn der einfachste Regelbetrieb nicht läuft. Es stellt sich am Ende die große Frage, ob sich die Lufthansa wie Harley Davidson und mittlerweile viele andere Unternehmen aus der USA von diesem Woke-Kult befreit und endlich zum Kerngeschäft – zuverlässige, pünktliche Flüge mit Service – zurückkehrt. Oder ob es erst ein Bud-Light-Moment bedarf, um zur Besinnung zurückzukehren.

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Bild: Screenshot Youtube-Video Lovehansa

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