Vergangene Woche habe ich hier berichtet, wie eine dubiose private Initiative von zwei ebenso dubiosen Journalisten eine „Floskel des Jahres“ kürt – und der polit-mediale Komplex das Ganze breit aufbläst (siehe hier). Es handelt sich dabei um eine klassische Spielart der Propaganda: Eine politisch genehme Initiative verkündet irgendetwas, was eigentlich völlig belanglos wäre, aber politisch nützlich ist, die Medien bauschen es auf, verschleiern, dass es ein Nicht-Ereignis ist, und in den Köpfen der Menschen bleibt etwas hängen. Man könnte das auch als Gehirnwäsche oder neudeutsch „Framing“ bezeichnen.
Im Fall der „Floskel des Jahres“ war es dieses Jahr der Begriff „Freiheit“, der diskreditiert werden sollte. Ganz im Sinne der Kultur-Revolutionäre, die unsere Gesellschaft grundlegend umbauen wollen und dabei sehr erfolgreich sind. Und die teilweise ganz offen einen „zerstörerischen Wandel“ der Gesellschaft als ihr Ziel ausgeben. Wie Raphael Thelen. Bis vor kurzem Autor für „Zeit“ und „Spiegel“ – und schon dabei mehr Aktivist als Journalist. Und jetzt ganz offen für die Klimakleber aktiv. Die „Letzte Generation“. Die ihren Extremisten ganz offen Gehalt für den Aufstand bzw. das Terrorisieren von Mitbürgern bezahlt, finanziert durch dubiose US-Geldgeber.
Rotgrüne Kultur-Revolutionäre
Heute wird nun die nächste Propaganda-Sau durch das Dorf der staatsnahen Medien getrieben. Diesmal durch den ideologischen Zwillingsbruder der „Floskelwolke“, die „zivilgesellschaftliche, sprachkritische Aktion Unwort des Jahres“ – allein schon die Bezeichnung klingt, als stamme sie aus der DDR. Was macht diese „Aktion“? Sie wählt jeweils das „Unwort des Jahres“. Da setzen sich ein paar rotgrüne Kultur-Revolutionäre zusammen, entscheiden, was ihrer strammen politischen „Haltung“ am meisten missfiel – und willfährige Medien verkünden das dann hoch offiziell und in einem Duktus und mit einer Wichtigkeit, als habe das Nobelpreis-Komitee getagt.
Das ist nur zu typisch für die Bundesrepublik Merkelscher Prägung: Ein Outsourcing von Aufgaben, die in der DDR der Staat übernahm. In diesem Fall: Sprachpolizei. In privaten Händen – aber dank Meistbegünstigungsklausel in den großen Medien bedeutungsmächtig. Heute kommt kaum ein Leser der großen Zeitungen und ihrer Internet-Portale oder Zuschauer und Hörer der öffentlich-rechtlichen Anstalten um den neuesten ideologischen Erguss der privaten Initiative herum.
Was diese diesmal entschieden hat, bringe ich ganz bewusst erst zum Schluss dieses Beitrags. Denn es ist austauschbar. Es sind jedes Jahr Begriffe, die der rotgrün-„woken“ Ideologie ein Dort im Auge sind, die diese „Initative“ zu diskreditieren versucht. Diesmal traf es das Wort „Klimaterrorist“, das von der „Aktion“, wie sich die Gruppe nennt, zum „Unwort des Jahres“ 2022 gekürt wurde. Der Hintergrund: Mehrere Politiker bezeichneten die „Letzte Generation“ als „Klima-RAF“. Was den Ideologen vor lauter Scheuklappen aber offenbar entging: Es war einer der Extremisten, der als erster diesen Vergleich gezogen hat.
Geradezu putzig ist die Begründung der privaten Sprachpolizisten für ihre Wahl: Der Ausdruck sei im öffentlichen Diskurs benutzt worden, um Aktivisten und deren Aktionen für mehr Klimaschutz zu diskreditieren. Phänomenal! Die Klima-Kleber haben die Meistbegünstigungsklausel in den großen Medien, man nennt sie „Klima-Aktivisten“ statt „Klima-Extremisten“, ihre Taten werden verharmlost, sie werden gehätschelt. Aber weil ein paar Journalisten und Politiker sich noch nicht haben gleichtakten lassen, versucht das nun die „Aktion“ zu tun.
Starker Tobak
Weiter schreibt die Jury: „Gewaltlose Protestformen zivilen Ungehorsams und demokratischen Widerstands würden so in den Kontext von Gewalt und Staatsfeindlichkeit gestellt.“ Kennen die Mitglieder dieser Jury das Strafgesetzbuch nicht? Kriminelle Nötigung, das Erzeugen von Staus, in denen Rettungsfahrzeuge steckenbleiben, als „gewaltlose Protestform“ zu verharmlosen, ist starker Tobak. Und grenzt an Anstiftung zu Straftaten. Als wirklich „gewaltlose Protestformen zivilen Ungehorsams und demokratischen Widerstands in den Kontext von Gewalt und Staatsfeindlichkeit“ bei den Corona-Demos gestellt wurden, hatte die Jury daran nicht nur nichts auszusetzen. Sie goss fleißig mit Öl ins Feuer. Und kürte nicht etwa „Corona-Leugner“ zum „Unwort des Jahres“ – sondern „Corona-Diktatur“.
Auf Platz zwei setzte die Jury dieses Jahr den Ausdruck „Sozialtourismus“. Woher dabei der Wind weht, ist klar. Bloß nicht das Tabu aufheben, dass über die Sogwirkung üppiger Sozialleistungen nicht geredet werden darf. Auf Platz drei platzierte sie den Ausdruck „defensive Architektur“. Er sei irreführend und beschönigend: Er bezeichnet Bauweisen, die verhindern, dass sich etwa Wohnungslose länger an öffentlichen Orten niederlassen können. Vielleicht haben die Sprachpolizisten Berlin im Blick, wo Obdachlose inzwischen fast allgegenwärtig sind. Frühere Unwörter des Jahres waren:
- freiwillige Ausreise
- Sozialtourismus
- Corona-Diktatur
- Klimahysterie
- alternative Fakten
- Gutmensch
Besonders bitter: Selbst konservative Medien wie die „Welt“ apportieren brav und berichten über die Entscheidung dieses privaten Vereins in einem offiziösen Duktus. Zum Fremdschämen. Das Blatt übernimmt einfach die Meldung der regierungstreuen „Deutschen Presseagentur“ (dpa). Die wächst immer mehr in eine Rolle, die an die Nachrichtenagentur TASS in der Sowjetunion erinnert: Sie verkündet die Linie der Partei – also der Grünen und ihrer Anhängsel. Zudem hetzt sie mit sogenannten „Faktenfindern“ gegen kritische Kollegen. Als Leitmedium wird sie von den meisten Medien für unfehlbar wie der Papst gehalten und kritiklos übernommen. In ihrem Beitrag zum „Unwort des Jahres“ findet sich keine einzige kritische Anmerkung zu dieser dubiosen „Aktion“. Das hat mit Journalismus nichts mehr zu tun. Es ist Propaganda pur. Der Duden definiert diese wie folgt: „Systematische Verbreitung politischer, weltanschaulicher oder ähnlicher Ideen und Meinungen mit dem Ziel, das allgemeine Bewusstsein in bestimmter Weise zu beeinflussen.“
dpa vermeldet brav über die Prinzipien der Aktion: „In Frage kommen Worte, die gegen die Prinzipien der Menschenwürde oder Demokratie verstoßen, die gesellschaftliche Gruppen diskriminieren oder die euphemistisch, verschleiernd oder irreführend sind.“ Vielleicht kann jemand eine Initiative gründen, die genau nach diesen Maßstäben – wegen Verschleierung und Irreführung, die „zivilgesellschaftliche, sprachkritische Aktion Unwort des Jahres“ zum Unwort des Jahres kürt?
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