Von Kai Rebmann
„Wie der Klimawandel uns krank macht“, überschreibt die Tagesschau einen Artikel, in dem es um eine neue Studie zu eben dieser Frage gehen soll. Dabei könnte oder sollte der Titel treffender eher so lauten: „Wie der Klima-Alarmismus uns krank macht.“ Weshalb, dazu liefert die ARD die passende Begründung in der Einleitung gleich mit, wenn auch unfreiwillig:
Demnach haben 72 Prozent von 573 Psychotherapeuten in einer aktuellen Umfrage angegeben, „dass ihre Patienten Sorgen bezüglich der Klimakrise äußerten. 41 Prozent dieser Therapeuten hatten mindestens einen Patienten, der die Behandlung aufgrund von Klimaangst, veränderter Gefühlslage und Depressionen begonnen hat“.
Im Klartext: Es reicht aus, nur einen einzigen solchen Patienten zu haben, um auf die entsprechende Fragestellung mit „Ja“ zu antworten. Für den ÖRR und andere willfährige Vertreter des medialen Mainstreams ist das ein gefundenes Fressen, um das Bild von „Klimaangst“ oder „Klimastress“ als neue Volkskrankheit zu zeichnen.
Umgekehrt gelesen bedeutet das aber auch, dass 244 von den 410 Therapeuten, deren Patienten „Sorgen bezüglich der Klimakrise“ äußerten, in ihren Praxen niemanden wegen „Klimaangst“ behandeln. Doch die Nennung dieser Zahl bzw. Größenordnung würde dem alarmistsichen Tenor des vorliegenden ARD-Artikels aber natürlich sofort den Wind aus den Segeln nehmen.
Engagement für Klimaschutz soll gegen 'Klimastress' helfen
Die Psychologin Lea Dohm erklärt gegenüber dem Deutschen Ärzteblatt, das die Umfrage veröffentlicht hatte: „Die Ergebnisse der Studie spiegeln wieder, was wir letztlich schon länger wissen: Die Klimakrise schadet unserer psychischen Gesundheit, unter anderem durch die belastende innere Auseinandersetzungen mit ihren Implikationen.“ Psychische Belastungen nicht nur durch Beschäftigung mit der Krise, sondern auch durch indirekte Folgen – klimawandelbedingte Hitze, Konflikte oder Erkrankungen – nähmen zu.
„Die wirksamste Therapie gegen Klimastress ist Klimaschutz“, floskelt Dohm. Und weiter: „Für die Behandlungen selbst empfehle ich mit Blick auf die enorm hohe Krankheitslast einen weiteren Ausbau an Gruppenangeboten und eine kritische, aber ergebnisoffene Prüfung KI-gestützter Versorgungsformen, um zukünftig möglichst vielen Menschen Hilfsangebote machen zu können.“
Andreas Meyer-Lindenberg, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) legt die Studie so aus: Mit jedem Grad steige auch das „Ausmaß an psychischen Störungen“. Angeblich um 0,9 Prozent pro Grad, sofern man dem Experten glaubt.
Weitere Studien zeigten, so Meyer-Lindberg, dass uns Hitze anfälliger mache für aggressives Verhalten im Straßenverkehr und den sozialen Medien. Sogar Hunde sollen immer bissiger werden je mehr das Thermometer nach oben klettert. Hitzewellen führten bei ohnehin schon psychisch Kranken zu einer Verdreifachung der Sterblichkeit, rechnet der DGPPN-Chef vor.
Noch ein Jahr nach dem Hurrikan „Katrina“ (2005) seien an der Golfküste in den USA „mehr als zwei Drittel der Bevölkerung mit einer posttraumatischen Belastungsstörung diagnostizierbar“ gewesen. Ein Anstieg von Angststörungen sowie Suchterkrankungen sei „auch lange danach“ noch zu verzeichnen gewesen, so Meyer-Lindberg.
'Klimaangst' – nur eine von vielen neuartigen Phobien?
Bei diesen Aussagen lohnt sich der Blick auf die Details. Der Psychiater spricht nicht davon, dass posttraumatische Belastungsstörungen bei zwei Dritteln der Bevölkerung tatsächlich diagnostiziert worden sind – solche seien lediglich „diagnostizierbar“ gewesen. Und das ist natürlich ein gewaltiger Unterschied. Die Therapeuten behandeln heutzutage alle möglichen Formen und Arten von Phobien, von denen unsere Eltern und Großeltern gar nicht wussten, dass es sie überhaupt gibt.
Das wird auch durch die Zahlen in der vorliegenden Studie untermauert. Den Autorinnen zufolge handelt es sich bei den Patienten, die wegen „Klimaangst“ behandelt werden, größtenteils um junge Erwachsene im Alter zwischen 19 und 34 Jahren. Um Angehörige jener Generation also, die für die dystrophischen Weltuntergangsszenarien der Klima-Alarmisten als besonders empfänglich gilt. Am häufigsten werden in diesem Zusammenhang Depressionen, Anpassungsstörungen sowie eine generalisierte Angststörung diagnostiziert. 80 Prozent der befragten Therapeuten sind demnach davon überzeugt, dass „klimawandelbedingte Sorgen“ bei ihren Patienten zu schwerwiegenden funktionellen Beeinträchtigungen führen können.
Dazu passt ein im vergangenen Jahr veröffentlichtes Positionspapier der DGPPN über Auswirkungen des Klimawandels auf die psychische Gesundheit, in dem allen voran posttraumatische Belastungsstörungen, Depressionen und Angststörungen aufgezählt werden. Weiter ist von einer möglichen Beeinträchtigung der Aufmerksamkeit, Rechenleistung und ähnlicher Gehirnaktivitäten die Rede.
An anderer Stelle erscheint die jetzt veröffentlichte Studie nicht immer ganz plausibel, oder – jedenfalls auf den ersten Blick – sogar etwas widersprüchlich. So gab knapp die Hälfte der Therapeuten an, nicht zu wissen, „wie sie mit solchen Problemen“ bei ihren Patienten umgehen sollen. Andererseits sehen sich aber rund 80 Prozent aufgrund ihrer therapeutischen Fähigkeiten ausreichend auf die Herausforderungen im Zusammenhang mit der neuen Klimaangst vorbereitet.
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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.
Bild: Tennessee Witney/ShutterstockBitte beachten Sie die aktualisierten Kommentar-Regeln – nachzulesen hier. Insbesondere bitte ich darum, sachlich und zum jeweiligen Thema zu schreiben, und die Kommentarfunktion nicht für Pöbeleien gegen die Kommentar-Regeln zu missbrauchen. Solche Kommentare müssen wir leider löschen – um die Kommentarfunktion für die 99,9 Prozent konstruktiven Kommentatoren offen zu halten.
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