Mein Interview mit Prof. Dr. Bhakdi hatte auf Youtube binnen anderthalb Tagen rund 120.000 Abrufe. Gerade bekam ich folgende Nachricht von YouTube: „Dein Video Bhakdi: ,Es gibt seit Wochen keine neuen Covid-19-Kranken mehr in Deutschland‚ wurde zur Überprüfung gemeldet. Bei der Überprüfung haben wir festgestellt, dass dein Video gegen unsere Richtlinien verstößt. Daher wurde dieses Video aus YouTube entfernt.
Ich bin fassungslos. Als mir Leser schrieben, „mal sehen, wie lange das Interview online ist“, habe ich offen gestanden gedacht, sie übertreiben, was die Zensur angeht. Offenbar haben sie das nicht. Ich bin seit einem Viertel Jahrhundert Journalist, aber inzwischen nehmen die Einschränkungen der Meinungsfreiheit bei uns Ausmaße an, die ich mir nie hätte ausmalen können. Youtube kann nicht nach Gutsherren-Art entscheidend, was ihm genehm ist oder nicht. Wegen seiner Quasi-Monopolstellung strahlen die Grundrechte auch auf das zu Google gehörende Unternehmen aus, so zumindest die Rechtsprechung in Deutschland. Die Meinungsfreiheit gilt also auch für YouTube.
Ich habe das Interview mit Prof. Bhakdi bzw. seine Aussagen im Nachgang noch einmal ausführlich geprüft – schon vor der Zensur. Der entsprechende Beitrag erscheint hier heute Mittag. Seine Skepsis ist nicht aus der Luft geholt, die Daten des Robert-Koch-Instituts werfen bei kritischer Prüfung viele Fragen auf.
In dem Interview habe ich mit Bhakdi darüber gesprochen, warum er in den großen Medien nicht zu Wort kommt. Dass er darüber hinaus jetzt auch noch im Internet zensiert wird, halte ich für schlicht schockierend. Ich finde, man muss hier rechtliche Schritte gegen YouTube prüfen. Wenn Sie mithelfen wollen, die Chancen dafür zu prüfen, wenn Sie selbst Jurist bzw. Anwalt sind, und wenn beitragen möchten, die Existenz dieser Seite mit ihrem kritischen Journalismus generell zu sichern, bitte ich um Ihre Unterstützung (siehe unten). Und ich denke, auch diejenigen, die Professor Bhakdis Meinung nicht teilen, sollten sich als aufrechte Demokraten dafür einsetzen, dass er sie äußern kann und in den großen Plattformen – und nur die sind entscheiden – keinen Maulkorb bekommt.
Ich empfehle Ihnen auch meinen Livestream zu der Zensur – hier geht es zu der Sendung.
*** Aktualisierung ***
Nach einer Entscheidung des Landgerichts Berlin von Ende September musste YouTube das Video wieder online stellen und die Verwarnung gegen mich zurücknehmen. Hier können Sie es (wieder) ansehen.
Meine Beschwerde an Youtube: Die Löschung ist willkürlich und widerrechtlich. Die Aussagen von Bhakdi sind sachlich. Und sie sind überprüfbar, einen Faktencheck veröffentliche ich heute auf meiner Homepage. Bhakdi beruft sich auf RKI-Daten. Sollen die gegen Ihre Richtlinien verstoßen? Dann müssten Sie auch das RKI zensieren.
Es besteht massives öffentliches Interesse an einem Diskurs über die Corona-Maßnahmen. Das zeigt die hohe Abrufrate des Interviews.
Es gibt nach deutscher Rechtsprechung eine „Ausstrahlungswirkung und mittelbare Drittwirkung“ der Grundrechte auch auf das Privatrecht. Sie können deswegen nicht einfach nach Belieben löschen. Wenn Sie das Video nicht wieder online stellen, erwäge ich die Beantragung einer einstweiligen Verfügung.
Binnen weniger als zwei Stunden kam die Zurückweisung der Beschwerde. Was genau YouTube Bhakdi bzw. mir vorwirft, ist auch weiter unklar. Wie in so einem Schnellverfahren eine ernsthafte Prüfung erfolgt sein soll, ist mir schleierhaft. Es ist wie in einem Kafka-Roman:
Bild: Boris Reitschuster
Text: br