Von Christian Euler
Das Geschäft mit Impfstoffen liegt weltweit im zweistelligen Milliarden-Dollar-Bereich und wächst rasant – obwohl über die langfristige Wirksamkeit und Sicherheit der Impfstoffe bisher wenig bekannt ist. Die nachstehende Grafik des US-amerikanischen Meldesystems für unerwünschte Impfreaktionen VAERS (Vaccine Adverse Event Reporting System) würde in normalen Zeiten sicherlich für Panik sorgen.
Doch in Corona-Zeiten ticken die Uhren anders. Panik entsteht offenbar vor allem dann, wenn die Impfung nicht schnell genug erfolgen kann. Angeheizt wird der heiß ersehnte Wunsch nach dem vermeintlich erlösenden Pieks gebetsmühlenartig von höchster Stelle.
„Der Weg aus der Pandemie sind Impfstoffe“, bekräftigte Bundeskanzlerin Angela Merkel erst jüngst anlässlich des gerade zu Ende gegangenen G7-Gipfels der führenden Industrienationen in Cornwall. Ihr britisches Gegenüber Boris Johnson hatte vor einer Woche die führenden Industrienationen aufgerufen, die Impfung der gesamten Weltbevölkerung bis Ende 2022 anzustreben.
Wenn die Staatsväter und -mütter so vehement für die Impfung eintreten, folgen ihre Schutzbefohlenen größtenteils kritiklos. Nur so scheint erklärbar, dass ein Arzt im hessischen Babenhausen mit seinem „offenen Impftag“ für einen Massenansturm sorgte.
Eigener Parcours, um den Zustrom zu lenken
Schon vor dem Start der Aktion am Samstagmorgen um acht Uhr haben sich nach Angaben des Bürgermeisters der südhessischen Stadt rund 1500 bis 2000 Menschen vor Ort eingefunden und sich in Warteschlangen eingereiht, berichtet die dpa. Die sehnsüchtig auf den „kleinen Pieks“ wartenden Leute seien teils bereits am Vortag angereist und hätten vor der Praxis ihre Zelte aufgeschlagen.
Ortsvorsteher Dominik Stadler rief dazu auf, nicht mehr anzureisen, da es im Stadtgebiet bereits zu erheblichen Verkehrseinschränkungen komme und die vorgesehenen Parkplätze voll seien. Der Andrang war so stürmisch, dass Polizei und Ordnungsamt eingesetzt werden mussten, um die Verkehrssituation unter Kontrolle zu halten. Um dem Zustrom Herr zu werden, sei ein Parkplatz eigens mit einer Art Parcours ausgestattet worden, so der Bürgermeister. Harmonika-Spieler Norbert Herbert alias „Happy-Man“ verkürzte den Wartenden unterdessen die Zeit mit einem Ständchen.
Allenfalls dem wiederauferstandenen Michael Jackson hätte vermutlich eine derartige Hagiographie wie dem hessischen Arzt zuteil werden können. Da dieser tatkräftige Unterstützung von einem größeren Team erhielt, konnten innerhalb einer Stunde rund 90 Menschen ihre Impfungen erhalten.
Manche von ihnen hatten sich Klappstühle, Hocker und Getränke mitgebracht. Selbst die hohen Temperaturen konnten die Vakzin-Aficionados nicht abhalten, doch sie forderten ihren Tribut: Einige Menschen mussten Beobachtern zufolge nach ihrer Impfung mit Kreislaufproblemen behandelt werden.
Zu Ausschreitungen oder gewalttätigen Drängeleien kam es nicht. Sämtliche Impfanwärter hielten sich an die Regeln, berichtet die dpa. Die Stimmung unter den Wartenden war dem Vernehmen nach friedlich und gelöst.
PS: Eine Leserin schrieb zu diesem Beitrag: „ Ich bin aus dem Ort in Babenhausenm wo die Massenimpfungen am Samstag waren… Die Leute sind schon am Abend zuvor um 22 Uhr mit einem Klappstuhl vor die Praxis und haben gecampt…“
Bild: Shutterstock
Text: ce
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