„Dekadenz – Jubelnd in den Untergang“ Der neue Film von Imad Karim

Von Christian Euler

Schon der Titel des jüngsten Werkes des libanesisch-deutschen Regisseurs und ehemaligem Fernsehjournalisten Imad Karim legt nahe, dass es vermutlich niemals ein Teil des von GEZ-Gebühren finanzierten öffentlich-rechtlichen TV-Programms sein wird: „Dekadenz – Jubelnd in den Untergang“.

Dabei bedient sich Karim einer ganzen Reihe von Einspielern aus Tagesschau, Bayerischem Rundfunk etc., um die Entwicklungen aufzuzeigen, die seit dem 8. Mai 1945 zur heutigen Situation geführt haben. Der kurzweilige Streifzug durch die Zeitgeschichte des Nachkriegsdeutschlands erzählt vom „langen Marsch der Sozialisten durch die Institutionen“ und den Warnungen davor durch Franz-Josef Strauß, von der deutschen Einheit, der nach links gerückten Republik und vom schleichenden Verlust der Werte der Aufklärung.

Mit den Dreharbeiten begann Karim bereits 2016, musste sie aber schon ein Jahr später aus Kostengründen abbrechen. Es war der Essay „Linker Ideologie-Fun-Park vor der Pleite“ des österreichischen Autors Werner Reichel, der ihn anspornte, seine Arbeiten im Januar fortzusetzen. Am 25. April wurde der Film fertig – und zwischenzeitlich über 226.000 Mal aufgerufen.

Geistige Heimat in Europa

Im Fokus steht die nach Meinung Karims „nach links gerückte Republik und der schleichende Verlust aufklärerischer Werte im westlichen Europa“. Dieses Europa war für ihn immer ein Kontinent, der eine Auseinandersetzung nicht scheute. “Die Europäer waren stolz auf ihre Länder und verteidigten sie stets gegen Bedrohungen. Weder die Pest noch die spanische Grippe konnten Europa bezwingen“, so der Regisseur.

Hier fühlte sich der gebürtige Libanese nach seiner Ankunft unmittelbar zu Hause. Das ist jetzt 44 Jahre her. „In Europa erkannte ich meine geistige Heimat und je mehr ich mich mit Europas Geschichte beschäftigte, desto stärker wurde meine Bindung zu diesem Kontinent“, blickt der Filmemacher zurück – und fragt sich: „War das vielleicht der Grund, warum ich mich in dieser Kultur direkt nach meiner Ankunft sofort zu Hause fühlte?“

Doch zwischenzeitlich, befindet der 62-Jährige, „scheint sich Europa in einen großen Freizeitpark verwandelt zu haben, in dem jeder alles sein kann.“ Zwar kapriziert sich Karim immer wieder auf die Zuwanderung. Ihm Fremdenfeindlichkeit vorzuwerfen, wäre jedoch deplatziert. Das zeigt allein ein Blick auf sein Team. Der Kameramann ist Deutsch-Russe, die Lichtfrau Deutsch-Kolumbianerin, der Tontechniker ein syrischer Kurde. Die Cutterin ist Deutsch-Russin, der Aufnahmeleiter Libanesisch-Kanadier und der Regieassistent ist Deutsch-Eritreer. Sprecher Pat Murphy schließlich, einer der besten seiner Zunft, ist ein Deutscher mit irischen Wurzeln.

Dystopischer Blick in die Zukunft

Die Motivation für seinen Film beschreibt Karim so: „Als ein in die Freiheit eingewanderter Filmemacher kann ich den Prozess des ideologischen Irrsinns, des verheerenden Untergangs und des Selbsthasses im Westen nicht aufhalten, aber ich kann ihn wenigstens dokumentieren.“ Es sei der Versuch, den nachfolgenden Generationen eine Antwort darauf zu geben, wie es zum Untergang des Westens kommen konnte.

Sein Blick in die Zukunft ist düster: „Noch herrscht eine heile Welt im Park. Alle scheinen sich nach dem großen Ziel, dem Ökosozialismus, zu sehnen. Doch wie jeder Sozialismus wird auch dieser scheitern. Und der linke Freizeitpark wird pleitegehen.“ Dann gebe es endlich wahre Gerechtigkeit. Denn „dann sind wir endlich alle gleich. Gleich arm, gleich hungrig, und alle gleichermaßen verzweifelt. Dann geht es wieder darum, worum es im echten Leben immer geht: ums Überleben.“

„Dekadenz – Jubelnd in den Untergang“ ist gleichermaßen bedrückend wie schonungslos. Wer die aktuelle Lage Europas – und speziell der Bundesrepublik – vor dem Hintergrund der jüngeren Geschichte einordnen will, sollte sich das neueste Werk vom Imad Karim nicht entgehen lassen.

Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut!

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Dipl.-Volkswirt Christian Euler widmet sich seit 1998 intensiv dem Finanz- und Wirtschaftsjournalismus. Nach Stationen bei Börse Online in München und als Korrespondent beim „Focus“ in Frankfurt schreibt er seit 2006 als Investment Writer und freier Autor u.a. für die „Welt“-Gruppe, Cash und den Wiener Börsen-Kurier.
Bild: Hermann Luyken/Wikicommons/CC0 1.0
Text: ce

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