Die Probleme mit dem Impfstoff von AstraZeneca bzw. dessen Nebenwirkungen reißen nicht ab. In einer Grundschule im niedersächsischen Buchholz findet aktuell kein Unterricht mehr statt, weil zu viele Lehrer nach der Impfung nicht mehr arbeitsfähig sind. „Der kommissarische Schulleiter der Grundschule musste alle Schüler am heutigen Montag beurlauben“, schreibt „Tichys Einblick“: Praktisch das gesamte Lehrerkollegium falle demnach wegen der Nebenwirkungen der am Wochenende erhaltenen AstraZeneca-Impfung aus. Den Angaben zufolge gibt es nur eine Notbetreuung bis 13 Uhr.
Interessant ist, dass sich in den großen Medien keinerlei Hinweis auf die Probleme an der Schule findet. Zumindest für die regionale Presse sollten Nebenwirkungen einer Impfung mit so weitreichenden Folgen wie einer faktischen Einstellung des Unterrichts in einer Schule einen Bericht wert sein. Eine Suche bei Google News mit den Stichworten „Buchholz“ und „Schule“ bzw. „Buchholz“ und „AstraZeneca“ ergab bei den großen Medien keinerlei Suchtreffer (Stand: Montag, 15. März, 13.15 Uhr).
Auf der Internet-Seite einer anderen Schule stand schon vorab am 10.3.: „Liebe Waldschuleltern, ich möchte Sie darüber informieren, dass am kommenden Wochenende ein Großteil der Lehrkräfte und Mitarbeiter/innen der Waldschule die erste Impfung gegen das Corona Virus erhalten wird. Auf die Terminvergabe haben wir als Schule keinen Einfluss. Da im Voraus leider nicht vorhersehbar ist, wie jede/jeder von uns die Impfung verträgt, ist unter Umständen mit einem großen Vertretungsaufkommen zu rechnen, Unterrichtsausfall in einzelnen Fällen könnte Anfang der nächsten Woche möglich sein.“
Diese Ankündigung spricht Bände über das Vertrauen in das Vakzin von AstraZenca. Der Impfstoff ist, anders als der etwa von BioNTech, ein sogenannter „Vektorimpfstoff“. Er verursacht häufig Komplikationen, die dazu geführt haben, dass in einer schwedischen Region die Impfungen sogar ausgesetzt wurden: In Sörmland sei es zu einer ungewöhnlichen Häufung von Nebenwirkungen gekommen. Dort waren 400 Krankenhaus-Mitarbeiter geimpft worden, ein Viertel der Geimpften hätte Nebenwirkungen gezeigt. Im Ergebnis herrschte daraufhin Personalnotstand, insbesondere wegen Krankenstand aufgrund von Fieber.
Aber Schweden ist kein Einzelfall für Auffälligkeiten mit dem Impfstoff von AstraZeneca: So endete etwa eine Impfserie unter Hamburger Feuerwehrleuten dramatisch. Es kam zu Personalnotstand, einzelne Feuerwehrleute litten unter Nebenwirkungen bis hin zu vorübergehenden schweren neuralgischen Ausfällen mit schlaganfallähnlichen Symptomen. Betroffene klagten über „Gliederschmerzen, Schüttelfrost, Kopfdröhnen und Schlappheit“.
Auch in anderen Bundesländern sind Probleme aufgetreten: So sollen 304 Angehörige des Dortmunder Rettungsdienstes geimpft worden sein. Am Folgetag fehlte ungefähr jeder vierte dieser Mitarbeiter wegen ähnlicher Symptomatiken, wie sie in Hamburg aufgetreten waren. Und es gibt weitere Fallbeispiele in Nordrhein-Westfalen (Bochum, Minden-Lübbecke) und im Bundesgebiet. Unter anderem die deutsche Feuerwehrgewerkschaft fordert Aufklärung, die Städte sollen die Zahlen der Impfnebenwirkungen offenlegen.
Wegen der fehlenden Akzeptanz von AstraZeneca forderte ein Experte öffentlich in der Bild-Zeitung, die Kanzlerin solle sich öffentlichkeitswirksam mit dem umstrittenen Vakzin impfen lassen. Ihr Sprecher Steffen Seibert lehnte das jedoch ab, als ich ihn in der Bundespressekonferenz danach fragte. Er verwies unter anderem darauf, dass Merkel 66 Jahre alt und der Impfstoff nur bis 64 Jahren empfohlen sei. Als sich eine Erhöhung des Höchstalters abzeichnete, und ich noch einmal nachfragte, ob Merkel jetzt ihre Einstellung geändert habe, antwortete Seibert, es bleibe bei seiner ursprünglichen Auskunft.
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Text: red