Ein Gastbeitrag von Gunter Weißgerber, Redner der Leipziger Montagsdemonstrationen 1989/90, Mitbegründer der Ost-SPD,Mitglied der freigewählten Volkskammer 1990, Mitglied des Deutschen Bundestages 1990-2009
Nach längerer Zeit war ich wieder einmal im Gartenmarkt vor den Toren Markkleebergs bei Leipzig. Der erste Eindruck vor dem Eingang machte stutzig. Es fehlte was. Richtig! Viele Jahre stand dort eine kleine Holzlaube, in der Bratwürste, Steaks usw. verkauft wurden. Und jetzt? Weg! Einfach weg, die Bude.
Wo sind die Menschen, die darin ihre wirtschaftliche und soziale Existenz sicherten? Wie viele solcher Existenzen gibt es inzwischen nicht mehr? Tausende? Hunderttausende Einzelschicksale und Familien? Wer interessiert sich überhaupt dafür? Corona-Hysterie sei ›Dank‹: Bratwurststand weg und Fleischkonsum im Keller. Wann gehen diese Menschen auf die Straße? Oder sind sie schon mit dabei in Berlin, Stuttgart, überall?
Die Künstlerwelt ist da besser dran. Sie kann sich noch Gehör verschaffen. Jedenfalls melden sich Haltungskünstler inzwischen zu Wort. Es geht an die Existenz, und die bestimmt das Bewusstsein, soll mal jemand gesagt haben. Haltung macht nicht satt und Adrenalin kann man nicht essen.
Viele beliebte Ü-60-Schauspieler finden nicht mehr statt. Corona-Hysterie sei ebenfalls ›Dank‹. Um sie zu ›schützen‹, wurden sie ausgemustert und auf Halde gelegt. Reich wurden sie zeitlebens mit ihrer Profession nicht. Dass sie nun in die Altersarmut abrutschen, macht den Helden des Anti-Corona-Kampfes offenbar keine Sorgen. Vom 8-Milliarden-Budget des Bundesrundfunks bekommen die jedenfalls nichts mehr ab. Das Geld kann jetzt in zusätzliche Beschulung der Bevölkerung fließen. Stichwort: Verlängerung der Propagandasendung Tagesthemen um tägliche fünf Minuten.
Um nicht missverstanden zu werden, jede bedrohte oder gar vernichtete Existenz geht mir nahe. Im Sinne Voltaires unterscheide ich anders als viele Haltungskünstler dabei nicht nach politischer Meinung. Dennoch komme ich nicht umhin festzustellen, es trifft zunehmend Mitmenschen, denen je nach vermeintlicher oder tatsächlicher Gesinnung die Existenz ihrer Mitbürger völlig egal ist. Gegen den großen Schnitter Corona inklusive widersprüchlicher und unlogischer Benimmvorschriften ist kein Kraut gewachsen. Die Melange aus Exekutive und sogenannter Vierter Gewalt kann nicht mehr jedem helfen. Selbst das 100-Millionen-Paket gegen rechts hat eine Obergrenze. Es ist wohl doch nicht möglich alle Bundesbürger zu kaufen. Das alte Rom war da besser dran. Getreide für alle war einfacher als Geld für alle.
Der große Schnitter Corona-Hysterie macht alle platt – unabhängig vom guten oder bösen Standpunkt. Auch die Alltagskultur wie die Pommesbude an der Ecke und Kleinkunst gehen flöten, sogar das Reisen in die weite Welt. Die wird ja jetzt rein geholt und macht den Reisewunsch sozusagen obsolet. Es wird grün und finster. War das Mittelalter nicht so? Andersdenkende sind auch schon Häretiker – selbst das passt zum Mittelalter.
Und jetzt der Hammer. Gesundheitsminister Jens Spahn höchstselbst tat es jüngst kund zu wissen: »Mit dem Wissen von heute hätte der Lockdown nicht so drastisch ausfallen müssen. Friseure und auch Einzelhandel müssten nicht mehr schließen, außerdem würde es auch keine Besuchsverbote in Pflegeeinrichtungen mehr geben. …« (Tagesspiegel am Weltfriedenstag 1. September 2020).
[themoneytizer id=“57085-1″]Was Jens Spahn, die gesamte Merkelmania samt den vielen RRGs in Deutschland erst jetzt wissen, das wussten die Häretiker um Prof. Bhakdi bereits vor dem MerkelSpahnSöderschen Lockdown. Statt diese Wissenschaftler mit in die Diskussion einzubinden, wurden diese jedoch zu Idioten erklärt. Entschuldigungen sind längst überfällig, Herr Spahn, Frau Merkel, Herr Söder, Herr Lauterbach! Der Windelindustrie halfen sie uneigennützig, noch heute kaufen viele Verängstigte sicherlich ihre wöchentlichen Windelrationen. Knapp wie Toilettenpapier wurden die wohl nicht. Erstaunlich. Als Besitzer mehrerer schwerwiegender Vorerkrankungen erlaube ich mir diese Sottise.
Seit dem Seebeben vor Fukushima erleben wir immer dasselbe: Angstmache, Hysterie, vermeintliche Rettung durch Frau Merkel. Fehler werden nicht zugegeben, stattdessen erschlägt uns die nächste Rettung. Der Wirtschafts-, Automobil-, Energie- und Forschungsstandort Deutschland wird seit Jahren unter der Kostümierung ›Ökologischer Umbau‹ zielstrebig zerstört. Auch ohne die Corona-Hysterie stürzte die Bundesrepublik nachhaltig ab. Corona gab nur einen weiteren Fangschuss. Das Wild ist bald erlegt und ich denk an die Bundesrepublik Deutschland in der Nacht…
Gunter Weißgerber war Montagsdemonstrant in Leipzig, Mit-Gründer der Ost-SPD und saß dann 19 Jahre für die SPD als Abgeordneter im Deutschen Bundestag. 2019 trat er aus der Partei aus. Der gelernte Bergbauingenieur ist heute Publizist und Herausgeber von GlobKult. Im Internet zu finden ist er unter www.weissgerber-freiheit.de. Dieser Beitrag ist auch beim GlobKult Magazin erschienen.
Text: gast