Von Daniel Weinmann
Ein fröhlich lächelndes schwarzes Mädchen mit lockigem Haar berührt mit seinem Zeigefinger ein Pflaster auf seinem Oberarm. Schaut her, ich bin geimpft – und ich bin außer mir vor Freude, scheint es zu sagen. Darüber steht in dicken Lettern: „Mehr Sicherheit für den Herbst und Winter.“
So wirbt das Gesundheitsreferat der Stadt München in Kindergärten für die Impfung. „Die in der EU zugelassenen Impfstoffe gegen das Corona-Virus sind sehr gut verträglich und haben eine hohe Wirksamkeit gegen einen schweren Krankheitsverlauf. Nebenwirkungen sind sehr selten“, postuliert der fünfseitige Infoflyer. Die Impfung vermittle einen „größtmöglichen individuellen Schutz vor schwerer Erkrankung“.
Diese hinterhältige Art, die Impfkampagne zu forcieren, kommt just zu einer Zeit, in der die Impfung für Kinder und Jugendliche in Dänemark und Großbritannien tabu ist. Impfungen von Kindern und Jugendlichen bis 18 sind in Dänemark seit dem 1. September eingestellt. „Wir haben dazugelernt und würden heute nicht mehr dasselbe tun“, bekannte Søren Brostrøm, Direktor der dänischen Gesundheitsbehörde, bereits im Juni. Was die Seuchenkontrolle angehe, habe das Impfen von Kindern nicht viel gebracht.
»Bei Kindern wiegt das Risiko von Nebenwirkungen besonders schwer«
In Großbritannien wiederum gibt es künftig keine Impfung mehr für Kinder, die seit dem 1. September fünf Jahre alt geworden sind – außer, wenn sie ein erhöhtes Erkrankungsrisiko haben oder mit jemandem zusammenleben, der immungeschwächt ist. Beide Länder tragen der Tatsache Rechnung, dass Kinder in Sachen Corona keine nennenswerte Rolle spielen.
„Nach allem, was wir inzwischen wissen, hat die Covid-Impfung für die große Mehrheit der Bevölkerung mehr Risiko als Nutzen“, gibt der Münchner Facharzt für Kinderheilkunde, Martin Hirte, gegenüber reitschuster.de zu bedenken. „Bei Kindern, die ja praktisch alle schon mit Corona infiziert waren, ist die Impfung völlig nutzlos, und das Risiko von Nebenwirkungen wiegt besonders schwer.“ Dass jetzt ausgerechnet Kinder zur Zielscheibe einer Impfkampagne gemacht werden, hält er für „kinderfeindlich und zutiefst unethisch“. Seine Forderung lautet daher: „Die Impfempfehlung für Kinder muss aufgehoben werden, so wie in Großbritannien und den skandinavischen Ländern.“
Selbst Impfverfechter Karl Lauterbach ist die Impfung für Kinder nicht geheuer. „In der Altersgruppe der Fünf bis Elfjährigen ist die Wirkung der Impfung mit BionTech gegen Omicron-Varianten enttäuschend niedrig ausgefallen. Das gehört zur Ehrlichkeit dazu. Hoffentlich wirken die angepassten Impfstoffe besser“, twitterte der Gesundheitsminister Mitte August.
Gesundheitsministerium gab falsche Kinder-Impfempfehlung ab
Der Mann, der sich seiner Ehrlichkeit rühmt, hatte Ende vergangenen Jahres immer wieder die Bedeutung von Impfungen für den Schutz von Kindern betont. Sein Ministerium warb stürmisch für die Impfung der Kleinsten – und instrumentalisierte die Ständige Impfkommission mit Aussagen, die so nie gesagt wurden.
Die Ständige Impfkommission beim Robert Koch-Institut empfiehlt die Impfung mit einem mRNA-Impfstoff für alle Kinder und Jugendlichen zwischen 5 und 11 Jahren und ab 12 Jahren“, hieß es auf der Website des Bundesgesundheitsministeriums. Tatsächlich hatte die Stiko den angeblich so heilsbringenden Piks Anfang Dezember lediglich für Kinder mit Vorerkrankungen oder mit Risikopatienten in ihrem Umfeld empfohlen.
Der Mediziner Martin Hirte, der Ende Mai 2021 aus Altersgründen seine über 30-jährige Praxistätigkeit beendet hat, zerlegt in einem aktuellen Beitrag auf seiner Website sämtliche Argumente der Impf-Adepten. „Es gibt keine Belege dafür, dass die Covid-Impfung bei Kindern und Jugendlichen das Risiko schwerer Covid-Erkrankungen senkt“, schreibt er etwa und bezieht sich dabei auf die Sokrates-Gruppe um den Lungenfacharzt Thomas Voshaar und den Internisten Matthias Schrappe sowie den amerikanischen Hämatologen, Onkologen und Gesundheitsforscher Vinay Prasad.
»Es gibt keine medizinische Indikation für eine Impfempfehlung für Kinder«
Gleich mehrere Datenanalysen bringen ihn zu dem Fazit, dass Impfnebenwirkungen auch bei Kindern häufig und relevant seien. „Das Nutzen-Risiko-Verhältnis der Impfung ist schlecht“, so Hirte. Es sei unethisch und fördere Diskriminierung, wenn Kinder aus konstruierten epidemiologischen Gründen zur Impfung gedrängt würden. Fragwürdige Modellierungen und evidenzfreie politische Maßnahmen seien keine Rechtfertigung für ein Impfprogramm.
Den Bundesgesundheitsminister lässt er durch die „Neue Zürcher Zeitung“ desavouieren: „Lauterbach ist der Beleg dafür, dass man trotz fortlaufenden Fehleinschätzungen als Experte gelten kann“, schrieb der Berlin-Korrespondent des Schweizer Traditionsblatts schon im Mai vergangenen Jahres: „Wer den Bürgern Angst einjagen will, hat ihr Vertrauen nicht verdient.“
Das Resümee von Kinder-Facharzt Hirte ist eindeutig: „Es gibt keine medizinische Indikation für eine Impfempfehlung für Kinder. Die Empfehlung ist rein politisch begründet. Das Faltblatt des Münchner Gesundheitsamts ist irreführend und sollte im Altpapier entsorgt werden.“
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Daniel Weinmann arbeitete viele Jahre als Redakteur bei einem der bekanntesten deutschen Medien. Er schreibt hier unter Pseudonym.
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