Abonnieren Sie hier völlig kostenlos und jederzeit abbestellbar mein Wochenbriefing – und/oder hier das Tagesbriefing.
Zuerst dachte ich an einen Witz, als ich die folgende Nachricht: „Forscher ließen eine Künstliche Intelligenz (KI) YouTube-Audiodateien auswerten. In den meisten Fällen konnte die KI feststellen, ob die Nutzer mit Omikron infiziert waren.“
Aber die Meldung in der „Berliner Zeitung“ ist keine Satire. Sondern Realität. Forscher der National Institutes of Health im US-Bundesstaat Maryland stellten demnach in einer Studie fest, dass die KI treffsicher herausfinden kann, „ob Stimmproben aus Youtube-Audiodateien Menschen mit oder ohne Omikron-Infektion gehörten“, so das Blatt: Die Genauigkeit der Auswertung deute auf eine „Omikron-spezifische Kehlkopfentzündung“ als subtiles Merkmal eines Infekts hin, so die Forscher.
Sie halten das für Kaffeesatzleserei? Offen gestanden ist das auch mein Eindruck. Als Laie. Ein Leser schrieb: „Genauso gut könnte auch an Hand der Wassertemperatur im Schwimmbad auf die Schuhgröße des Bademeisters geschlossen werden.“ Ich sehe es offen gestanden wie der Leser. Aber das ist heute sicher schon Ketzerei. Und wie gesagt: ich bin Laie. Und nicht immer kann man sich auf seinen gesunden Menschenverstand verlassen. Auf die Wissenschaft allerdings ebenfalls.
Aber zurück zur Studie.
Insgesamt wurden für diese 93 Stunden Audioaufzeichnungen untersucht, die von Youtube stammten. In bis zu 80 Prozent der Fälle konnte die Künstliche Intelligenz Infektionen erkennen. Die Forscher sehen dies als Beleg für „akustische Biomarker“ bei einem Covid-19-Infekt, so die Zeitung: „Bei den Varianten vor Omikron seien diese allerdings nicht so stark ausgeprägt. Auch sei die Studie lediglich ein früher Versuch, weitere Forschung sei notwendig.“
„Die randomisierte Auswertung der Audioproben kam zu einem akkuraten Ergebnis je nach verschiedenen Kriterien in bis zu 80 Prozent der Fälle“, heißt es in dem Artikel. „Bis zu 80 Prozent“ kann alles bedeuten. Und selbst 80 wären für harte Erkenntnisse zu wenig. Warum also so viel Aufsehen um so windige Ergebnisse?
Dann kommen Sätze, die mir Angst machen: „Langfristig hofft das Team jedoch auf schnelle, kostengünstige KI-Lösungen, um anhand von Social-Media-Inhalten die Entwicklung von Infektionstrends besser verfolgen zu können.“ Und: „Sollte die Genauigkeit der Modelle weiter verbessert werden, könnten sie künftig eine Alternative zu physischen Schnelltests bieten.“
Wo soll das hinführen? Kann man dann künftig nach einem Youtube-Video einen Besuch vom Gesundheitsamt bekommen? Oder eine SMS, dass man sich schnellstmöglich zum Testen begeben soll? Oder gleich in Quarantäne? Oder geht es noch weiter? Werden künftig Computer am Eingang zu Krankenhäusern oder gar Geschäften anhand der Stimme von Besuchern entscheiden, ob diese Einlass bekommen oder nicht?
Leider blendet die „Berliner Zeitung“, die gerade erst einen kritischen Bericht zu Impfungen gelöscht hat, solche Fragen ebenso wie prinzipielle Zweifel an der Methode völlig aus in ihrem Bericht, den mir ein aufmerksamer Leser zugeschickt hat.
Wenn Sie nun einwenden, dass meine Befürchtungen zu weit hergeholt sind, hoffe ich zwar, dass Sie Recht haben. Die Geschichte, vor allem die von Corona, zeigt aber, dass kaum ein Unsinn zu absurd ist, um ernst genommen zu werden. Und dass bei vielen – echten und vermeintlichen – technischen Neuerungen schlimme Befürchtungen wahr geworden sind. Nehmen Sie nur den PCR-Test. Der nach Ansicht seines Erfinders nie geeignet war, Infektionen nachzuweisen. Und ohne den nach Ansicht von namhaften Experten Corona als besonders heftige Grippewelle in die Geschichte eingegangen wäre – ohne „Maßnahmen“ (siehe meinen Text: „Österreichischer Wieler“: „Ohne PCR-Tests wäre Pandemie niemandem aufgefallen!“).
Corona hat leider gezeigt: Die Verschwörungstheorie von heute ist die Realität von morgen.
Vor Jahren warnte mich ein guter Bekannter, langjähriger deutscher Botschafter und eingefleischter Sozialdemokrat, dass die Vorherrschaft der großen Internet-Konzerne und moderne Technologien zu einem „Überwachungsstaat neuer Prägung“ führen konnten.
Damals nahm ich seine Warnung nicht ernst. Heute bin ich entsetzt, wie viel von dem, wovor er warnte, bereits eingetreten ist.
Für meine Arbeit müssen Sie keine Zwangsgebühren zahlen und auch nicht mit Ihren Steuergeldern aufkommen, etwa über Regierungs-Reklameanzeigen. Hinter meiner Seite steht auch kein spendabler Milliardär. Mein einziger „Arbeitgeber“ sind Sie, meine lieben Leserinnen und Leser. Dadurch bin ich nur Ihnen verpflichtet! Und bin Ihnen außerordentlich dankbar für Ihre Unterstützung! Nur sie macht meine Arbeit möglich!
Aktuell ist (wieder) eine Unterstützung via Kreditkarte, Apple Pay etc. möglich – trotz der Paypal-Sperre: über diesen Link. Alternativ via Banküberweisung, IBAN: DE30 6805 1207 0000 3701 71. Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut.
Mein aktuelles Video:
Bild: Shutterstock
mehr zum Thema auf reitschuster.de