Arbeitsplatz-Alarm: Jeder vierte Mittelständler denkt ans Aufhören Bricht das „Rückgrat der deutschen Wirtschaft“?

Von Daniel Weinmann

Erst kürzlich erhob sich an dieser Stelle die Frage, ob Bundeskanzler Olaf Scholz noch wahrnimmt, was wirklich in diesem Land geschieht. Statt des von ihm propagierten zweiten Wirtschaftswunders ist Deutschland in die Rezession gerutscht. Ebenso verquer ist seine Sichtweise zum Fachkräftemangel. In seiner Sommerpressekonferenz, die einem biederen Schaulaufen seiner Fürsprecher glich, erkannte er dieses Thema zwar als großes Risiko für den Standort Deutschland. Als Lösung gegen die Personalnot präsentierte er aber das neue Zuwanderungsgesetz.

Die Wirklichkeit sieht auch hier ganz anders aus, wie der Geschäftsführer des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft (BVMW), Markus Jerger, gegenüber tagesschau.de betonte: „Mehr als jedes zweite kleinere und mittlere Unternehmen in Deutschland kann freie Stellen langfristig nicht besetzen, weil qualifiziertes Personal fehlt.“ Auf gut ausgebildete Migranten scheint Jerger offensichtlich nicht zu bauen.

„Die Umfrageergebnisse sind mehr als nur ein Warnsignal“

Der Fachkräftemangel ist indes nur einer der Gründe, warum der Mittelstand hierzulande Alarm schlägt. Auch wegen der überbordenden Bürokratie, den hohen Energiekosten sowie den überdurchschnittlich hohen Steuern und Abgaben denken 26 Prozent der mittelständischen Firmen darüber nach, ihre Betriebe aufzugeben. Mehr als jeder fünfte Geschäftsführer (22 Prozent) zieht eine Verlagerung ins Ausland in Erwägung. Dies geht aus einer Umfrage des BVMW hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

„Die Ergebnisse unserer Umfrage sind mehr als nur ein Warnsignal“, schrieb der Verbandsvorsitzende Markus Jerger in einer Mitteilung. Wenn heimatverbundene, tief verwurzelte Unternehmer über das Aufgeben oder den Wegzug ins Ausland nachdächten, könne das niemanden kaltlassen. Dies bestätigt eine Umfrage des Marktforschungsinstituts Kantar Public. Danach erwägt mehr als jedes Vierte der befragten 150 deutschen Unternehmen, Produktionskapazitäten ins Ausland zu verlagern (Reitschuster.de berichtete).

465.000 mittelständische Unternehmen vor dem Aus

Der Verband fordert eine Stärkung des Mittelstands, um sich gegen die massive Abwanderung von Unternehmen zu stemmen. „Im vergangenen Jahr verlor der Standort Deutschland Direktinvestitionen in Höhe von netto 132 Milliarden Euro“, so BVMW-Landesgeschäftsführer Politik, Herbert Schulte, „folgen wir der Spur der Firmen, müssen wir feststellen, dass Deutschland gegenüber Nordamerika und Asien an Boden verliert.“

Es kommt noch dicker: Laut dem Nachfolge-Monitoring Mittelstand der Förderbank KfW werden in der Bundesrepublik bis 2025 voraussichtlich rund 465.000 mittelständische Unternehmen ihre Geschäftstätigkeit einstellen. Hauptgrund ist, dass die Eigentümer das Rentenalter erreichen und keinen geeigneten Nachfolger finden.

Es ist höchste Zeit zu handeln: Finden Bundeskanzler Scholz und sein Kabinett nicht schnell auf den Boden der Tatsachen zurück – oder werden von einer kompetenten Regierung ersetzt – droht das Rückgrat der deutschen Wirtschaft zu brechen.

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Daniel Weinmann arbeitete viele Jahre als Redakteur bei einem der bekanntesten deutschen Medien. Er schreibt hier unter Pseudonym.

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