Der real existierende Sozialismus hat sich dadurch ausgezeichnet, dass selbst die einfachsten Dinge knapp und zur Mangelware wurden und oft auch rationiert werden mussten. Ich habe das als westdeutscher Gaststudent in der damaligen Sowjetunion 1990 noch selbst erlebt. Umso mehr sträuben sich bei mir die Nackenhaare, wenn ich nun Beschlüsse wie den des Berliner Senats sehe, die Vergabe von landeseigenem Wohnraum künftig zu limitieren – und etwa Singles nur noch kleine Wohnungen zu vermieten. In einem freiheitlichen System reguliert so etwas der Markt – und nur da, wo Mangel und Misswirtschaft herrschen, muss der Staat mit „Rationierung“ – hier von Wohnraum – eingreifen. Das führt immer zu Bürokratie und Schwarzmarkt. Aber offenbar ist die Menschheit nicht lernfähig – oder zumindest der Teil von ihr, der in Berlin in der Regierung sitzt.
Und wo die sozialistische Rationierungswut schon einmal um sich gegriffen hat, da treibt sie illustre Blüten. Der Architekt Werner Sobek, selbst ernannter „Pionier der Nachhaltigkeit“, fordert einen weiteren Anschlag auf die Freiheit. Er wünscht sich ein grundlegendes Umdenken bei Komfort und Stromverbrauch. Auch das frei stehende Einfamilienhaus soll in seiner jetzigen Form nicht mehr gebaut werden, wenn es nach dem Willen Sobeks geht .
Dass 700.000 Wohnungen in Deutschland fehlen, will er nicht etwa durch einen Abbau der absurden Regulierungswut bekämpfen. Nein, wir benötigen nicht weniger Demokratie und Vorschriften, so Sobek, sondern „eine neue Angemessenheit in unserem Wohnen, vielleicht sogar eine neue Bescheidenheit“.
Honeckers Ideologen in der DDR hätten das auch nicht viel schöner sagen können.
„Wir müssen die Ansprüche an unsere Wohnungen senken“, so der Architekt in der „Welt“.
Aha! Weil unsere Ideologen in der Regierung überregulieren und vom Öko-Sozialismus mitsamt Weltklima-Rettung träumen, müssen die normalen Bürger ihr Leben umkrempeln.
Hatten wir das nicht schon mal?
Ja, sogar mehrfach, wenn auch meistens in etwas anderem Gewand. Im nationalen und im internationalen Sozialismus.
Weiter führt der Architekt aus: „Man kann nicht etwas einfordern, das nicht mehr bezahlbar ist und dessen Auswirkungen auf unsere Umwelt nicht mehr akzeptabel sind.“
Mit anderen Worten: Was die Politik zu teuer macht und für umweltfeindlich erklärt, davon soll der unmündige Untertan – früher Bürger – die Hände lassen.
Sobek stellt Fragen wie diese: „Ist es zumutbar, an wenigen Tagen im Jahr einen Pullover in der Wohnung tragen zu müssen? Früher konnte man sich das heutige Komfortniveau häufig nicht leisten. Waren die Menschen deshalb unglücklicher?“
Als einst Thilo Sarrazin den Energiespartipp gab, „einfach warm anziehen und die Heizung drosseln“, gab es einen bundesweiten Sturm der Empörung.
Heute, wenn genau der gleiche Vorschlag unter dem Deckmantel des „Klimaschutzes“ gemacht wird, stößt er offenbar auf Beifall.
Sobek sagt: „Ich kritisiere das Anspruchsdenken vieler Bürgerinnen und Bürger. Man muss seine Ansprüche in schwierigen Situationen wie der heutigen auch reduzieren können.“
Für die Partei, hätte man früher gesagt. Oder noch früher: fürs Vaterland.
Die Journalisten-Kollegen von der „Welt“ spielen Sobek willig die sozialistischen Bälle zu: „Das Einfamilienhaus scheint manchen mehr und mehr ein Störenfried, denn es ist Produkt individueller Wünsche. Sind Sie für ein Verbot neuer Einfamilienhäuser?“, fragen sie.
Der Architekt antwortet, er begrüße individuelle Wünsche: „Ja, das frei stehende Haus im Grünen ist für viele ein großer Traum.“ Aber: „Die Aufwendungen für die Infrastruktur, die erhebliche Baustoff- und damit auch Emissionsaufkommen erzeugen, sind in einer Einfamilienhaussiedlung fast doppelt so hoch wie bei einer engeren Bebauung. Die Distanzen von Haus zu Haus, die es nur bei frei stehenden Häusern gibt, müssen mit Straßen und Leitungen überbrückt werden. Wenn Sie dies vermeiden und auch die damit verbundene Bodenversiegelung reduzieren wollen, dann muss man Haus an Haus bauen.“
Soziale (Zwangs-)Einbettung
Auf die Nachfrage, wo dabei die soziale Dimension bleibe, antwortet der Architekt ebenfalls ganz im Geiste des Sozialismus: „Die Frage ist ja, ob die Wohnqualität im Sinne des Miteinanders nicht besser ist, wenn die Häuser Seite an Seite oder in anderer Form dichter stehen.“ Und weiter: „Der soziale Kontakt, das gemeinsame Gespräch ist doch aber der Kern der Gesellschaftsformung, unserer sozialen Einbettung, des In-der-Heimat-Seins.“
Wohin das in letzter Instanz führte, weiß jeder frühere Sowjetbürger: In der UdSSR wurden mehrere Familien zwangsweise in Gemeinschaftswohnungen gepfercht. Fast immer endete dieser unfreiwillige „Kontakt“ im Konflikt; zuweilen gar in Mord und Totschlag.
Um seine sozialistischen Ideen umzusetzen, empfiehlt der Architekt mediale Umerziehung: „Wir haben ein Problem mit der Vermittlung der Tatsachen, von deren Ursachen und Folgen. Ich schlage seit Jahren etwas ganz Einfaches vor: Eine Fernsehsendung namens „Der Achte Sinn“, jeden Freitag, 90 Sekunden vor den Tagesthemen. So wie man die noch nicht an das Autofahren gewohnten Deutschen Mitte der 1960er-Jahre zu einer Autofahrernation ausbildete, so kann man heute versuchen, die Zusammenhänge bei der Klimaerwärmung und deren Folgen auf Verstehbares herunterzubrechen. Wenn Menschen etwas nicht verstehen, verdrängen sie es, handeln sie nicht.“
Lenin hätte seine wahre Freude gehabt an solcher Polit-Erziehung.
Und auch am Vorschlag des Architekten, ein „Bürgerstromkontingent“ einzuführen: „Jeder Bürger hat Anspruch auf eine bestimmte kostenlose Menge Strom pro Jahr. Das Kontingent ist so bemessen, dass einerseits, die Netze stabil bleiben und dass andererseits, Heizen und Warmwasseraufbereitung in vernünftigem Maß bei zumutbarer Wohnungsgröße für Menschen mit niedrigem Einkommen kostenlos möglich sind. Also eine Art Wärmegrundsicherung für jeden und jede. Wer mehr verbraucht, weil er eine große Wohnung bewohnt oder eine Zweitwohnung besitzt, der muss den sich nach Angebot und Nachfrage regelnden Strompreis bezahlen.“
Diese Vorgehensweise wäre „ein zutiefst demokratischer und solidarischer Akt“, findet Sobek. Ich finde: Es wäre Sozialismus.
Und den hatten wir schon.
Das Problem ist nicht, dass – wohl selbst überaus wohlhabende – Intellektuelle wie Sobek, der in seinem Interview auch stramm rot-grün gendert („Studierende“), sozialistische Ideen verbreiten. In einer freiheitlich-pluralistischen Demokratie (die wir leider nicht mehr sind) ist das eine Selbstverständlichkeit. Das Problem ist, dass Ideologen wie Sobek an den Schalthebeln in Politik, Medien und Teilen der Wirtschaft sitzen. Und die Mehrheit das apathisch hinnimmt.
PS: Besonders interessant ist, wie der Sozialismus-Vorkämpfer, der den Menschen Einfamilienhäuser vorenthalten will, selbst lebt. Der Spiegel schrieb 2004: “ Werner Sobek, Ingenieur und Architekt, wohnt mit seiner Familie in einem komplett durchsichtigen Ding namens R 128 – einem zwölf Meter hohen Turm aus Glas, der im satten Grün eines Abhangs steht. Nichts verstellt den Blick hinunter auf die Ziegeldächer im Tal…
Allein sein Wohnhaus, der Kubus in der Römerstraße 128 (deshalb R 128), ist vielfach preisgekrönt…
Auch im ‘Atlas of Contemporary World Architecture‘, einem acht Kilogramm schweren, soeben publizierten Nachschlagewerk des Phaidon-Verlags, wird Sobeks Haus als herausragendes Beispiel neuer Architektur gefeiert…“
„Baunetz-Wissen“ schreibt über Sobeks Wohnhaus:
„Für sich und seine Familie plante er am Rande des Talkessels von Stuttgart, unmittelbar in einer Frischluftschneise an einem extremen Steilhang ein Versuchshaus…
Das 1999/2000 errichtete Haus R128 kann kaum eingesehen werden, so dass der transparente ‘Einraum‘ sich offenherzig zeigen kann. Vier Geschosse hoch, erfolgt der Zugang ins Haus über eine abenteuerlich feingliedrige Brücke, die an die oberste Ebene führt, von der aus sich ein atemberaubender Blick über Stuttgart bietet. In dieser Ebene befinden sich Küche und Essbereich. Nach unten schließen sich Wohn- und Schlafebene sowie ein Kinderzimmer mit Technikbereich an.“
Ansehen können Sie sich das Haus hier.
Unter Beschuss – aber umso wichtiger ist Ihre Unterstützung!
„Verschwörungsideologe“, „Nazi“ oder „rechter Hetzer“: Als kritischer Journalist muss man sich heute ständig mit Schmutz bewerfen lassen. Besonders aktive dabei: die öffentlich-rechtlichen Sender. Der ARD-Chef-Faktenfinder Gensing verklagte mich schon 2019, der Böhmermann-Sender ZDF verleumdete mich erst kürzlich als „Verbreiter von Verschwörungserzählungen“ – ohne einen einzigen Beleg zu benennen, und in einem Beitrag voller Lügen. Springer-Journalist Gabor Steingardt verleumdete mich im „Focus“, für den ich 16 Jahre lang arbeitete, als „Mitglied einer Armee von Zinnsoldaten“ und einer „medialen Kampfmaschine“ der AfD. Auf Initiative des „Westdeutschen Rundfunks“ wurde ich sogar zur Fahndung ausgeschrieben. Wehrt man sich juristisch, bleibt man auf den Kosten in der Regel selbst sitzen. Umso wichtiger ist Ihre Unterstützung. Auch moralisch. Sie spornt an, weiter zu machen, und nicht aufzugeben. Ich danke Ihnen ganz herzlich dafür, dass Sie mir mit Ihrem Beitrag meine Arbeit ermöglichen – ohne Zwangsgebühren und Steuergelder.
Aktuell sind (wieder) Zuwendungen via Kreditkarte, Apple Pay etc. möglich – trotz der Paypal-Sperre: über diesen Link. Alternativ via Banküberweisung, IBAN: DE30 6805 1207 0000 3701 71. Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut.
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Weil er aus Verzweiflung über Corona-Maßnahmen auf Staat schimpfte: 1500 Euro Strafe für Studenten.
Bild: Shuttesrtock