Es ist ein Musterbeispiel für eine der vielen DDR-Traditionen, die mit Angela Merkel in der Bundesrepublik Einzug gehalten haben (wie etwa auch die Bezahlung von Friseuren für Politiker durch den Steuerzahler): Angebliche „Nicht-Regierungsorganisationen“, die mit Geld der Regierung und in deren Sinne Politik machen und Stimmungen schüren. Ein Outsourcing von Aufgaben, die in der DDR der Staat und seine Geheimdienste übernahmen. In diesem Fall geht es um die Sprachpolizei.
Genauer gesagt: die „zivilgesellschaftliche, sprachkritische Aktion ‚Unwort des Jahres‘“. Allein schon die Bezeichnung klingt, als stamme sie aus der DDR. Was macht diese „Aktion“? Sie wählt jeweils das „Unwort des Jahres“. Da setzen sich ein paar rot-grüne Kultur-Revolutionäre zusammen, entscheiden, was ihrer strammen politischen „Haltung“ am meisten missfiel – und willfährige Medien verkünden das dann hochoffiziell und in einem Duktus und mit einer Wichtigkeit, als habe das Nobelpreis-Komitee getagt.
Heute kommt kaum ein Leser der großen Zeitungen und ihrer Internet-Portale oder Zuschauer und Hörer der öffentlich-rechtlichen Anstalten um den neuesten ideologischen Erguss der privaten Initiative herum.
Dieses Jahr entschied sie sich für das Wort „Remigration“ als Unwort des Jahres 2023 – obwohl es erst im Jahr 2024 breit bekannt wurde. Die „Aktion“ leistet sich damit ein klassisches sprachpolizeiliches Eigentor, wie Josef Kraus sehr treffend auf dem Portal „TE“ schreibt: „Mehr PR konnte sich der ‚Identitäre‘ Martin Sellner nicht wünschen.“
Tatsächlich will Sellner, der einen Vortrag hielt bei dem zum „Geheimtreffen“ hochstilisierten Treffen von einigen politischen Köpfen am Lehnitzsee, das Wort und die Idee „Remigration“ seit langem in den Köpfen der Menschen verankern. Womit ihm nun die „Aktion“ sehr hilft.
Sellner bejubelte denn auch sofort die Wahl seines Begriffes zum „Unwort des Jahres“. Auf Telegram schrieb er: „Wie jeder seit langem weiß, ist das ‚Unwort‘, das die woke Jury kürt, eigentlich immer ‚Wort des Jahres‘. ✈️ ✈️ Sorgen wir dafür, dass es auch das Wort des Jahres 2024 und die Tat des Jahres 2025 wird!“
Tatsächlich hatte die „Aktion“ bereits 2006 den unschuldigen Ausdruck „freiwillige Ausreise“ als Unwort gewählt und damit zu stigmatisieren versucht.
Merkels Sprachpolizisten begründen ihre Wahl diesmal wie folgt: „Der Ausdruck Remigration ist ein vom lat. Verb remigrare (deutsch ‚zurückwandern, zurückkehren‘) abgeleitetes Fremdwort. Das Wort ist in der Identitären Bewegung, in rechten Parteien sowie weiteren rechten bis rechtsextremen Gruppierungen zu einem Euphemismus für die Forderung nach Zwangsausweisung bis hin zu Massendeportationen von Menschen mit Migrationsgeschichte geworden. Die Jury kritisiert die Verwendung des Wortes, weil es 2023 als rechter Kampfbegriff, beschönigende Tarnvokabel und ein die tatsächlichen Absichten verschleiernder Ausdruck gebraucht wurde. Der aus der Migrations- und Exilforschung stammende Begriff, der verschiedene, vor allem freiwillige Formen der Rückkehr umfasst (darunter die Rückkehr jüdischer Menschen aus dem Exil nach 1945), wird bewusst ideologisch vereinnahmt und so umgedeutet, dass eine – politisch geforderte – menschenunwürdige Abschiebe- und Deportationspraxis verschleiert wird.“
Dass sich die Sprachpolizisten damit selbst entlarven, fällt ihnen gar nicht auf. Denn sie bestätigen ja explizit, dass es sich um einen Begriff aus der „Migrations- und Exilforschung“ handelt, „der verschiedene, vor allem freiwillige Formen der Rückkehr umfasst“.
Selbst die Ämter betreiben diese Remigration, wenn auch weitgehend erfolglos, wie erst kürzlich eine Insiderin hier auf meiner Seite erzählte (siehe hier).
Ein Treppenwitz der diesjährigen Entscheidung: „Gastjuror“ war ausgerechnet Merkels erster Generalsekretär Ruprecht Polenz, ein unentwegter Vorkämpfer für Rot-Grün im CDU-Schafspelz. Er schrieb: „Der harmlos daherkommende Begriff Remigration wird von den völkischen Nationalisten der AfD und der Identitären Bewegung benutzt, um ihre wahren Absichten zu verschleiern: die Deportation aller Menschen mit vermeintlich falscher Hautfarbe oder Herkunft, selbst dann, wenn sie deutsche Staatsbürger sind. Nach der Wahl zum Unwort des Jahres sollte diese Täuschung mit Remigration nicht mehr so leicht gelingen.“
Was für eine Mischung aus Täuschung und Selbsttäuschung. Wenn Polenz seinen politischen Opponenten unterstellt, sie wünschten sich die „Deportation aller Menschen mit vermeintlich falscher Hautfarbe oder Herkunft“, ist das Diffamierung vom Übelsten. Die Lebensgefährtin von Alice Weidel ist aus Sri Lanka. Soll Weidel ihre Deportation fordern? Was für eine üble Propaganda von Polenz!
Die Selbsttäuschung wiederum besteht darin, dass der rot-grüne Christdemokrat und seine Mit-Glaubenskrieger aus der Sprachpolizei-Jury ganz offensichtlich in ihrem ideologischen Elfenbeinturm die Stimmung in der Bevölkerung völlig falsch einschätzen. Die Wahl von „Remigration“ zum „Unwort des Jahres“ wird dieses nämlich nicht tabuisieren – sondern es noch bekannter machen und noch mehr Menschen auf die Idee bringen, dass dies gar keine schlechte Idee sei. Zur Erinnerung: Selbst im Koalitionsvertrag steht der Satz, „wir starten eine Rückführungsoffensive“.
Tatsächlich wählen die Sprachpolizisten der „Unwort-Aktion“ jedes Jahr Begriffe zum „Unwort“, die der rot-grün-„woken“ Ideologie ein Dorn im Auge sind. Auf Platz zwei und drei der „Unwort“-Liste dieses Jahr: Sozialklimbim und Heizungs-Stasi. Letztes Jahr traf es das Wort „Klimaterrorist“. Der Hintergrund: Mehrere Politiker hatten die „Letzte Generation“ als „Klima-RAF“ bezeichnet. Was den Sprachpolizisten vor lauter Scheuklappen aber offenbar entging: Es war einer der Extremisten, der als Erster diesen Vergleich gezogen hat.
Frühere Unwörter des Jahres waren:
- freiwillige Ausreise
- Sozialtourismus
- Corona-Diktatur
- Klimahysterie
- alternative Fakten
- Gutmensch
Besonders bitter: Selbst früher konservative Medien wie die „Welt“ apportieren brav und berichten über die Entscheidung dieses privaten Vereins in einem offiziösen Duktus. Zitat: „Die Wahl könnte aktueller nicht sein: ‚Remigration‘ ist von einer Jury als ‚Unwort des Jahres‘ verkündet worden. Anlass auch für Bundeskanzler Olaf Scholz zu betonen: ‚Wer hier lebt, hier arbeitet und sich zu den Grundwerten unserer Demokratie bekennt, gehört zu uns.‘“. Das Blatt übernimmt einfach die Meldung der regierungstreuen „Deutschen Presseagentur“ (dpa). Und klärt gar nicht den Widerspruch auf, dass das „Unwort“ eben zu aktuell ist: Ein Begriff, der eben erst 2024 breite Wellen schlug, wird zum Unwort des Jahres 2023 gekürt – weil die politische Agenda offenbar Eile erforderlich macht.
Die breite Berichterstattung der großen Medien über die private „Aktion“ und ihr Unwort hat mit Journalismus nur noch wenig zu tun. Es ist Propaganda pur. Der Duden definiert diese wie folgt: „Systematische Verbreitung politischer, weltanschaulicher oder ähnlicher Ideen und Meinungen mit dem Ziel, das allgemeine Bewusstsein in bestimmter Weise zu beeinflussen.“
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