„Fußball und Politik sollten nicht vermischt werden“ – jetzt auf einmal Heuchelei und Moral-Imperialismus im Quadrat

Können Sie sich noch an die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar erinnern? Die wurde in Deutschland bis zum Exzess politisiert. Schon Wochen vorher war die Regenbogen-Binde für die Nationalmannschaft ein allgegenwärtiges Thema in den deutschen Medien. Dann kam es zu dem berühmt-berüchtigten Mannschaftsfoto auf dem Platz, auf dem sich die Spieler den Mund zuhalten – wegen eines angeblichen Maulkorbs durch die Welt-Fußball-Vereinigung FIFA. Schließlich reiste noch die unvermeidliche Bundesinnenministerin Nancy Faeser an, um mit der Regenbogen-Binde auf der Tribüne Platz zu nehmen.

Auch bei der Europameisterschaft 2021 wurde lange gefordert, die Münchner Allianz-Arena beim Spiel gegen Ungarn in Regenbogenfarben erstrahlen zu lassen. Aus Protest gegen die vermeintlich ach so homophoben Magyaren. Als die UEFA das verbot, war die Empörung darüber groß.

Ganz egal, wie man zur deutschen Regenbogen-Mode steht – ob man sie als Moral-Imperialismus sieht nach dem Motto „am deutschen Wesen soll die Welt genesen“ oder als die richtige Haltung: Dass die Weltmeisterschaft in Katar durch Deutschland massiv politisiert wurde, kann niemand bestreiten.

Ebenso wie die Tatsache, dass für die Menschen in dem stramm konservativen und islamischen Land Katar, wo man Homosexualität für eine Todsünde und eine Krankheit hält, das Zeigen der Regenbogen-Symbole eine maximale Provokation war.

Womit wir beim Wolfsgruß wären. Für die einen ist er ein rechtsextremes Symbol, vergleichbar mit dem Hitlergruß. In Österreich ist er sogar verboten. Andere wiederum machen geltend, er sei nur eine „nationales Symbol“ der Türkei wie der Bär in Russland.

Ganz egal, welcher der beiden Meinungen man selbst zuneigt: Dass nun die selben Politiker und Journalisten, die in Katar noch lautstark das Zeigen der Regenbogen-Fahne begrüßten und bei der Europameisterschaft 2021 forderten, die Münchner Allianz-Arena in Regenbogen-Farben auszuleuchten, sich empören über die „Politisierung“ der Europameisterschaft durch den Wolfsgruß, ist eine unglaubliche Heuchelei.

„Fußball und Politik sollten nicht vermischt werden“, schreibt der Kölner „Express“ in einem Artikel, der auch von „Focus Online“ übernommen wurde. „Nach Besuch in Berlin: Mit Stadion-Aktion treibt Erdogan einen Keil zwischen Türken und Deutsche“, heißt es in dem Beitrag. Der Vorwurf: „Erdogan hätte mit Kritik an Demirals Geste die Situation sofort beruhigen können. Doch, dass dies gar nicht in seinem Sinne ist, zeigt nicht nur sein Statement (Der Spieler habe damit nur seine ‘Begeisterung‘ ausgedrückt), sondern auch sein kurzfristiges Erscheinen beim Viertelfinale in Berlin, für das er sogar einen lang geplanten außenpolitischen Termin absagte.“

Die Kritik spielt an auf das Zeigen des Wolfsgrußes durch den türkischen Nationalspieler Merih Demiral bei seinem Torjubel im Spiel gegen die Schweiz. Auch von deutschen Politikern, die übrigens ebenso wie Erdogan massenhaft in den Stadien auftauchten, wurde daran heftige Kritik geübt.

Die mag berechtigt sein.

Aber dann müsste man auch konsequent sein.

In einem islamischen Land mit den Regenbogen-Farben wie 2022 in Katar gezielt politisch zu provozieren, weil es ja für das „Gute“ ist, umgekehrt aber eine Provokation für verwerflich zu erklären, weil sie für das „Böse“ ist – wie sehr sich das beißt, fällt unseren Moral-Überlegenen offenbar gar nicht mehr auf.

Dass in den Augen der Moslems in Katar die Regenbogen-Fahne wohl genauso „linksextrem“ ist, wie der Wolfsgruß in den Augen der meisten Menschen hierzulande rechtsextrem – zu so viel Empathie und Einfühlungsvermögen sind offenbar die meisten rot-grünen Bessermenschen vor lauter Besoffenheit über die eigene, vermeintlich überlegene Moral gar nicht mehr fähig.

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