Joggerin filmt Belästigung durch „einen Mann“ – und rudert sofort zurück Wegen Wahlempfehlungen für die „Falschen“

Von Kai Rebmann

Irgendwo im Deutschland anno 2024. Eine junge Frau dreht am hellichten Tag ihre Runden. Plötzlich wird die Joggerin von „einem Mann“ angesprochen und verfolgt. Trotz mehrfacher Aufforderung, sie doch bitte in Ruhe zu lassen und seines Weges zu gehen, lässt das Gegenüber, mutmaßlich migrantischer Herkunft, nicht von seinem Opfer ab.

Auch der Hinweis darauf, dass die Situation gefilmt werde, sorgt nur für kurzzeitige Entspannung. Erst als die Frau sich hilfesuchend an zufällig anwesende Passanten wendet und diesen die Situation schildert, zieht „der Mann“ von dannen und womöglich Schlimmeres kann verhindert werden.

Das Video von der offenkundigen Belästigung geht anschließend viral. In den sozialen Medien bekommt die Frau viel Zuspruch, bekommt in anderen Kommentaren aber auch die AfD als mögliche Wahlempfehlung ans Herz gelegt – was für das Opfer wohl dem Überschreiten einer roten Linie gleichkam.

Opfer will Elefant im Raum nicht sehen

Unglaublich, aber wahr: Nur einen Tag später will die Joggerin von ihrem eigenen Hilferuf nichts mehr wissen. Anstatt die offenkundigen Fakten klar zu benennen, beklagt die Frau eine angebliche Instrumentalisierung der Tat, „um Werbung für eine gewisse Partei zu machen.“

Mehr noch: Das Opfer stellt die Tatsachen gleich zu Beginn ihres Gangs nach Canossa vollends von den Füßen auf den Kopf: „Mein Ziel war es, für Themen zu sensibilisieren – Übergriffen von Männern gegenüber Frauen und auch Zivilcourage – denn ich weiß nicht, was ich gemacht hätte, wenn diese Menschen mir nicht geholfen hätten oder was passiert wäre.“

Die Frau stellt sogar noch – richtigerweise – fest, dass das, was ihr passiert ist, tagtäglich so vielen Frauen passiere. Statt einer klaren Benennung der ganz überwiegenden Tätergruppe folgt dann aber das Zurückrudern in Form einer pauschalen Verallgemeinerung („Übergriffe von Männern gegenüber Frauen“).

Im Klartext: Die Joggerin empfand den Übergriff allem Anschein nach als bedrohlich genug, um diesen zu filmen und fremde Menschen um Hilfe zu bitten. Die Frau ist sich auch sehr im Klaren darüber, wie die Situation hätte enden können, wenn die Passanten nicht derart beherzt eingegriffen hätten. Weil es dann aber in den sozialen Medien Nutzer gab, die sich an der einen oder anderen Stelle etwas im Ton vergriffen haben, ansonsten im Grunde aber nur die Fakten benannt haben, soll plötzlich alles nur noch halb so wild bzw. ein ganz allgemeines Problem mit dem „Phänotyp Mann“ gewesen sein?

Erinnerungen an Gruppen-Vergewaltigung in Mannheim werden wach

Das Video erinnert an einen dramatischen Fall von Realitätsverweigerung im Januar 2016. Die linke Jung-Politikerin Selin Gören wurde damals in Mannheim zum Opfer einer Gruppenvergewaltigung. Bei der Polizei gab die junge Frau an, dass es sich bei den Tätern um eine „gemischte Gruppe“ – bestehend aus Migranten, aber auch Deutschen – gehandelt habe, was sich schließlich als Falschaussage herausstellte. Tatsächlich konnten keine deutschen Tatverdächtigen ermittelt werden.

In einem NDR-Interview begründete Gören ihre Lüge später wie folgt: „Ich habe gelogen, weil ich Angst hatte, dass die Vergewaltigung von Rechts missbraucht wird, um die Hetze gegen Flüchtlinge weiter anzuheizen, die gerade nach den Vorfällen in Köln in der Silvesternacht dramatisch angestiegen ist. Und ich wollte einfach nicht, dass meine Geschichte ihnen noch einmal Auftrieb liefert.“

Dazu passt: Auch die Joggerin aus dem aktuellen Video scheint die Augen vor der Realität ganz fest zu verschließen. Den Wahlempfehlungen für die AfD begegnet die Frau mit der rhetorischen Frage: „Sag mal, seid ihr wirklich so naiv? Diese Art von Kommentaren zeigt wirklich, dass unsere Gesellschaft im Arsch ist.“

Ein gutes Stück Naivität ist in diesem Zusammenhang sicherlich nicht zu leugnen. Die eigentliche Frage scheint nur, auf welcher Seite diese zu verorten ist…

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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.

Bild: Screenshot Video X „Miró (@unblogd)“

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