Was darf Satire – das war mein erster Gedanke, als ich gestern bei „Focus Online“ folgende Überschrift entdeckte: „Fans sind begeistert – ‚Natürliche Schönheit‘: Ricarda Lang begeistert mit neuer Frisur und Haarfarbe.“ Eine Kollegin hatte mir den Link dazu geschickt mit dem Hinweis: „Ich dachte zuerst, das stammt aus dem Postillion“, also der Satire-Seite, die allerdings für ihren streng politisch korrekten und rot-grünen Humor bekannt ist. Und so etwas wohl gegen jeden bösen „Rechten“, aber nie gegen eine der Ikonen von Rot-Grün wagen würde.
Eins voraus: Ich bin strikt dagegen, wenn sich Menschen über das Äußere von Politikern lustig machen. Auch bei Ricarda Lang habe ich mich stets dagegen gewehrt. Genauso, wie ich immer sagte: In dem Moment, wo jemand wie Ricarda Lang sich selbst an die Spitze einer Bewegung für gesünderes Essen stellt, wird bei einer Politikerin auch das Äußere politisch relevant und darf damit erwähnt werden. Aber, bei aller Kritik, mit dem nötigen Respekt.
So sehr ich mich dagegen wehre, jemanden wegen seines Äußeren verächtlich zu machen, so sehr halte ich es für absurd, wenn uns nun ausgerechnet Ricarda Lang als Schönheitssymbol verkauft wird. Im Zusammenhang mit ihrem Äußeren von Begeisterung zu reden und von „natürlicher Schönheit“, halte ich für völlig absurd.
Und es erinnert mich an ein Gespräch, dass ich dieser Tage mit einer Freundin hatte, einer begnadeten russisch-jüdisch-deutschen Intellektuellen. Sie sagte, so als hätte sie den Artikel über Lang vorgeahnt: „Ich hatte nie etwas gegen Dicke, aber wie man uns inzwischen vorgaukeln will, auch in der Reklame, Übergewicht sei Schönheit, das ist einfach nur absurd.“ Genauso absurd wie früher das Vorgaukeln von Magersucht als Schönheitsideal. Besonders unangenehm stößt meiner Freundin auf, dass sich Dicke inzwischen geradezu brüsten mit ihrer Leibesfülle. Versuchten sie früher tendenziell eher, diese durch großzügig ausgelegtes Textil zu kaschieren, so tragen sie ihr Fett heute allzu oft geradezu demonstrativ mit engem Schnitt auf dem Präsentierteller vor sich her.
Wie in so vielen Dingen geraten wir also aus einem Extrem ins andere.
Im Falle von Ricarda Lang wäre es sicher am besten, ebenso wie bei ihrer Gesinnungsgenossin Saskia Esken das Äußere höflich mit einem – breiten – Mantel des Schweigens zu umhüllen.
Was „Focus Online“ dagegen tut, ist so hanebüchen, dass ich Ihnen ein paar Ausschnitte nicht vorenthalten will – denn im Gegensatz zum Zwangshumor von Böhmermann & Co. ist die Komik hier, wenn auch unaufdringlich, so doch köstlich.
Zitat: „Die ehemalige Grünen-Vorsitzende Ricarda Lang präsentiert stolz ihre neue Frisur auf Instagram. Bekannt für ihre politischen Inhalte, teilt sie ab und zu auch persönliche Highlights. Vor kurzem begeisterte sie ihre Follower mit Hochzeitsbildern von der Zeremonie mit Florian Wilsch am 17. August. Nun erzielt sie erneut Aufmerksamkeit – diesmal mit ihren neuen Haaren.“
Abgesehen davon, dass Lang zwar ihren Rücktritt ankündigte, aber anders als hier geschrieben aktuell immer noch Grünen-Chefin ist – die Focus-Journalisten bemerken offenbar gar nicht, dass ihre Bauchpinselei hier nach hinten losgeht – zumindest bei den Lesern, die mitdenken. Denn, wenn eine neue Frisur wirklich ein „persönliches Highlight“ wäre für Lang, dann könnte man sie nur bemitleiden – und ihr wünschen, schönere „persönliche Highlights“ zu finden.
„Ricarda Lang dankt ihrer Stylistin: ‚Wichtiger Job‘“, heißt es dann in einer Zwischenüberschrift. Auch das sagt viel mehr über die Grünen-Chefin aus, als ihr lieb sein könnte. Muss noch erwähnt werden, dass die „Stylistin“ – der Begriff Frisörin oder gar Friseuse tut es wohl nicht mehr – eine Art Hof-Angestellte von Rot-Grün ist. Wie praktisch – da müssen die Bessermenschen, die uns umerziehen wollen, nicht mal mehr auf dem Friseurstuhl aus ihrer Blase heraus.
Im Artikel heißt es weiter: „Lang dankt nicht nur Schwartz für die neue Frisur, sondern auch für das oft übernommene Make-up. ‚Pandaaugen wirken dadurch wacher‘, kommentiert Lang.“ Frei nach dem Motto: „Bescheidenheit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr.“
Sodann verrät Lang noch Persönliches, was man gar nicht wissen wollte. In dem Artikel steht: „Weiterhin bedankt sie sich bei allen, mit denen sie in Vergangenheit zusammengearbeitet hat: ‚Dabei machen sie nicht nur einen wichtigen Job, sie werden oft auch zu Vertrauten, mit denen man die ein oder andere Verrücktheit teilt, zusammen lacht und sich an schlechten Tagen auch mal auskotzen kann‘“, so Lang. Die Noch-Grünen-Chefin beim Auskotzen – das möchte ich mir nicht mal vorstellen! Und ich finde, sie sollte uns mit solchen Bildern verschonen! „Ihre Follower sind von ihrer Erscheinung begeistert und überhäufen sie mit Lob wie ‘unterstreicht perfekt die natürliche Schönheit’“, heißt es weiter in dem Text. Dazu liegen mir einige bissige Kommentare auf der Zunge. Doch der Gentleman in mir verbietet mir, diese hier niederzuschreiben. Und außerdem ist bei Kritik an Ricarda Lang ja heutzutage der Staatsanwalt nicht mehr weit.
So bleibt nur etwas Niedergeschlagenheit. Ich greife ja gerne zu den Mitteln der Ironie und der Satire. Aber das ist heute eigentlich sinnlos – denn die Realität kann in dieser Hinsicht nichts mehr toppen.
Aber eine ernste Schlussfolgerung aus der Geschichte muss ich Ihnen doch noch zumuten: Sie zeigt exemplarisch, wie weit die Realitäts-Resistenz der rot-grün-woken Ideologen reicht – bis in den privatesten Bereich. Sie machen sich frei nach Pippi Langstrumpf die Welt so, wie sie ihnen gefällt. Genau das macht sie besonders gefährlich.
„Wer die Wahrheit sagt, braucht ein schnelles Pferd“
sagt ein altes chinesisches Sprichwort. Bei uns ist es wohl eher ein guter Anwalt – und der kostet Geld. Augsburgs CSU-Oberbürgermeisterin Eva Weber hat mich gerade angezeigt, weil ich es gewagt habe, ihre Amtsführung zu kritisieren. Es geht um mehr als nur diesen Fall. Es geht um das Recht, Kritik an den Mächtigen zu üben, ohne kriminalisiert zu werden. Helfen Sie mir, dieses wichtige Recht zu verteidigen! Jeder Beitrag – ob groß oder klein – macht einen Unterschied. Zusammen können wir dafür sorgen, dass unabhängiger Journalismus stark bleibt und nicht verstummt. Unterstützen Sie meine Arbeit:
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