Die SPD und der Zauberstab: Pistorius als Riesen-Illusion Hoffnungsträger oder Luftnummer? Harris lässt grüßen

Geht es Olaf Scholz bald wie Joe Biden? Der Kanzler mag nicht dement wirken, doch für viele erscheint er arrogant, unsympathisch und den Menschen entrückt. In der SPD werden die Stimmen lauter, die statt Scholz einen anderen Kandidaten für die nächste Bundestagswahl ins Rennen schicken wollen – Verteidigungsminister Boris Pistorius. Die Parallele zu den Demokraten in den USA liegt in der Luft, wo Präsident Biden sozusagen auf der Zielgeraden mit heftigen Fouls aus dem Rennen gekegelt wurde. Man mag sich kaum vorstellen, welche schmutzigen Spiele da im Frühsommer in Washington gespielt wurden. Kommen diese jetzt auch in Berlin?

„Läuft jetzt der Scholz-Putsch? Kanzler in Rio, SPD in Aufruhr“, titelt die „Bild“, die üblicherweise von Verrätern in den Parteien meist zuverlässig über deren Interna informiert wird. „Ausgerechnet der mächtigste Landesverband der Sozialdemokraten, der aus Nordrhein-Westfalen“, plane den Putsch, heißt es in dem Artikel: „Die beiden Chefs der NRW-Landesgruppe im Bundestag, Dirk Wiese (41) und Wiebke Esdar (40), gaben am Montag ein gemeinsames Statement ab. Und sprechen sich kaum verklausuliert für Verteidigungsminister Boris Pistorius (64) aus.“

„Kommt nach dem Ampel-Aus auch das Scholz-Aus?“, fragt das Blatt. Tatsächlich schwebt eine zentrale Frage im Raum: Wie lange hält die eigene Partei noch zu einem Spitzenkandidaten, der für viele mehr Last als Lichtgestalt ist? Denn Politiker – und nicht nur sie – sind sich selbst meist am nächsten. Ein unbeliebter Kanzlerkandidat würde für viele Amtsträger bedeuten, dass sie ihre Posten verlieren könnten. Loyalität wird dann schnell zweitrangig – die Causa Biden in Washington hat das sehr deutlich gezeigt.

Während Scholz für viele in der SPD zunehmend zur Belastung wird, schieben die Medien Pistorius als Retterfigur in den Vordergrund. Doch diese Inszenierung birgt Risiken, wie die Erfahrungen aus den USA zeigen. Das Problem ist: Pistorius ist in meinen Augen ein Scheinriese – wie „Herr Tur Tur“ aus Michael Endes Kinderbuch „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“. Eine seltsame Kreatur, die von weitem gewaltig und beeindruckend wirkt, doch je näher man ihm kommt, desto kleiner und unscheinbarer wird er. Ein perfektes Bild für Politiker wie Pistorius, die im Moment des öffentlichen Lichts groß und kraftvoll erscheinen, aber bei näherer Betrachtung oft überraschend wenig Substanz bieten.

Denken wir an seine großen Ankündigungen zur Bundeswehr: Milliardeninvestitionen, schnelle Modernisierung, bessere Ausstattung. Worte, die ihm in einer verunsicherten Bevölkerung viel Sympathie einbrachten. Doch wie bei einem prall gefüllten Luftballon scheint allmählich die Luft aus diesen Versprechen zu entweichen. Was ist aus den angekündigten Reformen geworden? Wo sind die sichtbaren Fortschritte? Statt greifbarer Ergebnisse bleibt oft nur die Erinnerung an wohlklingende Worte und inszenierte Presseauftritte. Genau hier zeigt sich, wie viel Pistorius am Ende wirklich von einem Scheinriesen hat: viel Wirkung auf Distanz, aber bei näherem Hinsehen nichts als heiße Luft.

Eine Parallele dazu finden wir in dem sowjetischen Klassiker „Die zwölf Stühle“ von Ilf und Petrow. Dort gibt es eine unvergessliche Nebenfigur: den älteren Herrn Fjodor, der es wie kein anderer versteht, seine Backen aufzublasen. Dieser kleine Trick, begleitet von bedeutungsschwerem Schweigen, verleiht ihm in jeder Situation eine Aura von Wichtigkeit und Würde – zumindest oberflächlich betrachtet. Diese Fähigkeit, nichts zu sagen, dabei aber den Eindruck zu erwecken, jede Weisheit der Welt zu verkörpern, erinnert frappierend an so manche Auftritte von Pistorius (und natürlich auch anderen deutschen Politikern). Mit aufgeplustertem Auftreten und bedeutungsschweren Phrasen wird oft mehr suggeriert als tatsächlich gesagt.

Im Falle von Pistorius spielen die rot-grünen Medien eine entscheidende Rolle, indem sie ihn als starken Mann der SPD und Retter der strauchelnden Partei inszenieren. Diese Inszenierung erinnert an das Märchen von Zachis, in dem ein Zauberstab einen gewöhnlichen Menschen in einen imposanten Riesen verwandelt – bis die Magie verblasst und nur das ursprüngliche, unscheinbare Ich übrig bleibt. Der Eindruck von Kompetenz und Tatkraft mag kurzfristig tragen, doch die Realität holt solche Scheinfiguren unweigerlich ein. Sollte Pistorius als Kanzlerkandidat ins Rennen gehen, droht die aufgeblähte Illusion im entscheidenden Moment zu platzen.

Mit Pistorius könnte es dann so gehen wie mit Kamala Harris in den USA. Zunächst groß aufgeblasen als Hoffnungsträgerin, die den politischen Wind drehen sollte und dann bei der Wahl eingegangen wie ein Soufflé, das zu früh aus dem Backofen geholt wurde. Die Gefahr, die hinter solchen „Hoffnungsträgern“ lauert, ist immer die gleiche: viel Symbolik, wenig Substanz. Und wenn die Illusion zerplatzt, bleibt oft nur Frustration – bei den Wählern und in der Partei.

Die SPD sollte sich gut überlegen, ob sie denselben Fehler wie die Demokraten in den USA machen will. Aufgeplusterte Symbolpolitik mit politischen Scheinriesen mag kurzfristig Schlagzeilen bringen, aber langfristig bleibt sie ein gefährliches Spiel – eines, das nicht nur Pistorius, sondern der gesamten Partei um die Ohren fliegen könnte.

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