DDR 2.0? Union-Chef Zingler prangert neue Denkverbote an Ossi warnt, Wessi ignoriert – der stille Kampf um Deutschlands Freiheit

Es ist eine seltene Stimme der Vernunft in einem zunehmend polarisierten öffentlichen Diskurs: Dirk Zingler, Präsident des 1. FC Union Berlin, bringt in einem Interview mit der „Berliner Zeitung“, das leider hinter einer Bezahlschranke steht, auf den Punkt, was viele denken, aber nicht mehr laut aussprechen – aus Angst vor Repressalien. „Wir benehmen uns wie in den letzten Jahren der DDR“, sagt Zingler und legt damit den Finger in eine Wunde, die in Ost und West unterschiedlich schmerzt. Es ist ein gewaltiger Kontrast: Während im Osten die Erfahrung von Diktatur und Überwachung noch frisch im Gedächtnis ist, scheint im Westen eine erschreckende Sorglosigkeit gegenüber neuen autoritären Tendenzen zu herrschen. Genauer gesagt: Sie werden einfach nicht als solche erkannt, viele sind in einer Art demokratischen Dornröschenschlaf.

Zinglers Worte strahlen eine bodenständige Klarheit aus, die in scharfem Kontrast zu den Ausfällen von Peter Fischer stehen, dem ehemaligen Präsidenten von Eintracht Frankfurt. Fischer, der sich in der Vergangenheit immer wieder durch Ausfälle gegen AfD-Wähler hervorgetan hat, sprach von „brauner Brut“ und forderte gar, diese zu schlagen und „ins Gesicht zu kotzen“. Eine Rhetorik, die eher an die Selbstgerechtigkeit einer vermeintlich moralisch überlegenen Elite erinnert als an den nüchternen Realismus, den Zingler verkörpert.

Zingler stammt aus der DDR. Auch wenn er damals brav am Sozialismus mitbaute und eine Parteikarriere hinlegte – er hat die Mechanismen eines Systems erlebt, das abweichende Meinungen rigoros unterdrückte. Und so ist es kein Wunder, wenn er jetzt den Mut hat, zu kritisieren, dass die Polizei wegen eines „Schwachkopf“-Kommentars im Morgengrauen an die Tür eines Rentners mit behinderter Tochter in der Wohnung klopft. Seine Mahnung, dass die Elite am Volk vorbeilebe, kommt aus Erfahrung: Sie steht für das tiefe Misstrauen gegenüber der Wiederkehr von Mechanismen, die man mit großer Erleichterung längst für überwunden geglaubt hatte. Und trotz aller Kontraste: Zingler betont, dass wir das Verbindende suchen müssen, statt uns in einer immer stärkeren Neu-Teilung (diesmal einer Art geistigen Mauer) zwischen Ost und West zu zermürben. Der Fußball-Funktionär liefert damit eine Vision von Einheit, die den großen politischen Akteuren nicht nur verloren gegangen ist – sondern der sie mit ihrer fortwährenden Spaltung der Gesellschaft aktiv entgegenwirken.

Im Westen ist die vorherrschende Perspektive eine ganz andere als die von „Ossi“ Zingler. Der „Wessi“ und AfD-Hasser Fischer repräsentiert die Haltung einer alten Bundesrepublik, die nie Diktatur und Überwachung erleben musste. Seine Äußerungen, mit denen er Millionen AfD-Wähler brutal attackiert, fanden nicht nur Unterstützung in Teilen der westdeutschen Öffentlichkeit, sondern wurden von der Staatsanwaltschaft Köln auch ausdrücklich für nicht justiziabel erklärt – sie erhielten also einen Persilschein. Was höchst bedenklich ist – und ein himmelschreiender Kontrast zu den scharfen Konsequenzen, die ein einfacher Bürger für deutlich weniger drastische Kommentare wie „Schwachkopf“ erleiden muss.

Was uns Zingler lehrt

Die Aussagen des Unions-Präsidenten zeigen: Es ist nicht nur eine Frage von Ost gegen West. Es ist eine Frage von Bodenständigkeit gegen Arroganz, von Realismus gegen Ideologie. Seine Warnung vor der Spaltung ist kein Aufruf zur Resignation, sondern zur Reflexion. „Das Volk ist ja nicht doof“, sagt er – und das sollte ein Weckruf sein, auch für jene westlichen Eliten, die sich in ihrer Selbstgerechtigkeit oft meilenweit von der Lebensrealität der Menschen entfernt haben. Man wünscht sich nur, dass sich all die Scholz, Habecks und Baerbocks dieses „Das Volk ist ja nicht doof“ hinter die Ohren schreiben. Meine Befürchtung ist nur: Diese Hoffnung ist vergeblich.

Während Fischer, gegen den die Polizei schon wegen des Verdachts des Drogenbesitzes ermittelte, in einer selbstgerechten Blase agiert, spricht Zingler mit der Lebenserfahrung eines Mannes, der weiß, wie schnell Freiheiten verloren gehen können. Und das ist vielleicht das Verbindende, das er anmahnt: Die Erkenntnis, dass Demokratie nur funktioniert, wenn wir lernen, einander zuzuhören – und den Raum für unterschiedliche Meinungen wieder zuzulassen. Wir brauchen mehr Zinglers in diesem Land. Und weniger Fischers.

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Bild: Screenshot Youtube-Video 1. FC Union Berlin

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