Die Szene hat fast etwas Biblisches: In München fallen Studenten (Achtung: generisches Maskulinum) in kollektivem Schluchzen übereinander. Ein Unrecht ist geschehen, das seinesgleichen sucht. Kein Krieg, keine Hungersnot – nein. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hat das Undenkbare getan, den GAF – den größten anzunehmenden Frevel: Er hat das Gendern verboten. Nicht abgeschafft. Nicht bestraft. Nur an Schulen, Hochschulen und Behörden untersagt. Mit anderen Worten: Er hat darauf gepocht, dass der Duden auch wirklich durchgesetzt wird. Ein Regelwerk, das aus rationalen Gründen beschlossen wurde. Die Durchsetzung der Rechtschreibregeln – nicht mehr und nicht weniger – traf eine Studentin so sehr, dass sie vor Empörung weinte. Und mit ihr, so scheint es, der ganze Seminarraum.
Klingt übertrieben? Diese Szene ist keine Satire, sondern steht so – fast andächtig – in der aktuellen Focus-Serie „So geht es Deutschland wirklich“. Schon als ich die Überschrift las, dachte ich: Das kann doch nicht wahr sein. Da steht tatsächlich: „Studentin Wilma: ‚Als Söder das Gendern verboten hat, haben wir geheult‘“.
Zuerst dachte ich: Das muss Satire sein.
Ist es aber leider nicht.
Man stelle sich das bildlich vor: Während in Klassenzimmern Lehrermangel herrscht, Tafeln bröckeln und Heizungen ausfallen, drehen die Seminartränen sich um einen fehlenden Laut. Genauer gesagt um ein Sternchen, das streng genommen gar kein Laut ist. Sondern offenbar für manche ein fragiles Kartenhaus, das eine ganze Weltordnung stützt. Oder genauer gesagt: eine ideologische Weltanschauung. Wer diesem Sternchen keinen Tribut zollt, ja es gar entfernt, steht in dieser Denkweise für „Rückschritt“, ist „aus der Zeit gefallen“, und … ja was denn nun eigentlich? Ein Sternchen-Vernichter?
Prioritäten und Putzmittel
Der Kontrast könnte nicht absurder sein. Dieselbe Studentin, die sich mit Putzmitteln den Rücken krumm schuftet, um die Miete für elf Quadratmeter in München zu stemmen, vergießt Tränen nicht für ihre eigene Lage, nicht für die Unsicherheit ihrer Zukunft, sondern für … ein Genderverbot. Da arbeiten unzählige ihrer Gleichaltrigen in prekären Jobs, pendeln drei Stunden zur Uni, lernen in baufälligen Bibliotheken – und was weckt emotionale Not? Ein Machtwort gegen die ideologische Verunstaltung der Sprache.
Man möchte fast fragen: Haben diese Menschen je eine echte Krise erlebt? Keine Sorge: Spätestens die nächste Nebenkostenabrechnung wird mehr als genug Anlass zum Heulen bieten.
Ideologisierte Generation, hypernervös
Was hier zutage tritt, ist nicht einfach nur ein skurriler Vorfall. Es ist ein Symptom. Eine Generation, die schon bei kleinen Unannehmlichkeiten den moralischen Weltuntergang ausruft. Wer ideologisch zu viel Gewicht in zu wenig Bedeutung legt, kippt beim leisesten Luftzug um. Es ist der perfekte Sturm: hypersensibel und hochideologisiert. Und die Medien? Sie liefern dafür den Resonanzboden. Im vorliegenden Fall der einstmals konservative „Focus“. Der großzügig Mitleid über die junge Frau ergießt. Und das selbstverständlich auch stramm gegendert. Dass die eher bürgerliche Leserschaft des Magazins das gar nicht schätzt? Da pfeift die Redaktion drauf! Ideologie und Umerziehung der Leser geht vor.
Solchen Ideologen im Journalisten-Schafspelz reicht es nicht, über Preisexplosionen und Bildungskatastrophen zu berichten. Für sie braucht es weinende Studentinnen, die, weil man ihnen das Gendersternchen gestrichen hat, ein kollektives Trauma beklagen und den Weltuntergang nahen sehen. Wenn es schon die Erderwärmung nicht mehr ausreichend macht. Die entsprechende Serie im „Focus“ heißt „So geht es Deutschland wirklich“. Sollte das zutreffen und die Serie wirklich zeigen, wie es uns geht – dann gute Nacht Deutschland! Während andere Länder den Aufstieg meistern, kauern wir uns in Heulkreisen und sorgen uns um eine gesprochene Endung.
Zwangsbeglückung mit Sternchen
Dabei liegt nicht in den Sternchen der wahre Kern der Sache: Es geht nicht um Sprache. Es geht um Zwang. Um moralische Überlegenheit. Der Stern ist nicht einfach nur ein Zusatzzeichen, sondern ein Symbol. Ein Zeichen dafür, dass andere zu etwas „besseren Menschen“ bekehrt werden sollen. Wer nicht mitmacht, ist „rückständig“. Das Genderzeichen, auch das Gesprochene, hat fast etwas vom Geßlerhut von Wilhelm Tell: Wer nicht grüßt, wer das Sternchen nicht mitbetet, macht sich verdächtig. Und da kommt dann ein Söder, der das Ideologen-Spiel durchkreuzt und einfach sagt: „Nein, hier nicht“! Wenn ein ideologisches Machtspiel derart harsch gestoppt wird, tut das weh – denen, die dieses Machtspiel betreiben.
Dabei ist das Gendern bei genauerem Hinsehen nicht viel mehr als eine Potemkinsche Fassade in Kreisen, die sich für gehoben halten. Oder genauer gesagt: für etwas Besseres. Denn seien wir mal ehrlich: Kaum jemand außer den ganz eingefleischten Ideologen, die mehr auf Marx als auf Instagram setzen, sprechen im Alltag das Sternchen. Viele finden es schlicht unpraktisch, künstlich, unausgegoren oder überzogen. Die Mehrheit will keine ideologische Umerziehung – sie möchte verstanden werden. Sprache lebt. Sie lässt sich nicht per Dekret erzwingen. Das mussten schon die Sozialisten in der Sowjetunion und in der DDR erleben. Fast hätte ich „einsehen“ geschrieben – aber echte Ideologen sehen nie etwas ein.
Am Ende bleibt der groteske Eindruck: Während irgendwo eine Studentin wegen Gender-Verboten schluchzt, gehen echte Probleme unter. Ein Land, in dem das Heulen für ein Sternchen lauter ist als das Rufen nach sozialem Aufstieg, hat ein Problem. Und das hat nichts mit Söder zu tun – sondern mit einem Mangel an Prioritäten und Realitätssinn.
Vielleicht braucht es eine neue Regel: Tränen sparen für Dinge, die wirklich wichtig sind. Wie wäre es, wenn wir stattdessen einmal um die Zukunft der Bildung, die Schulden unserer Kinder oder das Ende des Wohlstands weinen? Oder – es müssen ja nicht immer Tränen sein – uns zumindest darum Sorgen machen und uns in einem offenen Diskurs darüber austauschen?
Aber das ist wohl ein frommer Traum. Die Wirklichkeit wird eher noch weiter ins Absurde und Radikale gehen – so zumindest lehren es die letzten Jahre. Wer weiß, vielleicht gibt es demnächst Seminare zum Thema „Trauerarbeit nach Genderverboten“. Aber was ist mit der Trauerarbeit von uns? Die wir ständig die Sprachverstümmelung ertragen müssen? Nur weil wir keine ideologisch verhätschelten Sensibelchen sind, sind wir niemandem eine Schlagzeile wert. Und ganz ehrlich: Ich bin darüber auch froh.
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