Von Daniel Weinmann
Die meisten jungen Menschen haben sich hierzulande längst von der Idee verabschiedet, ihren Ruhestand mit einer staatlichen Rente finanzieren zu können. Zwar geht es der heutigen Rentnergeneration so gut wie keiner vor ihr. Doch damit könnte es bald vorbei sein.
Die Bundesbank schlägt Alarm. Im Jahr 2070 müssen Arbeitnehmer und Arbeitgeber damit 29 Prozent des Bruttolohns an die Rentenkasse zahlen, rechnen die Währungshüter in ihrem aktuellen Monatsbericht vor. Zudem müssten die Zuschüsse aus dem Bundesetat in einem Maß steigen, das sechs Prozentpunkten Mehrwertsteuererhöhung entspricht. Zum Vergleich: Aktuell liegt der Beitragssatz zur gesetzlichen Rentenversicherung bei 18,6 Prozent.
Die Crux: Die Ampelkoalition hat eine weitere Anhebung des Rentenalters, das bis Anfang der 2030er-Jahre auf 67 Jahre steigt, kategorisch ausgeschlossen. Angesichts der steigenden Lebenserwartung ist dies ökonomisch unsinnig. Rentenkasse und Bundeshaushalt würden überstrapaziert, sollte die Politik das Rentenalter bei weiter steigender Lebenserwartung dauerhaft bei 67 Jahren fixieren, schreibt denn auch die Bundesbank.
Babyboomer überlassen die enormen finanziellen Lasten den Jüngeren
Bar von jeglichem wirtschaftswissenschaftlichen Sachverstand planen SPD und Grüne die dauerhafte Festschreibung eines Mindestrentenniveaus von 48 Prozent. Um dies zu erreichen, müssten die Renten bei den Erhöhungsrunden dauerhaft mindestens so stark steigen wie die Löhne. Der FDP sollte dies kaum schmecken, doch Parteichef Lindner wird vermutlich einmal mehr klein beigeben.
- Fehler Nummer eins: Die Ampel ignoriert, dass in den kommenden Jahren immer mehr Ruheständler von immer weniger Aktiven finanziert werden müssen.
- Fehler Nummer zwei: Die von Ökonomen und Rentenexperten empfohlene Kopplung an die steigende Lebenserwartung ist ebenso tabu.
Die Folge: Die Regierung um Bundeskanzler Scholz, der die Bundestagswahl dank seiner Rentenversprechen an die Älteren gewonnen hat, wälzt die enormen finanziellen Lasten der Alterung auf die Jüngeren ab. Der Generationenvertrag gerät damit in eine bedrohliche Schräglage. Die sogenannten Babyboomer, die zwischen 1946 und 1964 geboren wurden, tragen mit ihrer Entscheidung für wenig Nachwuchs entscheidend zum demographischen Problem der Rentenversicherung bei. Da sie bereits in Rente sind oder bald in den Ruhestand treten werden, überlassen sie die enormen finanziellen Lasten den Jüngeren.
Die junge Generation wird gleich doppelt ausgeplündert
Das fehlende ökonomische Wissen der Ampelkoalition hat indes nicht nur zur Folge, dass die jüngere Generation über den Tisch gezogen wird. Zudem alimentieren Deutschlands Steuerzahler indirekt die teils deutlich höheren Rentenniveaus der Franzosen, Italiener und einiger weiterer EU-Staaten, deren Bürger zudem meist früher in Rente gehen. Diese Länder zahlen ihre Renten nämlich zu einem guten Teil mit Staatsschulden, finanziert durch die Europäische Zentralbank.
Die Schuldenquote Italiens liegt inzwischen bei über 150 Prozent der Wirtschaftsleistung, Spanien kommt auf knapp 120 und Frankreich auf 113 Prozent. Obwohl diese Quote in Deutschland bei „nur“ 69 Prozent liegt, haftet jeder Bundesbürger für 1975 Euro der EU-Schulden. Deutlich mehr als Frankreich (1893 Euro), Spanien (1569 Euro) und Italien (1755 Euro).
Die junge Generation wird vor diesem Hintergrund gleich doppelt ausgeplündert.
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.
Daniel Weinmann arbeitete viele Jahre als Redakteur bei einem der bekanntesten deutschen Medien. Er schreibt hier unter Pseudonym.
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