Am Wochenende habe ich hier berichtet darüber, dass die Consorsbank – die deutsche Niederlassung der französischen Bank BNP Paribas S.A. – einem Unternehmer sein Konto gekündigt hat, nachdem er einen Mitgliedsbeitrag an die AfD über sein Konto dort überwiesen hat. Wie es sich gehört, habe ich der Bank dazu eine Presseanfrage geschickt, um ihr die Möglichkeit zu geben, ihre Sicht der Dinge darzustellen. Da fragte ich unter anderem ganz konkret, ob es Kriterien gibt, „die dazu führen können, Geschäftsbeziehungen mit Privatkunden aus politischen Gründen zu beenden“ (Im gesamten Wortlaut finden Sie die Anfrage unten).
Die Bank hätte also – ohne Details über eine konkrete Kundenbeziehung – schlicht und einfach antworten können: Das schließen wir aus, wir kündigen keine Konten aus politischen Gründen.
Stattdessen kam die folgende Antwort:
„Aus Gründen des Datenschutzes können wir Ihnen zu Kundenbeziehungen leider keinerlei Auskunft geben.
Zu Ihren übrigen Fragen können wir nur insofern antworten, als dass die Consorsbank in den Geschäftsbeziehungen zu ihren Kunden allen gesetzlichen und aufsichtsrechtlichen Anforderungen, insbesondere den Vorgaben durch das Datenschutzrecht, vollumfänglich und gewissenhaft nachkommt.“
In meinen Augen war das keine Antwort – sondern die Verweigerung einer Antwort. Und ein klares Signal – „Fragt ruhig – ihr bekommt sowieso keine Antwort.“ Meine Einschätzung: Da trieft die Arroganz zwischen den Zeilen, Motto: „Fragt ruhig, wir ignorieren die Fragen.“
Offenbar dachte man in der Pressestelle, man käme mit dem Zeigen des Mittelfingers durch, ohne jede Konsequenz. Und offenbar war das sehr unprofessionell, denn in der Bank hat man offenbar völlig unterschätzt, welche großen Wellen mein Artikel schlägt und wie hoch die Reichweite meiner Seite ist. Offenbar liefen die Telefone und die Mail-Postfächer bei der Consors-Bank heiß.
Was zeigt: Man kann noch etwas bewirken. Was mich sehr freut.
Denn jetzt kam eine neue Mail von der gleichen Bank, vom gleichen Pressesprecher, die ganz anders klingt – und so, als hätte er Gedächtnisschwund und als ob er sich nicht mehr erinnern kann, dass er die Möglichkeit zur Stellungnahme hatte – und diese in einer arroganten Art und Weise einfach nicht nutzte. In dem neuen Schreiben heißt es, sichtbar nervös:
„Wir haben ihre Berichterstattung auf Reitschuster.de zur Kündigung eines Consorsbank-Kunden gesehen. Sie unterstellen, dass der Grund der Kündigung dessen Zugehörigkeit zu einer politischen Partei war. Dies geht jedoch aus keiner der ihnen vorliegenden Information von unserem Kundenservice sowie der Antwort der Unternehmenskommunikation hervor. Sie betreiben eine reine Verdachtsberichterstattung, die sich in weiten Teilen des Artikels jedoch wie ein Tatsachenbericht liest (z.B. in der Überschrift: „Nach AfD-Überweisung: Consorsbank kündigt Unternehmer“ oder „…ist eine Antwort durch Nichtantwort. Kein Versehen, kein Zufall – sondern ein stilles Eingeständnis.“).
Hierzu stellen wir ergänzend zur Mail vom Freitag, 7.11. um 16:08 Uhr, fest:
Die Kündigung des Kunden erfolgte nicht aufgrund einer Parteizugehörigkeit. Aus Gründen des Datenschutzes können wir zum Kündigungsgrund keine weiteren Angaben machen. Wir weisen den Eindruck einer politisch motivierten Entscheidung ausdrücklich zurück und bitten darum, die Verbreitung gegenteiliger Falschaussagen zu unterlassen. Bitte korrigieren sie auch den Artikel auf ihrer Seite entsprechend.“
Das ist in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert – und nicht nur, weil die Anreden „Sie“ und „Ihr“ nicht einmal mehr groß geschrieben werden. Man verweigert damit nicht nur die elementarste Höflichkeit. Man signalisiert auch: Wir nehmen euch – und eure Fragen – nicht ernst. Unabhängige Presse? Lästige Fliege, weggewischt.
Verdachtsberichterstattung ist zulässig. Und die Bank hatte jede Möglichkeit, ihre Position klarzustellen. Hat sie aber nicht. Im Gegenteil: Durch das Schweigen in der ersten Antwort wurde der Verdacht nicht entkräftet – sondern geradezu bestätigt. Sechs einfache Worte hätten genügt: „Wir kündigen nicht aus politischen Gründen.“ Punkt. Dass man sie nicht aussprach, sagt mehr als jeder Absatz in der Mail.
Und jetzt? Jetzt wird zurückgerudert. Dünnhäutig, gereizt, auf beleidigt gemacht. Aber eben auch: nervös. Weil plötzlich klar wird – das hier zieht Kreise. Und die Mauer des Schweigens bekommt Risse.
Die Arroganz der ersten Antwort war kein Versehen. Sie war Kalkül. Eine bewusste Entscheidung, eine Missachtung der Presse als vierter Gewalt – und schlimmer noch: damit auch eine Missachtung des Bürgers, der fragt. Jetzt so zu tun, als sei man ganz überrascht von der Berichterstattung, ist nicht nur durchschaubar, sondern auch feige. Wer austeilt, muss einstecken können. Und wer Fragen ignoriert, darf sich nicht über kritische Antworten wundern.
Vielleicht liegt genau hier der Kern: Die Pressestellen haben sich daran gewöhnt, dass sie in großen Medien kaum noch auf kritische Nachfrage stoßen. Viele Redaktionen agieren längst als verlängerter Arm der Unternehmenskommunikation. Man erwartet PR-Gehorsam – und ist völlig überfordert, wenn jemand plötzlich echten Journalismus betreibt.
Das Ganze ist typisch für die neue Elite der Funktionäre in Firmen wie Behörden: Inkompetenz gepaart mit Überheblichkeit. Besonders, wenn es um neue, alternative Medien geht. Aber das Schöne ist: Die alternativen Medien wirken, wie dieser Fall eindrücklich belegt. Der Druck. Die Resonanz. Der Protest. Sie, liebe Leserinnen und Leser, haben mit Ihren Reaktionen gezeigt – man kann noch etwas bewegen. Und manchmal reicht schon ein kleiner Riss, damit die Fassade zu bröckeln beginnt.
Mich persönlich überzeugt die nachgeschobene Aussage der Bank nicht – sie wirkt für mich eher wie ein notgedrungenes Zurückrudern. Mir persönlich wurde von vier Banken das Konto gekündigt – jedes Mal hieß es, es habe nichts mit Politik zu tun. Dabei war genau das jedes Mal offensichtlich (siehe hier). In einem Fall kann ich es sogar anhand interner Quellen belegen.
Und wie im aktuellen Fall: Niemand hielt es für nötig, dem Kunden auch nur ein einziges sachliches Wort zu den Hintergründen zu sagen. Kein Grund. Keine Begründung. Kein Gespräch. Nur ein Schreiben mit dem Hinweis, man sei nicht verpflichtet, etwas zu erklären. Punkt. Keine Rückfrage möglich. Kein Ansprechpartner. Wie bei Kafka. Und genau diese kalte, von oben herab exekutierte Willkür gegenüber Bürgern – „Wir schulden Ihnen keine Antwort“ – erzeugt dann erst den Verdacht, dass hier nicht Recht, sondern Gesinnung regiert. Wenn man so auftritt, darf man sich anschließend nicht beschweren, dass dieser Eindruck öffentlich diskutiert wird. Wer Menschen behandelt wie lästige Störenfriede, produziert keine Ruhe – sondern Widerstand. Die Bank ist also nicht Opfer, sondern Architekt ihres eigenen Shitstorms.
Die Moral aus der Geschichte: Der neue Autoritarismus braucht keine Lager mehr. Keine Zensurbehörde. Keine „Dienstanweisung“. Es reicht, wenn ein moralisch aufgeladenes System still schweigt – und die Betroffenen das als Signal verstehen. Wenn dann der Protest ausbleibt, hat das System gewonnen. Doch wenn Menschen widersprechen, nachfragen, aufstehen – dann bröckelt die Fassade. Und plötzlich reden selbst die, die sich vorher für unantastbar hielten.
Deshalb mein Dank an Sie. Nicht für Applaus. Sondern dafür, dass Sie zeigen: Wir sind noch nicht ganz verloren.
Und genau deshalb braucht es kritische Medien. Nicht die zahmen Wohlfühlformate der großen Medien, die gegen „rechts“ hetzen, aber nicht mehr als vierte Macht agieren und sich Pressetexte diktieren lassen wie Schulaufsätze. Es braucht Medien, die nerven. Die bohren. Die unbequem sind.
Denn eine Pressestelle, die gar nicht mehr mit Widerworten rechnet, ist wie ein Boxer, der nie Sparring hatte – sobald ein echter Treffer kommt, geht er zu Boden.
Wir müssen wieder lernen zu boxen. Mit Argumenten. Mit Fragen. Mit „Haltung“ im besten – und nicht im rot-grün pervertierten – Sinne – nicht als ideologische Plattitüde, sondern als Rückgrat, mit Mut und Selbstachtung.
P. S.:
Die Kontaktdaten der Consorsbank:
BNP Paribas S.A. Niederlassung Deutschland
Bahnhofstraße 55
90402 Nürnberg
Telefon: +49 (0) 911 / 369 – 0
Fax: +49 (0) 911 / 369 – 10 00
E-Mail: [email protected]
P. P. S.: Meine Presseanfrage an die Consors-Bank vom 7.11.2025:
Sehr geehrter Herr Dr. Elkenbusch,
sehr geehrte Damen und Herren,
ich recherchiere zu einem Fall, in dem einem mittelständischen Unternehmer (vier Firmen, rund 70 Mitarbeiter, siehe Anlage) von Ihrer Bank innerhalb kurzer Zeit folgende Leistungen gekündigt wurden:
– Tagesgeldkonto
– Kreditkarte
– Dispositionsrahmen des Girokontos
Nach meinen Informationen erfolgte die Beendigung der Geschäftsbeziehung ohne Nennung von Gründen. In Ihrer schriftlichen Antwort an den Kunden führen Sie aus, dass Sie zu einer Begründung nicht verpflichtet seien.
Ich bitte um Stellungnahme zu folgenden Fragen:
- Können Sie bestätigen, dass in diesem Fall sämtliche oben genannten Konten/Leistungen ohne Angabe von Gründen gekündigt wurden?
- Welche internen Kriterien oder Risikoprüfmechanismen können dazu führen, dass ein langjähriger Kunde ohne negative Bonitätseinträge und ohne Zahlungsauffälligkeiten derart umfassend gekündigt wird?
- Schließen Sie aus, dass politische Zugehörigkeiten oder rechtmäßige Mitgliedsbeiträge an politische Parteien – in diesem Fall die AfD – bei Kündigungsentscheidungen eine Rolle spielen?
- Verfügt Ihre Bank über interne Richtlinien, die eine Bewertung von Kunden nach politischen oder gesellschaftlichen Präferenzen vorsehen?
- Gibt es im Rahmen von Compliance-, ESG- oder reputationsbezogenen Prüfprozessen Kriterien, die dazu führen können, Geschäftsbeziehungen mit Privatkunden aus politischen Gründen zu beenden?
Ich bitte um eine Antwort bis heute, Freitag, 7. November, 17 Uhr, um Ihre Stellungnahme berücksichtigen zu können.
Mit freundlichen Grüßen
Boris Reitschuster
Journalist
P. P. P. S.: Meine Antwort auf die Beschwerde der Bank:
Sehr geehrter Herr Hartmann,
vielen Dank für Ihre erneute Rückmeldung. Ich habe Ihre nachgereichte Stellungnahme selbstverständlich zur Kenntnis genommen – und werde dazu einen neuen Artikel schreiben.
Erlauben Sie mir drei knappe Anmerkungen:
1. Ihre erste Antwort auf meine Presseanfrage war keine Antwort, sondern eine Verweigerung derselben. Dass Sie nun aufgeregt beklagen, man habe in einem Artikel auf Grundlage eben dieser Nicht-Antwort spekuliert, wirkt befremdlich. Wer konkrete Fragen nicht beantwortet, darf sich über Interpretationen nicht wundern.
2. Im betreffenden Artikel wird an keiner Stelle ein Kausalzusammenhang behauptet. Die Überschrift benennt eine zeitliche Abfolge, der Text formuliert einen Verdacht – und kennzeichnet ihn auch als solchen. Genau das ist nicht nur zulässig, sondern journalistisches Grundhandwerk.
Denn eine Verdachtsberichterstattung ist erlaubt, wenn sie vier Kriterien erfüllt:
- ein konkreter Anlass liegt vor (hier: Kündigung unmittelbar nach AfD-Überweisung),
- die Darstellung basiert auf überprüfbaren Tatsachen (Kundenbericht, Ablauf, dokumentierte Kommunikation),
- die Gegenseite wird zur Stellungnahme aufgefordert (was hier in Form konkreter Fragen geschah),
- und die Vermutung wird erkennbar als solche formuliert – durch eindeutige Formulierungen wie
„könnte der Auslöser sein“,
„legt eine Mail nahe“,
„keine Beweise“,
„nur das Ausschlussprinzip“,
„und eine Bank, die schweigt“.
Alle vier Bedingungen sind erfüllt. Wer daraus eine „Falschaussage“ konstruiert, ignoriert entweder bewusst das Presserecht – oder versucht mit Nebelkerzen, von der eigenen Intransparenz abzulenken.
Dass eine Pressestelle nach einer solchen Anfrage nur mit pauschalen Phrasen antwortet und dann mit einem Nachklapp voller Unterstellungen reagiert, ist nicht nur unprofessionell, sondern wirkt, als seien die Grundregeln von Kommunikation und Reputationsmanagement längst in Vergessenheit geraten.
Ein offener Dialog hätte diese Eskalation leicht verhindert. Doch wer auf konkrete Fragen nicht antwortet, sondern später über die Interpretationen klagt, sollte sich fragen, ob er im richtigen Beruf gelandet ist.
3. Um Ihren neuen Einwand transparent zu dokumentieren, habe ich unter dem ursprünglichen Artikel ein ausführliches PS ergänzt, in dem ich auch Ihre Stellungnahme zitiere und einordne.
Wenn Sie künftig nicht möchten, dass in der Öffentlichkeit der Eindruck von politisch motivierten Kündigungen entsteht, wäre es aus meiner Sicht hilfreich, Kunden nicht kommentarlos vor die Tür zu setzen – und Journalisten bei konkreten Nachfragen nicht mit Textbausteinen abzuspeisen.
Mit freundlichen Grüßen
Boris Reitschuster
Journalist
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