„Aramsamsam“: Medien schießen sich auf Helene Fischer ein Schlager-Queen am woken Pranger

Von Kai Rebmann

Nach einer längeren Auszeit meldet sich Helene Fischer mit einem Album zurück. Der Titel lautet „Die schönsten Kinderlieder“ und könnte damit harmloser kaum sein. Aber was wäre unsere Welt ohne die selbsternannten Kulturkrieger, für die die Suche nach „Verbotenem“ längst zur Lebensaufgabe geworden ist.

Und natürlich sind sie auch in diesem Fall einmal mehr fündig geworden. Unter den insgesamt 25 neu eingesungenen Kinderliedern ist mit „Aramsamsam“ ein echter Klassiker, der wohl bei jedem von uns Kindheitserinnerungen weckt – und zwar ohne, dass da die Diskriminierung oder Herabwürdigung von irgendjemandem oder irgendwas auch nur die geringste Rolle spielen würde. Doch es nützt nichts: Die linksgrünen Medien haben längst begonnen, sich auf Helene Fischer und deren Werk einzuschießen.

'Pseudo-Arabisch' und 'Nachahmung muslimischer Gebetshaltung'

Besonders perfide treibt es dabei der „Merkur“: Am Ende eines Artikels, in dem in aller Ausführlichkeit darauf eingegangen wird, weshalb „Aramsamsam“ aus Sicht der Kollegen heutzutage gar nicht mehr geht und ein „Experte“ zu Wort gekommen ist, will das Blatt die Kritik „in keinem Zusammenhang mit Helene Fischers neuem Album“ sehen. Diese sei sich der Kontroverse um das Kinderlied „vermutlich gar nicht bewusst“, deren Ursprung außerdem schon einige Jahre zurückliege.

 

Erst wird Helene Fischer über sechs Absätze lang dafür kritisiert, weil sie mit ihrem Album angeblich der Verballhornung der arabischen Sprache sowie des Islams Vorschub leisten soll – und am Schluss will der „Merkur“ eben davon nichts mehr wissen. Hat da jemand Angst vor der nicht gerade kleinen Fanbase des Stars? Oder sollen einfach nur die eigenen Leser aufgehetzt werden, man selbst will dann aber mit alledem nichts zu tun haben?

Wie dem auch sei, die Argumente sind nicht neu und gleichen eben denen, die bei derartigen „Debatten“ immer wieder aus der Mottenkiste geholt werden. In dem Kinderlied werde ein „Pseudo-Arabisch“ gesungen und zudem die „muslimische Gebetshaltung“ nachgeahmt, erläutert Dr. Nepomuk Riva, ein Musikethnologe von der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover.

Text und Gestik in „Aramsamsam“ könnten als „Ablehnung des Islam“ interpretiert werden, lässt der Experte die „Merkur“-Leser weiter wissen. Ja klar, wenn man will, kann man in nahezu alles hineininterpretieren, wonach einem gerade der Sinn steht. Aber der hier gemachte, oder zumindest implizierte Vorwurf des Rassismus,  trifft weder auf Helene Fischer zu, noch auf die Kinder, die dieses Lied vor 40 Jahren gesungen haben oder auch heute noch singen.

Kulturkrieger gerieren sich als Anwälte von Betroffenen

Völlig daneben liegt Riva jedoch mit einem weiteren Argument: In diesen Diskussionen sei es besonders wichtig, das Feedback der Betroffenen ernst zu nehmen.

Und genau dabei ignoriert der Musikethnologe einfach die Fakten: Es sind nämlich in den allermeisten Fällen gar nicht die vermeintlich Betroffenen selbst, die sich durch Kinderlieder, Begriffe oder Faschingskostüme diskriminiert oder beleidigt fühlen – sondern die woken Kulturkrieger, die für sich nicht weniger in Anspruch nehmen, als im Namen anderer sprechen zu dürfen.

So war es bei der Fußball-EM im Sommer Ruud Gullit, der einen damals medial konstruierten „Blackfacing-Skandal“ kurzerhand zum Eigentor ummünzte. Weil sich drei Oranje-Fans im Stile der dunkelhäutigen Holland-Legende verkleidet hatten, wurde allenthalben Rassismus gewittert. Damit konfrontiert, erklärte Gullit achselzuckend nur, dass er die Aufregung nicht verstehe und sich durch die Aktion sogar eher geehrt fühle.

Und deshalb ist es auch ein Trugschluss, wenn der „Merkur“ in seinem Artikel über Helene Fischer und „Aramsamsam“ glaubt, „die Debatte darum, was man noch sagen darf und soll, ist längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen“.

Das stimmt so natürlich nicht. Tatsächlich wird diese „Debatte“ vor allem am Linksaußen-Rand der Gesellschaft geführt – und von den entsprechenden Kreisen bei jeder passenden und vor allem unpassenden Gelegenheit in den Fokus gerückt. Es ist also ein gewaltiger Unterschied, ob eine gesellschaftliche Debatte organisch entsteht und sich ebenso entwickelt – oder aber medial befeuert und künstliche Aufregung geschürt wird.

„Wer die Wahrheit sagt, braucht ein schnelles Pferd“

sagt ein altes chinesisches Sprichwort. Bei uns ist es wohl eher ein guter Anwalt – und der kostet Geld. Augsburgs CSU-Oberbürgermeisterin Eva Weber hat mich gerade angezeigt, weil ich es gewagt habe, ihre Amtsführung zu kritisieren. Es geht um mehr als nur diesen Fall. Es geht um das Recht, Kritik an den Mächtigen zu üben, ohne kriminalisiert zu werden. Helfen Sie mir, dieses wichtige Recht zu verteidigen! Jeder Beitrag – ob groß oder klein – macht einen Unterschied. Zusammen können wir dafür sorgen, dass unabhängiger Journalismus stark bleibt und nicht verstummt. Unterstützen Sie meine Arbeit:

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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.

Bild: Marcel Paschertz/Shutterstock

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