Von Daniel Weinmann
Wer nicht die Corona-Agenda der Regierung vertritt, wird entweder kaltgestellt oder verliert seinen Job. Prominente Beispiele sind der strafversetzte Arzt Friedrich Pürner und der Weimarer Familienrichter Christian Dettmar, der Coronaregeln an Schulen aufhob und nun mit einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren rechnen muss.
Dazu passt auch das Beispiel des Mediziners Tristan Thoring, das unmissverständlich zeigt: Geht es ums Impfen, kennt das Regime kein Pardon. Denn die Verabreichung nicht zugelassener, zumeist nutzloser Vakzine an möglichst viele Menschen ist hierzulande zu einer Glaubensfrage glorifiziert worden und wird mit geradezu religiösem Eifer verteidigt.
Thoring sollte eigentlich als unverdächtig gelten, er hält Impfungen für einen guten Schutz. „Impfstoffe zählen zu den größten Errungenschaften der Medizin“, lautet sein Credo. Bei der Bundeswehr war der 35 Jahre alte Humanmediziner Oberstabsarzt, zuletzt unterstützte er als Impfarzt in Berlin und Brandenburg die Impfagenda. Der Job als Impfarzt ist beliebt. 720 Euro locken je Schicht.
Erst ein Antikörpertest, dann möglicherweise die Impfung
Ende Januar, so schreibt die „Welt“, standen zwei Männer und eine Frau vor ihm und baten um eine Auffrischungsimpfung. Sie fürchteten Nachteile, weil Gesundheitsminister Karl Lauterbach kurz zuvor in seinem eitlen Husarenritt den Genesenenstatus von sechs auf drei Monate verkürzt hatte.
Thorings Rat: „Ich impfe Sie jetzt oder später, aber Sie können auch alternativ dazu auf eigene Kosten einen Antikörpertest machen. Dann ist zumindest klar, ob und inwieweit Sie noch gegen das Virus immunisiert sind“. Eine Impfung sei danach immer noch möglich. Ergebnis: Zwei der drei Personen ließen sich überzeugen und sprachen sich gegen eine Impfung aus.
Der Mediziner orientierte sich am Hippokratischen Eid, wonach Gesundheit und Wohlergehen der Patienten oberste Priorität haben. Doch damit widersetzte er sich offenkundig dem Ziel von Lauterbach & Co.: Dessen Maßgabe ist nicht die bestmögliche Versorgung, sondern möglichst viele Menschen zu impfen – ohne die Abwägung individueller Risiken.
Absurder Vorwurf: Drei 'Gäste' hintereinander wurden nicht geimpft
Wie gut vor diesem Hintergrund, dass sich die Regierung auf ihr dichtes Netz an Denunzianten verlassen kann, hier in Form des Teams des ärztlichen Leiters. Die Kollegen hatten die Szenen mitbekommen und nahmen Thoring in die Pflicht: Er sollte begründen, warum er als Impfarzt Menschen ungeimpft davonziehen lasse.
Seine Antwort, dass er es für richtig halte, Menschen in jeglicher Hinsicht aufzuklären, war zu wenig. Thoring musste das Impfzentrum verlassen – und bekam wenige Wochen später Post von der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin, Hauptabteilung Sicherstellung.
„Sehr geehrter Herr Thoring, auf der Grundlage der Beschwerde des DRK Sozialwerk Berlin gGmbH werden Sie für die Vergabe von ärztlichen Impfdiensten für die Zeit vom 11.2. bis 10.5.2022 für den Zeitraum von drei Monaten gesperrt“, heißt es in dem Brief. Gegenstand der Beschwerde sei, dass er drei Gäste hintereinander nicht geimpft habe. Darauf angesprochen soll er erklärt haben, dass er das System, wie es momentan funktioniere, nicht weitertragen möchte und seinen Dienst einvernehmlich am 21.1.2022 vorzeitig beende. Zudem solle er „an einer Impfung Interessierten mitgeteilt haben, dass sie nach der dritten Impfung sterben würden“.
Bestehende Impfstrategie des Landes Berlin mittragen
Immerhin: Grundsätzliche Zweifel an seiner Eignung bestehen laut KV Berlin nicht. Daher könne er ab dem 11. Mai wieder „an der Dienstverteilung teilnehmen“. Es folgt die Aufforderung, sich künftig regimegetreu zu verhalten: „Bei der Wiederaufnahme Ihrer Tätigkeit bedenken Sie bitte, ob es Ihnen möglich ist, die zu diesem Zeitpunkt bestehende Impfstrategie des Landes Berlin mittragen zu können.“ Diese besteht augenscheinlich darin, möglichst schnell möglichst Viele zur Impfung zu bewegen.
Thorings angebliche Aussage, dass die potenziellen Impflinge nach der dritten Impfung sterben würden, konnte die KV Berlin mangels Zeugen nicht belegen. Der Mediziner hat zwischenzeitlich Anzeige wegen übler Nachrede erstattet. Seitens der Politik ist FDP-Vizechef Wolfgang Kubicki wie so oft der Einzige, der sich aus der Deckung traut: „Es ist erschreckend, dass ein Arzt, der sich aus medizinischer Sicht offensichtlich richtig verhalten hat, berufliche Konsequenzen zu erwarten hat“, sagte der Bundestagsvizepräsident der „Welt“.
„Wenn die Beachtung des politischen Narrativs wichtiger ist als das fachlich geschulte Gewissen des Mediziners, dann haben wir ein Niveau staatlicher Übergriffe erreicht, das ich bislang nur aus Willkürstaaten kannte.“ Dabei dränge sich die entscheidende Frage auf: „Geht es noch darum, den Menschen individuell die bestmögliche medizinische Versorgung zu geben, oder darum, über hohe Impfzahlen politische Erfolge vermelden zu können?“
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.
Daniel Weinmann arbeitete viele Jahre als Redakteur bei einem der bekanntesten deutschen Medien. Er schreibt hier unter Pseudonym.
Bild: ShutterstockText: dw