Von Daniel Weinmann
Ein Freudscher Versprecher, auch Lapsus Linguae genannt, ist eine sprachliche Fehlleistung, bei der angeblich ein eigentlicher Gedanke oder eine Intention des Sprechers unwillkürlich zutage tritt. So definiert Wikipedia das Phänomen, dass eine Aussage einen inhaltlichen Fehler enthält, der jedoch unbewusst eine Wahrheit hervorbringt.
Gleich zwei Verfechter rigider Corona-Maßnahmen fielen zuletzt mit beunruhigenden Aussagen auf. WHO-Generalsekretär Tedros Adhanom Ghebreyesus etwa verstörte jüngst mit einem linguistischen Lapsus, auf den Sigmund Freud vermutlich besonders stolz gewesen wäre. Auf die Frage einer Journalistin zum Thema „Booster-Strategien“ auf einer Pressekonferenz im Anschluss an das letzte WHO-Medienbriefing 2021 am 20. Dezember antwortete der Äthiopier: „Wenn er (der Booster, Red.) also eingesetzt werden soll, ist es besser, sich auf die Gruppen zu konzentrieren, bei denen das Risiko einer schweren Erkrankung und des Todes besteht, anstatt, wie wir sehen, in einigen Ländern Auffrischungsimpfungen zu verabreichen, um Kinder zu töten, was nicht richtig ist.“
Was war die wirkliche Intention von Tedros?
Einem Bachelor of Science im Fach Biologie in einer derart exponierten Position wie Tedros eine solche Aussage als absichtlich zu unterstellen, ist zwar zulässig, könnte aber über das Ziel hinausschießen.
Geht es nach dem Begründer der Psychoanalyse, bricht sich in der nach ihm benannten Freudschen Fehlleistung das Unbewusste unvermittelt Bahn. Mit anderen Worten: Ein Versprecher gibt versehentlich einen Gedanken preis, der nicht artikuliert werden sollte. Dabei kommt das Gedachte des Aussprechenden aufgrund psychischer Ursachen zum Vorschein.
Fragt sich, wie es beim WHO-Chef dazu kam. Eine mögliche Erklärung: Der psychische Druck, nach nunmehr fast zwei Jahren das von Beginn an unverrückbare Narrativ mit inzwischen vielfach widerlegten Thesen zu untermauern, scheint so groß, dass die Nerven blank liegen – selbst bei einem Polit-Routinier, für den es zum Alltag gehört, vor einem großen Auditorium zu sprechen.
Will Montgomery wirklich die Bevölkerung opfern?
Wir wollen Tedros nicht unterstellen, dass seine Aussage zu den Booster-Impfungen für Kinder möglicherweise doch ernst gemeint war. Zumindest auffällig ist: Die Mainstream-Medien zeigten sich mit Blick auf sein Statement bislang ausnahmslos zugeknöpft, es wurde schlicht verschwiegen. Anders wäre deren Reaktion wahrscheinlich ausgefallen, wenn Donald Trump mit einer derart verstörenden Einlassung vor die Presse getreten wäre. Verbale Fehltritte des früheren US-Präsidenten werden hierzulande von den meinungsbildenden Medien meist genüßlich seziert.
Tedros befindet sich mit seinem Lapsus in guter Gesellschaft. Weltärzte-Präsident Frank Ulrich Montgomery erlaubte sich im Frühsommer gleich zweimal einen höchst irritierenden Versprecher innerhalb eines einzigen Satzes: „Es ist illusionär zu glauben, dass die Länder, die mit hohen Investitionsmitteln und auch gedrängt von ihrer Bevölkerung die Impfstoffe entwickelt und produziert haben, ihre eigene Bevölkerung nicht opfern – äh impfen, sondern aus reinem Altruismus andere Bevölkerungen opfern. Das ist einfach nicht realistisch, so zu denken.“
Auch darüber legten die Mainstream-Medien den Mantel des Schweigens.
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.
Daniel Weinmann arbeitete viele Jahre als Redakteur bei einem der bekanntesten deutschen Medien. Er schreibt hier unter Pseudonym.
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