Bar jeder Moral: Das feudale Leben der RBB-Intendantin Patricia S. Vetternwirtschaft und Selbstbedienung auf Kosten der Gebührenzahler

Von Daniel Weinmann

Über den Sender abgerechnete „dienstliche“ Abendessen, die Beschäftigung von Beratern für ein RBB-Immobilienprojekt, die aus dem Umfeld von Verwaltungsratschef Wolf-Dieter Wolf stammen sollen und fragwürdige Dienstwagenprivilegien. Die Liste der Vorwürfe gegen die RBB-Intendantin Patricia Schlesinger, die derzeit auch ARD-Vorsitzende ist, wird immer größer. Dabei fragt sich:

  • Ist es erforderlich, dass die RBB-Intendantin einen extrem teuren und ebenso luxuriös ausgestatteten Dienstwagen zum Preis von 145.830 Euro inklusive 40.340 Euro Sonderausstattung nutzt, für den ihr Audi einen Rabatt von 70 Prozent einräumte?
  • Ist es zwingend geboten, diese 435 PS starke Nobelkarosse mit Massagesitzen von zwei Chauffeuren steuern zu lassen, die Schlesinger auch für private Fahrten einsetzt?
  • Ist ein Gehaltssprung von 16 Prozent auf 303.000 Euro unerlässlich?
  • Ist ein mit 185 Millionen Euro teurer geplanter RBB-Neubau vonnöten, der erheblich weniger Platz bietet als die bisherigen Büros und dreimal so viel kostet wie ursprünglich geplant?

Das Gespür, was unanständig ist, scheint Schlesinger gänzlich abhanden gekommen zu sein. Wäre noch ein Rest von Moral vorhanden, müsste sie als leitende Mitarbeiterin einer öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt umgehend zurücktreten.

Whistleblowersystem zur Aufarbeitung der Vorwürfe

Wes Geistes Kind sie ist, zeigt ihre Antwort auf die Frage des „Tagesspiegel“, ob sie es erwäge, ihr Amt als RBB-Intendantin bis zur Aufklärung der Vorwürfe ruhen zu lassen: „Ich arbeite seit Jahrzehnten im öffentlich-rechtlichen System, dessen zutiefst überzeugte Anhängerin ich bin. Ich werde diesem System weiterhin mit aller Kraft zur Verfügung stehen.“ Sie habe nach „bestem Wissen und Gewissen gehandelt“.

Auch die Hauptakteure des RBB scheinen den Flurschaden zu erkennen, den ihre Chefin anrichtet. Der in Potsdam ansässige Sender hat fünf Anwälte der Kanzlei Lutz Abel samt deren Teams mit der Prüfung des heiklen Sachverhalts beauftragt. Mit Ergebnissen ist allerdings erst frühestens Ende September zu rechnen. Zugleich will der RBB zur Aufarbeitung der Vorwürfe ein Whistleblowersystem einrichten, das dem Personal anonyme Meldungen ermöglichen soll.

Mittlerweile gehen selbst die wichtigsten Protagonisten des von zwangsgebühren alimentierten Systems auf Distanz. Das ZDF-Magazin „Frontal 21“ geht laut einem Medienbericht den Anschuldigungen gegen Patricia Schlesinger nach. „Es ist keinesfalls üblich im öffentlich-rechtlichen Rundfunk, dass die zwei großen Anstalten, ARD und ZDF, kritisch übereinander berichten, in der Regel steht man auf derselben Seite“, konzediert selbst die sonst sehr regierungsergebene „Süddeutsche Zeitung“.

Das Potenzial, die Glaubwürdigkeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks massiv zu erschüttern

Zudem hat die ZDF-Redaktion den ARD-Landesanstalten laut „SZ“ einen Katalog mit Fragen zu den Vorwürfen zukommen lassen. Auch der Deutsche Journalistenverband (DJV) hatte Schlesinger nach Bekanntwerden der Anschuldigungen zu umfassender Transparenz aufgefordert. Die Vorwürfe hätten das Potenzial, „die Glaubwürdigkeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks massiv zu erschüttern“, erklärte der DJV-Bundesvorsitzende Frank Überall.

Sogar die RBB-Personalratschefin Sabine Jauer übt Kritik: „Das Problem ist nur, der moralische Schaden, die moralische Glaubwürdigkeit, wird sich damit nicht kitten lassen.“

Wie die Causa Schlesinger letztlich aufgearbeitet wird, bleibt zunächst offen. Es bedarf indes keiner besonderen seherischen Qualitäten, um vorherzusagen, dass die Bundesbürger auch künftig gezwungen werden, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk über Zwangsgebühren zu finanzieren – unabhängig von dessen fragwürdiger Berichterstattung und einseitigen Talkshows. Frankreichs jüngster Vorstoß, die Rundfunkgebühren abzuschaffen, wird in weiter Ferne bleiben.

Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut!

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.

Daniel Weinmann arbeitete viele Jahre als Redakteur bei einem der bekanntesten deutschen Medien. Er schreibt hier unter Pseudonym.

Bild: Shutterstock
Text: dw

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