Hat sie oder hat sie nicht? Sie hat!
Die Bild-Zeitung wechselte gestern Mittag ihre Überschrift „Syrer sticht in Supermarkt auf fremdes Mädchen (4) ein“ aus gegen: „Mann sticht in Supermarkt auf fremdes Mädchen (4) ein“.
In den sozialen Netzwerken blieb das natürlich nicht unbemerkt. Und zog einen Shitstorm nach sich.
Der „Facebook“-Nutzer Roland Zühlke etwa veröffentlichte eine Gegenüberstellung der beiden Versionen mit dem entsprechenden Zeitstempel. Und schrieb dann darunter: „Man möchte die deutsche Bevölkerung nicht verunsichern!!“
Weil heutzutage ja das Internet überschwappt von Falschinformationen, habe ich mich entschlossen, den Post an die Pressestelle der „Bild“ zu senden mit folgender Frage: „Bitte teilen Sie mir mit, ob beigefügte Screenshots authentisch sind und wenn ja, warum Sie in der Überschrift ‚Syrer‘ gegen ‚Mann‘ ausgetauscht haben.“
Die erste Antwort von der „Bild“ kam zwar schnell, war aber – höflich ausgedrückt – sehr dürftig:
Danke für die schnelle Antwort!
Klicks allein können in die Irre führen – wie ein Blick ins Archiv zeigt:
https://web.archive.org/web/20240404103632/https://www.bild.de/regional/baden-wuerttemberg/regional/wangen-im-allgaeu-mann-attackiert-im-supermarkt-maedchen-4-mit-messer-87750578.bild.html
Insofern wäre ich dankbar, wenn Sie mir beantworten könnten, ob eine Rückänderung (oder mehrere) erfolgte(n), wenn ja, wann und warum.
Erst jetzt kam „Butter bei die Fisch“ von der „Bild“. Die Antwort:
Auch dafür gibt es einen Klick, Timo Lokoschat, stv CR BILD, hat sich schon gestern offen auf X dazu geäußert:
Weil es kurzzeitig Zweifel an der Herkunft des Mannes gab, wurde die Überschrift um 12:27 Uhr geändert (und wieder zurück um 13:07 Uhr). Als Sie um 18 Uhr twitterten, war die Zeile seit rund 5 Stunden wieder die ursprüngliche („Syrer sticht Mädchen im Supermarkt nieder“). Für die…
— Timo Lokoschat (@Lokoschat) April 4, 2024
Wörtlch schreibt Lokoschat: „Weil es kurzzeitig Zweifel an der Herkunft des Mannes gab, wurde die Überschrift um 12:27 Uhr geändert (und wieder zurück um 13:07 Uhr). Als Sie um 18 Uhr twitterten, war die Zeile seit rund 5 Stunden wieder die ursprüngliche („Syrer sticht Mädchen im Supermarkt nieder“). Für die besorgten Follower: kein Anruf von Kanzleramt, Innenministerium, Bilderberger-Büro oder Echsenmenschen…“
Sich über Kritiker auf diese Art lustig zu machen, ist leider in den großen Medien heute üblich.
Aber zurück zur Sache: Zum einen ist schwer nachvollziehbar, wie diese Zweifel genau aussahen. Wenn die „Bild“ den Verdacht ausräumen will, dass es hier eine redaktionsinterne Auseinandersetzung gab, sollte sie nicht kritische Stimmen lächerlich machen – sondern versuchen, aufzuklären.
Andererseits zeigt die Sache aber auch, wie leicht Posts in die Irre führen können. Ohne dass es böse gemeint sein muss. Denn Fakt ist – das lässt sich per Web-Archiv prüfen: Die Variante mit „Mann“ statt „Syrer“ war nach der Rückänderung nur sehr kurz online. Insofern ist der Eindruck, den der Post – auch ohne implizierte Erwähnung – erweckt, nämlich dass die Überschrift wieder dauerhaft zurück geändert wurde, falsch.
Die Moral aus der Geschichte in meinen Augen: Die Journalisten sollten sich Häme und Hochnäsigkeit verkneifen. Und auch kritische Geister sind gut beraten, wenn sie alle Posts und Meldungen kritisch prüfen. Erst kürzlich schickte mir ein Arzt, den ich sehr schätze, eine Meldung, in der es hieß: „Die 4 mal Geimpften haben eine 25 Jahre kürzere Lebenserwartung“. Die Meldung enthielt keinerlei Quelle – und ist damit in meinen Augen so nachrichtlich wertvoll wie ein Geplaudere auf Parkbänken. Wir sollten alle immer daran denken, alles kritisch zu hinterfragen – auch und gerade das, was gut zu unseren Ansichten passt. Meine Texte nehme ich dabei ausdrücklich nicht aus. Denn irren ist menschlich.
PS: Wenn wir schon bei Fehlern sind – auch ich habe die oben erwähnte und abgebildete Kachel mit der Gegenüberstellung der beiden Versionen quasi im Affekt sofort auf Telegram geteilt. Nach wenigen Sekunden war ich dann aber klug genug einen Rückzieher zu machen und die „Bild“ zu kontaktieren. Mein eigener Fehler hier zeigt, in welchen tückischen Zeiten wir in Sachen Information leben. Wobei ich in diesem Fall niemandem bösen Willen unterstellen will. Den es leider aber allzu oft auch gibt.
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