Ein Gastbeitrag von Steffen Meltzer
Es findet im Augenblick ein Wettbewerb der uns vorgesetzten Experten und gewählten Politiker über die strengsten Corona-Maßnahmen, die die Freiheit am weitesten einschränken, statt. Je kompromissloser die damit verbundenen Repressionen, desto mehr besteht die Gefahr, dass beim Lesen Ärger entsteht und der Blutdruck steigt. Ein anderes Mittel des Eigenschutzes ist es, um damit zumindest zeitweise relaxt umzugehen: Nimm es mit Humor und lache darüber. Unter diesem Gesichtspunkt habe ich mir einige Leserzuschriften einer großen Tageszeitung etwas genauer angeschaut.
Der Chef des RKI, Lothar Wieler, ist für weitere Einschränkungen. Etwa ein Maskentragen auch nach der Corona-Impfung. Er sinniert über weitere zusätzliche Härten für große Bevölkerungsteile. In einem Phoenix-Interview äußerte der RKI-Präsident zu einer möglichen Abriegelung von Risikogebieten: „Vor neun Monaten habe ich in einem ähnlichen Interview gesagt, dass ich mir das nicht vorstellen kann. Inzwischen kann ich mir vorstellen, dass solche Maßnahmen durchgeführt würden.“
Im Landkreis Berchtesgaden in Bayern wurde am Montag bereits ein weitgehender Lockdown angeordnet. Offensichtlich sollen die persönlichen Hygienemaßnahmen nicht mehr ausreichend sein. Zu den von Wieler angedachten und für möglich gehaltenen Abriegelungen habe ich die Lesermeinungen zu einem relevanten „WELT“-Artikel studiert. Volkes Stimme ist selten eine vornehme joviale Konversation von Personen in Fliege und Frack, aber immerhin geht es zuweilen recht derb-humorvoll zu. Hier einige Auszüge:
Eine gewisse „Gartenblümelein“ warnt den RKI-Chef: Na dann riegelt mal Berlin Kreuzberg ab. Halleluja. Man darf gespannt sein, was dann abgeht …
Dass manche Leser gleich Gesamt-Berlin und das RKI abriegeln wollen, nehme ich zur Kenntnis. Auch der Regierende Bürgermeister Müller möchte keine Beherbergungsverbote und Eingrenzungen bei der Ein- und Ausreise. Dazu sagte er: „Die Stadt war in der Vergangenheit mehrfach abgeriegelt. Das ist für mich keine Option.“ Der Vergleich von freiheitsbeschränkenden Maßnahmen durch das Coronavirus und die Berliner Mauer im Kalten Krieg durch einen explizit herausgehobenen Vertreter der Exekutive ist bemerkenswert. Später dazu mehr.
Eine Andrea L. schreibt zu einer möglichen Kasernierung: „Wenn das eintritt, werde ich zu Fuß aus diesem Loch Berlin nach Köln gehen. Angst vor Verfolgung muss ich hier nicht haben. Hier funktioniert doch gar nichts.“
Mit der Verfolgung durch ein Kraftfahrzeug könnte es auch schwierig werden, da durch den Senat überall in der Stadt künstliche Verkehrshindernisse geschaffen wurden. Zum BER sollte sie sich besser nicht begeben, denn wir wissen nicht, ob die heranrückende Neueröffnung vielleicht doch nur eine Fake-Idee aus Politikersprech, Klatschpappen und Potemkinschen Dörfern darstellt. Aber auch an anderen Flughäfen scheint es betreffs Kontrollen nur suboptimal zu funktionieren. Denn Kathrin N. hat bereits Erfahrungen gesammelt:
Übermittlung von Reisedaten
Offene Grenzen, wohin man schaut, außer die Reiseverbote im Inland. Wer darf denn noch gegenwärtig offiziell zu wem fahren oder nicht, und mit wem und wie vielen darf man sich wo treffen?
Vielleicht kommt dann in einem Landkreis-Hotspot nach monatelanger Abriegelung eine Riege Politiker auf den Rathausbalkon mit der Botschaft: “Wir sind heute zu Ihnen gekommen, um Ihnen mitzuteilen, dass heute Ihre Ausreise …“, und dann großer Jubel …
Worauf ein Florian K. versucht, beruhigend auf die erhitzten Gemüter einzuwirken: Niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten! Dazu wären wir heute gar nicht mehr in der Lage. Schon alleine der Baustart würde sich bis 2030 hinziehen und mit einer Fertigstellung wäre frühestens 2060 zu rechnen.
Es ist schön zu wissen, dass deshalb heutzutage niemand mehr lügen müsste.
Andere Stimmen gibt es natürlich auch. Der guten Ordnung halber möchte ich stellvertretend eine davon, „rosa s.“, anführen. Sie ist auf der Seite Wielers und schreibt: „So eine Abriegelung ist doch nur der logische Schritt, wenn die Zahlen weiter so steigen wie z. Z.“
Das fordert wiederum einen „Dictum“ zum geistigen Duell heraus. Ich zitiere seine direkte Antwort: Ja, aber sicher! Steigende „Zahlen“ stellen einen ausreichenden Anlass dar, um die eigene Bevölkerung pauschal festzusetzen. Wer kennt das nicht?! Sind zu viele Autos auf der Straße, sperrt man auch die Straßen ab. Nicht, dass ein Unfall passiert!
Diese Zeilen werden die Verkehrspolizei, Statistikbeamte und vor allem Grüne sehr freuen. Bald haben wir autofreie Innenstädte und Autobahnen, auf denen Radfahrende mit ihrem Drahtesel herumgondeln. Folgt dann die Maskenpflicht für Radfahrer? Ich frage ja nur.
Sigrid H. stellt in puncto Coronapandemie vorsorglich fest: „Bin so froh, dass ich kein Huhn bin, sonst wäre ich schon gekeult …“
Womit sie bei den Gedanken an Rinderwahn, Vogel- und Schweinegrippe genau richtig liegt. Johann Gottfried Herders Liedtext: „Wenn ich ein Vöglein wär (…) Flög‘ ich zu dir“ wird deshalb aus Gründen der coronalen Korrektheit (Überwindungsgefahr der Abriegelung durch Fliegen) erst einmal aus den sozialen Netzwerken verbannt, d. h. gelöscht. Begründung: „Verstoß gegen die Gemeinschaftsregeln“.
Wenn es schon ums Keulen geht, sind wir thematisch auch nicht mehr weit von einer Autopsie entfernt. Diese war anfänglich vom RKI ausdrücklich nicht empfohlen worden, bevor einige Professoren die Eigeninitiative ergriffen und diesen Rat für zu unterlassende Taten in der „Ablage P“ entsorgten.
Deshalb führt Leser Michael A. an: Das RKI hatte Sektionen untersagt, obwohl jeder Mediziner (…) weiß, dass man gerade bei neuen Krankheiten sezieren muss, um rasch schlauer zu werden. Worauf ein anderer Leser entgegnet: Im Mittelalter war Sezieren grundsätzlich verboten.
Darüber darf man ruhig einmal nachdenken, denn das damalige Verbot wurde mit dem Glauben an die Auferstehung des Fleisches begründet. Ob die „Empfehlung“ des RKI auf einem himmlischen Glauben, einer sehr irdischen Motivation oder auf Fakten basierte, möchte sich jeder selbst beantworten.
Abschließend zitiere ich die Meinung von „TeBe“ zum RKI-Interview: Ich fühle mich als Zuhörer einer schlechten Büttenrede.
Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.
Steffen Meltzer hat als Polizeitrainer 15 Jahre lang Polizeibeamte fortgebildet (zum Beispiel im Schießtraining, für Amoklagen und anderes). Ich habe seine Texte immer sehr geschätzt, und seit dem Kennenlernen schätze ich ihn auch menschlich sehr. Seine Bücher sind durch die Bank sehr empfehlenswert, und gerade in diesen Zeiten lege ich sie jedem sehr ans Herz. Etwa dieses: „Ratgeber Gefahrenabwehr: So schützen Sie sich vor Kriminalität – Ein Polizeitrainer klärt auf. Eine Übersicht über alle Bücher von Steffen Meltzer finden Sie hier auf seiner Homepage im Internet.
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Bild: Kittyfly/Shutterstock
Text: Gast