Corona-Testzentren: Millionen-Betrüger in Paraguay gefasst Eisernes Schweigen im deutschen Blätterwald

Von reitschuster.de

Paraguay gilt bei deutschen Auswanderern als absoluter Geheimtipp. Doch hin und wieder nutzen auch kriminell gewordene Bundesbürger das Land in Südamerika, um dort unterzutauchen und sich den Klauen der deutschen und/oder internationalen Justiz zu entziehen. Dass das nicht immer klappt, musste jetzt auch ein Mann aus Niedersachsen (Name bekannt) erfahren.

Am 4. September 2023 klickten in Asunción die Handschellen. Der Deutsche war von Interpol schon seit längerer Zeit zur Fahndung ausgeschrieben gewesen. Die hiesige Justiz wirft dem Hannoveraner vor, den deutschen Staat unrechtmäßig um bis zu 21,1 Millionen Euro erleichtert zu haben – durch die Abrechnung nie durchgeführter Corona-Tests.

Die Masche ist keineswegs neu, reitschuster.de berichtete erst vor wenigen Tagen einmal mehr über das milliardenschwere Ausmaß dieser regelrechten Einladung zum organisierten Betrug. Der eigentliche Skandal verbirgt sich daher vor allem hinter der Tatsache, dass den deutschen Medien dieser Fall bis jetzt keinerlei Berichterstattung wert war.

Wohlgemerkt, wir reden hier über einen, wenn nicht DEN größten bisher bekannt gewordenen „Einzelfall“ in diesem Zusammenhang. Oder soll hier ein gigantisches Behörden- und Politikversagen ganz bewusst unter den Teppich gekehrt werden?

Mobile Testzentren im Raum Hannover

Der 33-Jährige soll in seiner Heimat bis zu einem nicht näher genannten Zeitpunkt mehrere mobile Testzentren betrieben haben. Dabei wurden zwischen 500.000 und zwei Millionen Tests abgerechnet, die tatsächlich nie durchgeführt worden sein sollen. Hier unterscheiden sich die Angaben der Quellen aus Paraguay, namentlich den Tageszeitungen „Diario Hoy“ und „La Nación“. Übereinstimmend wird der entstandene Schaden für den deutschen Steuerzahler aber auf rund 21,1 Millionen Euro bzw. 165.773.269.216 Guaraní in der Landeswährung beziffert.

Die Einreise nach Paraguay erfolgte demnach am 13. April 2023 über Puerto Falcón. Bei der Verhaftung des mutmaßlichen Betrügers konnte die Polizei unter anderem einen auf den Namen des Verdächtigen ausgestellten paraguayischen Personalausweis sicherstellen. Wie der mutmaßliche Betrüger in den Besitz dieses Dokuments gelangte, ist derzeit noch unklar, aber in Südamerika ist unter Einsatz der richtigen Hebel natürlich vieles möglich.

Darüber hinaus ordnete Richter Humberto Otazú die Beschlagnahmung von zwei Lastwagen, sechs Immobilien sowie eines Kontos bei der Privatbank „Atlas“ an, die in Asunción auf den Namen des Inhaftierten laufen. Ein leitender Ermittler wird in den Berichten wie folgt zitiert: „Wir haben sehr relevante Hinweise darauf, dass hier Kapital unbekannter Herkunft in Paraguay investiert wurde.“

Paraguay prüft Auslieferung

Dem Niedersachsen könnte aber noch weiteres Ungemach drohen. Denn ob der Verdächtige tatsächlich an Deutschland ausgeliefert wird, wie es der Interpol-Haftbefehl verlangt, ist noch offen. Allem Anschein nach hat sich der Mann auch in Paraguay strafbar gemacht, weshalb eine mögliche Freiheitsstrafe auch in einem ungleich weniger komfortablen Gefängnis in Südamerika vollstreckt werden könnte. Carlos Duré, Chef von Interpol Paraguay, wird wie folgt zitiert: „Wir verfügen über ausreichend Anhaltspunkte, um eine Untersuchung bezüglich der Begehung strafbarer Handlungen in unserem Land einzuleiten.“

Die hier involvierte „Atlas“-Bank ist in Paraguay insbesondere im Zusammenhang mit Geldwäsche und Immobiliengeschäften alles andere als ein unbeschriebenes Blatt. „La Nación“ spricht dabei von einer Masche, derer sich in der jüngeren Vergangenheit bereits der südamerikanische Fußball-Kontinentalverband CONMEBOL oder der brasilianische Drogenboss Luis Carlos da Rocha bedient hätten.

Warum schweigen die deutschen Medien?

Ein ganz anderes Schlaglicht auf diese Ereignisse wirft die Reaktion – oder besser gesagt: Nicht-Reaktion – der deutschen Medien. Wo es unter normalen Umständen schon der journalistische Instinkt gebieten sollte, über das Behördenversagen eines solchen gigantischen Ausmaßes umgehend zu berichten, duckt sich der Mainstream lieber weg. Warum?

Einerseits ist es natürlich möglich, dass die deutsche Justiz und Interpol diese Causa nicht sonderlich offensiv kommunizieren – um es ganz vorsichtig auszudrücken. Andererseits ist es aber auch so, dass insbesondere spanischsprachige Medien inzwischen sehr ausführlich über diesen geradezu grotesken Fall von Millionen-Betrug in deutschen Testzentren berichten, so dass es den mit sauer verdienten Steuergeldern alimentierten Redaktionsstuben zwischen Flensburg und Füssen kaum entgangen sein kann.

Es braucht wohl wenig Fantasie, um sich auszumalen, wie die Berichterstattung ausfallen würde, wenn etwa ein „Nicht-Impfarzt“ sich ins Ausland abgeseilt hätte und nach monatelanger Fahndung „dingfest“ gemacht worden wäre. Allein dieser Vergleich zeigt auf, wie sehr die medialen Verhältnismäßigkeiten hierzulande in den vergangenen Jahren ins Rutschen geraten sind und wie sehr Deutschland auf einen nach wie vor kritischen Journalismus angewiesen ist.

Unter Beschuss – aber umso wichtiger ist Ihre Unterstützung!  

„Verschwörungsideologe“, „Nazi“ oder „rechter Hetzer“: Als kritischer Journalist muss man sich heute ständig mit Schmutz bewerfen lassen. Besonders aktive dabei: die öffentlich-rechtlichen Sender. Der ARD-Chef-Faktenfinder Gensing verklagte mich schon 2019, der Böhmermann-Sender ZDF verleumdete mich erst kürzlich als „Verbreiter von Verschwörungserzählungen“ – ohne einen einzigen Beleg zu benennen, und in einem Beitrag voller Lügen. Springer-Journalist Gabor Steingardt verleumdete mich im „Focus“, für den ich 16 Jahre lang arbeitete, als „Mitglied einer Armee von Zinn­soldaten“ und einer „medialen Kampf­maschine“ der AfD. Auf Initiative des „Westdeutschen Rundfunks“ wurde ich sogar zur Fahndung ausgeschrieben. Wehrt man sich juristisch, bleibt man auf den Kosten in der Regel selbst sitzen. Umso wichtiger ist Ihre Unterstützung. Auch moralisch. Sie spornt an, weiter zu machen, und nicht aufzugeben. Ich danke Ihnen ganz herzlich dafür, dass Sie mir mit Ihrem Beitrag meine Arbeit ermöglichen – ohne Zwangsgebühren und Steuergelder.
Aktuell sind (wieder) Zuwendungen via Kreditkarte, Apple Pay etc. möglich – trotz der Paypal-Sperre: über diesen Link. Alternativ via Banküberweisung, IBAN: DE30 6805 1207 0000 3701 71. Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut.

Meine aktuellen Videos

Das organisierte, alltägliche Chaos: Der Münchner Flughafen – (m)ein Bermuda-Dreieck für Gepäck.

Weil er aus Verzweiflung über Corona-Maßnahmen auf Staat schimpfte: 1500 Euro Strafe für Studenten

Bild: Shutterstock

Mehr zum Thema auf reitschuster.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert