Dechiffriert: Wie RTL die DDR neu erfindet Zynismus auf der Bühne: Christopher Wittich entlarvt sich selbst und die „Medienschaffenden“

George Orwells „Neusprech“ lebt. Der Begriff stammt aus seinem Roman „1984“ und beschreibt die bewusste Verdrehung von Begriffen, bei der Sprache dazu benutzt wird, Widersprüche zu verschleiern und Wahrheiten ins Gegenteil zu verkehren, wie etwa in „Krieg ist Frieden“ oder „Freiheit ist Sklaverei“.

Anders kann man sich die Rede von Christopher Wittich bei der Verleihung des Deutschen Fernsehpreises, der auch dieses Jahr wieder an besonders eifrige Propagandisten ging wie Jan Böhmermann vom ZDF, Sandra Bosetti, die Andersdenkende bzw. Ungeimpfte als „Blinddarm“ bezeichnete, Maischberger, das heute-Journal oder die ARD-Sendung „Die 100“, die auf neuem Niveau gegen die AfD hetzte.

Die Rede von Wittich, dem neuen Sprecher der Hauptnachrichten auf RTL, ist so hanebüchen, so zynisch und so dreist, dass ich hier ihren zentralen Teil wiedergeben möchte – um dann Teile zu dechiffrieren:

„Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, meine sehr verehrten Damen und Herren, einen schönen guten Abend. Die Demokratie gerät unter Druck, weltweit und auch bei uns. Und das beginnt häufig damit, dass Werte wie die freie Meinungsäußerung und die Pressefreiheit infrage gestellt werden. Immer mehr Menschen, vor allem auch die Jüngeren, informieren sich über soziale Medien wie Facebook, TikTok, X und Co. Das ist gefährlich, denn es gibt dort häufig keine redaktionelle Einordnung oder Fakten-Checks. Fake-News werden unkontrolliert verbreitet. Frei erfundene Geschichten, politische Hetze, verfälschte Daten und Verschwörungstheorien gehen ungefiltert auf alle Displays. Der eigene Algorithmus verstärkt negative Dinge. Wenn man sich nur in der eigenen Filterblase aufhält, wenn man nur das gezeigt bekommt, was man eh schon kennt, dann wird die Welt ganz klein. Soziale Medien sind Einfallstore für staatlich gelenkte Desinformationen von außen. Recherchen zeigen, dass Russland und China hier sehr aktiv sind. Ausgewogene Berichterstattung und Redaktionen, die Fakten und Hintergründe recherchieren, sind für die Meinungsbildung und damit für unsere Demokratie von entscheidender Bedeutung. Die Politik muss Rahmenbedingungen schaffen, damit öffentlich-rechtliche und private Medienhäuser ihre Aufgaben erfüllen können. Wir, die Medienschaffenden, müssen wieder Vertrauen in die Nachrichten zurückgewinnen.“

Dass die sozialen Netzwerke „gefährlich“ sind, weil es „dort häufig keine redaktionelle Einordnung oder Fakten-Checks“ gibt, klingt wie Realsatire. Wittich, der auch äußerlich wirkt, als käme er gerade aus dem Windkanal, meint damit wohl, dass es gefährlich ist, unzensierte Informationen zu bekommen, die vorher nicht durch den Propaganda-Apparat zurechtgebogen wurden.
Mit dem Satz „frei erfundene Geschichten, politische Hetze, verfälschte Daten und Verschwörungstheorien gehen ungefiltert auf alle Displays“ betreibt er wohl Spiegelung – er überträgt eigene Absichten bzw. Fehler auf das Gegenüber. Die politische Hetze, Verfälschung von Daten und Verschwörungstheorien, die uns die großen Medien in Dauerschleife präsentieren, sind so offensichtlich, dass ich mir die Aufzählung von Beispielen spare – ich will Sie nicht langweilen. Schalten Sie ggf. einfach ARD, ZDF oder RTL an und Sie werden schnell auf Beispiele stoßen.

Mit dem Satz „soziale Medien sind Einfallstore für staatlich gelenkte Desinformationen von außen. Recherchen zeigen, dass Russland und China hier sehr aktiv sind“ betreibt Wittich den Lieblingssport der Grünen – Kritik an der Regierung als Desinformation ausländischer Regierungen hinzustellen.

Den Satz „ausgewogene Berichterstattung und Redaktionen, die Fakten und Hintergründe recherchieren, sind für die Meinungsbildung und damit für unsere Demokratie von entscheidender Bedeutung“ kann ich nur unterstreichen. Nur meint Wittich damit nicht alternative Medien, sondern die öffentlich-rechtlichen Propaganda-Anstalten, wie er gleich im nächsten Satz ausführt: „Die Politik muss Rahmenbedingungen schaffen, damit öffentlich-rechtliche und private Medienhäuser ihre Aufgaben erfüllen können.“ Mit anderen Worten: Er will noch mehr Staatsknete und Zwangsgebühren von Ihnen, liebe Leser, um noch mehr Geld zu verdienen mit der Propaganda und dem Bauchpinseln der Mächtigen.

Der letzte Satz, „Wir, die Medienschaffenden, müssen wieder Vertrauen in die Nachrichten zurückgewinnen“, ist mir schon wegen des Begriffes „Medienschaffende“ zuwider, der für mich miefig nach DDR klingt. Ich bin kein Medienschaffender, ich bin Journalist. Wittich merkt offenbar gar nicht, was für ein kapitaler Freudscher Versprecher in seinem Satz steckt. Er meint wohl, dass die Journalisten dafür sorgen müssen, dass die Menschen ihren Nachrichten wieder vertrauen. In seiner Formulierung bedeutet der Satz aber, dass die Journalisten selbst wieder das Vertrauen in ihre Nachrichten zurückgewinnen müssen. Wenn sie das verloren haben, spricht das dafür, dass sie irgendwo im Inneren doch noch verstehen, dass sie ihr Berufsethos mit Füßen treten und statt Journalismus Propaganda betreiben: Sahen Journalisten früher ihre Aufgabe darin, der Regierung im Auftrag der Menschen auf die Finger zu sehen, so ist es heute umgekehrt: Sie sehen im Auftrag der Regierung den Menschen auf Finger.

Die Rede des in Eisenach geborenen Wittichs ist nicht nur so zynisch, dass sie den Geist der DDR in sich trägt. Sie ist auch eine Selbstentlarvung, wie sie im Buche steht.

Der eigentliche Skandal liegt nicht nur in Wittichs absurden Aussagen, sondern darin, wie selbstverständlich solche Reden heute akzeptiert werden. Es ist, als hätte sich das DDR-Narrativ klammheimlich in den bundesdeutschen Journalismus geschlichen – nur mit schöneren Anzügen, moderneren Frisuren und adretteren Sprechern. Doch die Fassade bröckelt und immer mehr Menschen erkennen: Was als objektive Berichterstattung verkauft wird, ist nichts weiter als ein gut getarntes Machtspiel. Wer sich diese Form der „Meinungsbildung“ gefallen lässt, sollte sich fragen, wer hier wirklich bestimmt, was als Wahrheit gilt – und warum das so bequem für die Mächtigen ist.

“Wer die Wahrheit sagt, braucht ein schnelles Pferd“

sagt ein altes chinesisches Sprichwort. Bei uns ist es wohl eher ein guter Anwalt – und der kostet Geld. Augsburgs CSU-Oberbürgermeisterin Eva Weber hat mich gerade angezeigt, weil ich es gewagt habe, ihre Amtsführung zu kritisieren. Es geht um mehr als nur diesen Fall. Es geht um das Recht, Kritik an den Mächtigen zu üben, ohne kriminalisiert zu werden. Helfen Sie mir, dieses wichtige Recht zu verteidigen! Jeder Beitrag – ob groß oder klein – macht einen Unterschied. Zusammen können wir dafür sorgen, dass unabhängiger Journalismus stark bleibt und nicht verstummt. Unterstützen Sie meine Arbeit:

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