Abonnieren Sie hier völlig kostenlos und jederzeit abbestellbar mein Wochenbriefing – und/oder hier das Tagesbriefing.
Die Anhänger unserer Bundesregierung und ihre Büchsenspanner in den Medien und sozialen Netzwerken reagieren allergisch auf alle Hinweise, dass die „Ampel“ unser Land umbauen will. Dies wird schnell als „Verschwörungstheorie“ gebrandmarkt. Dabei reicht ein Blick in den Koalitionsvertrag, um dort das Wort „Transformation“ zu finden.
„Es wird Transformationen von gigantischem, historischem Ausmaß“ geben, und „die gesamte Art des Wirtschaftens und des Lebens, wie wir es uns angewöhnt haben, werden wir in den nächsten 30 Jahren verlassen“, warnte Angela Merkel schon im Januar 2020 auf dem Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos – so als hätte sie die bevorstehenden Corona-Maßnahmen schon prophetisch vorhergesehen. Klaus Schwab, der Gründer des WEF, stieß im Juli 2020 in ein ähnliches Horn: “Viele von uns fragen sich, wann wir wieder zur Normalität zurückkehren werden. Die kurze Antwort lautet: Nie. Die Welt, wie wir sie in den ersten Monaten von 2020 kannten, gibt es nicht mehr. Sie hat sich im Kontext der Pandemie aufgelöst.“
Mit Galgenhumor wäre ich geneigt, zu sagen: Wenn es die Pandemie nicht gegeben hätte – all diejenigen, die sich einen „Großen Umbau“ wünschen, hätten sie geradezu erfinden müssen. Aber lassen wir das. Und neigen wir uns einer regierungsnahen Aktivistin mit dem Namen Katja Diehl zu. Der haben wir nämlich höchst interessante Einblicke in die Gedankenwelt der Kultur-Krieger im Einsatz für den „Großen Umbau“ zu verdanken. Die ranghöhere Vertreter der Spezies geschickt verschleiern bzw. nur so zwischen den Zeilen durchschimmern lassen, dass Gesinnungsgenossen die Zeichen erkennen, aber Kritiker nichts Handfestes haben.
Geschätzt bei unseren Regierenden
Zumindest ich habe die Einblicke nicht nur der Aktivistin Diehl zu verdanken, sondern auch der „Ostfriesen-Zeitung“ und „TE„, ohne die sie mir wohl unbekannt geblieben wären. Die junge Frau bezeichnet sich selbst als „doppelte Preisträgerin des deutschen Mobilitätspreises vom Verkehrsministerium“. Zudem sitzt sie in einer Jury des Bundesumweltministeriums und ist Beraterin der österreichischen Klimaministerin Leonore Gewessler. Mit anderen Worten: Sie ist geschätzt bei unseren Regierenden. Sonst kommt man nicht zu solchen Ehren.
Die gelernte Literatur- und Medienwissenschaftlerin darf sogar ins Allerheiligste der öffentlich-rechtlichen Propaganda, wohin es nur Handverlesene schaffen: zu „Anne Will“ in die ARD. „Ebenso eng wie mit den Regierenden und Meinungsmachenden ist Diehl aber auch mit den Radikalen von der ‘Letzten Generation‘ verbunden, schreibt „TE“: Im Januar wurde sie demnach von der Polizei erwischt, als sie in einem Bus gemeinsam mit der „Letzten Generation“ zur Besetzung von Lützerath unterwegs war.
in keinem land der welt lässt man sich von solchen passiv aggressiven gurken irgendeinen traum nehmen.
ps: die „verkehrsexpertin“ berät die grüne regierung in stuttgart @GrueneBW pic.twitter.com/hdcr9x2Gzq
— Ulf Poschardt (@ulfposh) February 15, 2023
Traum zerstören
Entlarvt hat sich die „Mobilitätsexpertin“ – wie sie sich selbst nennt und was eher das Gegenteil bedeutet – bei einem Besuch von „Fridays for Future“ im hohen Norden, in Lübeck. Da sagte sie: „Wir nehmen den Deutschen den Traum vom eigenen Auto und vom Eigenheim“.
Fast achtzig Jahre haben die Deutschen nach dem Schrecken des Zweiten Weltkrieges diesen Traum geträumt. Er war einer der Gründe für den Zusammenbruch der DDR – die ihn nicht erfüllen konnte. Und nun kommen „Mobilitätsexpertinnen“ wie Diehl, die zumindest was die Politik und die gesellschaftlichen Lebensumstände keine wirklichen Krisen durchleben mussten und immer nur Wohlstand erlebt haben, und sagen den Menschen: Vergesst es. Wir verbieten es Euch.
Man könnte nun sagen: So ehrlich waren nicht mal Ulbricht und Honecker. Die gaukelten den Menschen vor, alles werde gut werden.
Leider kann man die Aussage von Diehl nicht als Ausrutscher einer einzelnen Radikalen abtun. Denn zum einen hätte sie sonst nicht die Meistbegünstigunsklausel im polit-medialen Komplex inklusive Zulassung zum Hochamt bei „Anne Will“. Zum anderen trieft diese Feindseligkeit gegenüber der Wohlstandsgesellschaft bei vielen – nicht allen – Grünen geradezu aus allen Poren. Sie kämpfen gegen genau das, was die bürgerliche Gesellschaft ausmacht: Besitz, auch in Form von Auto und Haus, Individualismus, Traditionen und Familie.
Grüne Maoisten
Sie sind Kultur-Krieger auf Lenins und Maos Spuren. Und es ist kein Zufall, dass gerade bei den Grünen ehemalige (?) Maoisten wie Jürgen Trittin und Winfried Kretschmann ganz vorne mit dabei sind.
Bezeichnend ist, wie „TE“ richtig feststellt, dass sogar schon dem „Traum“ der Kampf angesagt wird: Diese „Formulierung… soll wohl deutlich machen, dass man auch den Wunsch danach auslöschen will. Auf ihrer eigenen Website nennt sie das: ‘umfassende Herausforderung einer Einstellungs- und Verhaltensänderung‘.“
Also mit anderen Worten: Umerziehung.
Womit wir wieder bei Mao und Lenin wären.
Die „sinnvollen Lösungen“ will die Kultur-Kriegerin Diehl „gemeinsam mit den Menschen etablieren, deren Mobilität verändert werden soll“. Das interpretiert „TE“ brillant: „Die Menschen sollen also nicht mehr selbst über ihre Veränderung entscheiden, sondern mitmachen, wenn ihre Mobilität verändert wird – von wem die Lösungen und Veränderungsvorgaben kommen, sagt Diehl da nicht explizit. Man kann es sich denken: von Leuten wie ihr und den Regierungen, die sie beraten.“
Alles xxxx-feindlich
Dabei ist Diehls Feldzug gegen das Auto „nicht nur ökologisch, vielleicht nicht einmal in erster Linie ökologisch motiviert ist, sondern eher sozialrevolutionär“, wie die Kollegen feststellen, unter Berufung auf eine Aussage von Diehl im Interview mit dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (zu dessen Miteigentümern die SPD gehört): „Unser aktuelles Verkehrssystem ist queer- und behindertenfeindlich, rassistisch und sexistisch.“
Bemerkenswert ist die Rhetorik von Diehl, die an Lenins „Dialektik“ erinnert (die später wiederum Orwell mit seinem „Neusprech“ aufspießte): „Ich sage nicht, Du sollst nicht Auto fahren!‘, sondern ich sage ‘Jeder Mensch sollte das Recht haben, ein Leben ohne eigenes Auto führen zu können‘“.
Mit anderen Worten, zu Ende gedacht: „Ich will euch nicht nur euren Wohlstand nehmen, Ihr sollt mir dankbar sein, dass ich euch davon befreie“.
26 Millionen ausgeschlossen
In dem Interview mit dem RND macht sie auch deutlich, was sie antreibt. Abscheu. Sie sagte: „Ich verabscheue es, ein System als funktional und für alle passend zu verkaufen, das viele Menschen ausschließt: 26 Millionen Menschen in Deutschland können nicht selbst aktiv Auto fahren“.
Solche Abscheu zieht sich durch das ganze öffentliche Wirken von Diehl. So schrieb sie etwa über das Neujahrskonzert: „Und selbst beim Schauen der Wiener Philharmoniker komme ich nicht umhin, etwas gestresst zu bemerken, wie weiß und männlich sie sind. Sich mit dem Thema weiße Mehrheitsgesellschaft zu beschäftigen heißt, nicht mehr wegschauen zu können – und zu wollen. We will fix that.“ Der letzte Satz, dieses Versprechen, „wir werden das reparieren“, klingt nach Lenin und Mao. Man muss erst einmal darauf kommen, bei einem Neujahrskonzert in Wien vor allem an das Thema „weiße Mehrheitsgesellschaft“ zu denken.
Um den Auftrag für eine „Reparatur“ der Gesellschaft zu legitimieren, baut sich Diehl eine phänomenale Parallel-Welt auf. So schreibt sie etwa, der Autoverkehr habe in Europa mehr zerstört als die Weltkriege und andere Kriege.
Auf so etwas muss man erst einmal kommen.
Wie nahe Diehl mit Herz, Seele und Verstand Lenins und Mao steht, ist schockierend. Noch schockierender ist, dass ihr dies möglicherweise gar nicht bewusst ist. Und dass solche extremen Ansichten heute völlig salonfähig sind. Mehr noch: Dass der polit-mediale Komplex solche Gestalten als eine Art Vorschlaghammer für die brutale Durchsetzung der eigenen Umbau-Pläne instrumentalisiert. Auch diese Taktik kennen wir aus der Geschichte. Nur kennen die eben leider die Wenigsten genau genug.
Für meine Arbeit müssen Sie keine Zwangsgebühren zahlen und auch nicht mit Ihren Steuergeldern aufkommen, etwa über Regierungs-Reklameanzeigen. Hinter meiner Seite steht auch kein spendabler Milliardär. Mein einziger „Arbeitgeber“ sind Sie, meine lieben Leserinnen und Leser. Dadurch bin ich nur Ihnen verpflichtet! Und bin Ihnen außerordentlich dankbar für Ihre Unterstützung! Nur sie macht meine Arbeit möglich!
Aktuell ist (wieder) eine Unterstützung via Kreditkarte, Apple Pay etc. möglich – trotz der Paypal-Sperre: über diesen Link. Alternativ via Banküberweisung, IBAN: DE30 6805 1207 0000 3701 71. Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut.
Mein aktuelles Video:
Mobilität: Ein Leben ohne Autos? I Auf der Couch
mehr zum Thema auf reitschuster.de