Eigentlich hätte ich nie gedacht, dass ich einmal Olaf Scholz in Schutz nehmen müsste. Noch weniger, dass ich mich ausgerechnet in seine Rolle versetze. Doch die Bild-Zeitung hat es geschafft, mich dazu zu bringen. Denn so sehr ich Scholz kritisiere und oft genug an seinen politischen „Vergesslichkeiten“ verzweifle – was die „Bild“ jetzt aus Scholz‘ Stehkreis-Etikette macht, ist im besten Fall albern und im schlimmsten Fall einfach übler Kampagnenjournalismus.
Der Vorwurf von Deutschlands größter Zeitung: Scholz habe Saskia Esken, die SPD-Chefin, demonstrativ stehenlassen, ja gedemütigt. Wie? Indem er ihr bei zwei (!) Anlässen die „kalte Schulter“ gezeigt habe. Dabei sieht man in den entsprechenden Videos, die als Beleg für die steile These verlinkt werden, nichts weiter als eine unglückliche Kommunikationssituation, wie sie jeder schon einmal erlebt hat. Zumindest ich. Wer solche Stehkreise, Empfänge und Parteitreffen kennt – ich hasse sie übrigens wie die Pest – weiß, wie schwierig es ist, mit all den An- und Rückblicken, Seitenschritten und unfreiwilligen Abschottungen umzugehen, den richtigen Platz und Blick zu wahren und niemanden vor den Kopf zu stoßen.
Ehrlich gesagt: Ich selbst habe solche Situationen schon x-mal erlebt. Wer immer perfekt agiert, wer noch nie jemanden versehentlich außen vor gelassen oder – unbeabsichtigt – die kalte Schulter gezeigt hat, der werfe den ersten Stein.
Skandal inszeniert: Eine Lachnummer
Doch die „Bild“ meint, mit dieser Nichtigkeit gleich eine Serie fahren zu müssen. „Kalte Schulter – die Zweite!“ heißt es dort. Als wäre das nicht genug, promotet die Redaktion damit auch noch eine ehemalige Kollegin, die nun für ein Portal schreibt, das offenbar Geld im Überfluss, aber kaum Leser hat. Der Zirkelschluss aus Kampagnenjournalismus, alten Seilschaften und gegenseitiger Promotion könnte absurder kaum sein. Man mag von Scholz halten, was man will – aber das?
Es ist nicht das erste Mal, dass die „Bild“ solche Skandale ohne Substanz heraufbeschwört. Dabei gäbe es bei Scholz, wie gesagt, genügend echte Kritikpunkte: Cum-Ex und seine Vergesslichkeit, sein Herumlavieren in der Ampelregierung, seine Unfähigkeit, das Land zu führen, die Liste wäre schier endlos. Doch nein – statt über politische Versäumnisse zu berichten, verbeißen sich die Schlagzeilenmacher in Körpersprache-Analysen und Mini-Videos, die in fünf Minuten zusammengeschnitten wurden.
Journalismus ohne Maßstab
Dieser Fall zeigt vor allem eins: Wie tief der Journalismus gesunken ist. Statt Fakten und echten Problemen, die unser Land bewegen, wird billige Empörung serviert. Die großen Medien tun also genau das, was sie uns „Alternativen“ vorwerfen. Projektion nennt man das in der Psychologie. Es reicht offenbar, eine zweite „Episode“ aufzutischen, die wie eine Neuauflage der ersten mit anderem Schnitt wirkt, eine neue Überschrift drüber zu klatschen und ein paar Interpretationen hinterherzuwerfen. Der Leser bleibt mit einem bitteren Nachgeschmack zurück: Auch wer die „Bild“ noch nie fragte, muss sich fragen: Ist das wirklich der aktuelle Zustand der größten (Boulevard-)Zeitung des Landes?
Wie gesagt: Ich bin für jede noch so heftige Kritik an Olaf Scholz zu haben – für seine Politik, seine Vergesslichkeit, seine fehlende Führungskraft. Auch seine Arroganz und Überheblichkeit darf, ja muss man thematisieren. Aber doch bitte keine Nichtigkeiten. Solche Aufreger beschädigen nicht den Kanzler – sie beschädigen den Journalismus. Sie zeigen, dass es in unserer Medienlandschaft immer weniger um Inhalt und immer mehr um Klicks geht. Und genau das sorgt dafür, dass der Leser sich irgendwann abwendet. Wobei mir das einerseits im Falle der „Bild“ sogar recht ist. Ich könnte also einfach den Mund halten. Aber dazu habe ich einfach zu viel journalistisches Herzblut in den Adern.
Müsste diese dämliche Episode nicht ein Anlass sein, einmal darüber nachzudenken, wie echte, kritische Berichterstattung aussehen sollte? Und zwar nicht in Form von Stehkreis-Videos. Wer ernst genommen werden will, wer sich beklagt über Auflagenrückgang und Leserschwund, der sollte sich zumindest mal fragen, was er anders machen kann, damit ihn die Leser wieder ernst nehmen. Aber für so viel Reflexion und Selbstkritik stecken offenbar viele Kollegen viel zu tief beziehungsweise zu hoch im Elfenbeinturm Berlin Regierungsviertel.
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