Der Präsident hat Boden gut gemacht Biden vs. Trump: Die letzte TV-Schlacht in den USA

Ein Gastbeitrag von Dr. Manfred Schwarz

Das abschließende große Fernseh-Duell vor der „wichtigsten Wahl der Welt“ (Bild) ist gelaufen. Wieder haben sich vor der nächsten Präsidentschaftswahl in den USA der amtierende Präsident Donald Trump und sein Herausforderer Joe Biden eine hoch emotionale Redeschlacht geliefert. Diese Gefechte liefen allerdings sehr viel disziplinierter ab als die erste große Fernsehdiskussion der beiden Kontrahenten.

Es gab in der ganzen Debatte kaum eine Unterbrechung: Trump fiel Biden dieses Mal fast nie ins Wort, Biden ließ den Präsidenten nahezu immer aussprechen. Ein wesentlicher Grund dafür: Die Debatten-Kommission hatte sich nach dem ersten, streckenweise äußerst aggressiven Kampf entschieden, den Kontrahenten zeitweise die Mikrofone abzustellen – wenn der eine Bewerber sprach, musste der andere schweigen.

Trump und Biden hatten aber auch ihre Strategie geändert: Allzu heftige persönliche Angriffe und Beleidigungen unterblieben dieses Mal. Einen besonders auffälligen Rollenwechsel hatte der jetzige Präsident vorgenommen, den die Tagesschau, die sonst in aller Regel Donald Trump alles andere als wohlgesonnen ist, in ihrer heutigen Schlagzeile so beschreibt: „Trump fast präsidial, Biden läuft ins Leere.“ Mit anderen Worten – vorsichtig formuliert: Die Redeschlacht ist für Trump dieses Mal wesentlich besser gelaufen als beim ersten Duell.

Biden, den Trump im Wahlkampf immer gern als „Sleepy Joe“ tituliert, trat in der ersten Hälfte des Rennens erstaunlich dynamisch und konzentriert auf. Trump wirkte dagegen sehr selbstbewusst und machte selbst der Moderatorin Kristen Welker (von NBC) ein Kompliment dafür, dass sie sich bemüht habe, die Diskussion möglichst rational verlaufen zu lassen („Ich habe großen Respekt davor, wie Sie das machen!“). Je länger die Schlacht währte, desto mehr Fahrt nahm Donald Trump auf.

Fünf inhaltliche Höhepunkte gab es, die viele Zuschauer beeindruckt haben dürften.

Unsäglich lange Debatte über Corona

Mehr als 40 Minuten dauerte am Anfang der Fernsehübertragung die Diskussion über die Corona-Politik. Biden warf seinem Gegner vor, verantwortlich zu sein für den Tod von hunderttausenden Amerikanern und ignorierte dabei die Tatsache, dass in den ausgeprägt föderalistisch ausgeprägten USA die wesentlichen Teile der Coronapolitik gar nicht vom Bund gemacht werden, sondern von den einzelnen Bundesstaaten, in denen zu etwa fünfzig Prozent die Democratic Party die Mehrheit hat. Biden erging sich in finsteren Prognosen: „Uns steht ein dunkler Winter bevor.“ Dann warnte Biden: „Trump hat keinen Plan dafür!“

Donald Trump hingegen gab sich betont optimistisch. Er habe alles ihm Mögliche getan, um die Krise unter Kontrolle zu bringen: „Der Winter wird überhaupt nicht dunkel.“ Und dann ganz nach Trump’scher Art: „Alles, was er fordert, habe ich schon längst getan.“

Dann folgte eine besondere Attacke Trumps, als er daran erinnerte, dass Biden monatelang sein Haus nicht mehr verlassen hatte, als Trump allerorten als Präsident versuchte, die Corona-Krise unter Kontrolle zu bringen: „Wir können uns nicht im Keller einschließen, wie Joe es getan hat.“ Die Menschen müssten stattdessen lernen, mit dem Virus zu leben, auch wenn es nicht bald verschwinden werde. 

Darauf reagierte Biden theatralisch: „Die Menschen lernen nicht, damit zu leben, sondern damit zu sterben!“ Was Biden als Präsident besser machen würde, wurde nicht klar. Dennoch kam diese emotionale Ansprache Bidens – den Menschen scheinbar direkt zugewandt – wahrscheinlich bei vielen gut an. Der frühere Vizepräsident unter Barack Hussein Obama wirkte hier so, wie er vor der US-Wahl gern „wirken will: wie der nette, vertrauenswürdige Onkel Joe“ (Bild).

Hunter Bidens dubiose Geschäfte

Trump kritisierte heftig umstrittene, millionenschwere Geschäfte, die offenbar Bidens Sohn Hunter mit ukrainischen und chinesischen Unternehmen gemacht hat. Hierzu stellt am heutigen Tag sogar die sonst betont Trump-feindliche Süddeutsche Zeitung fest: „Ja, es ist unappetitlich, wie Joe Bidens Sohn Hunter seinen Nachnamen in aller Welt vermarktet hat.“

Bezeichnend für die flächendeckende Dominanz des linken Medien-Mainstreams in den USA ist aber die Tatsache, dass diese zumindest halbkriminellen Millionen-Geschäfte in den USA von allen linksliberalen Zeitungen und Fernsehsendern – von CNN über die New York Times bis zur Washington Post – weitgehend oder ganz verschwiegen worden sind. Facebook und Twitter haben sogar tatkräftig versucht, die Verbreitung kritischer Artikel zu diesem Thema zu stoppen. Auch die linksgrünen deutschen Medien berichten kaum über diesen Skandal.

Vor allem die eher konservative Boulevardzeitung New York Post hatte brisante E-Mails zu den mehr als dunklen Geschäftspraktiken von Hunter Biden veröffentlicht, der im Ausland zur Zeit der Regierung Obama/Biden immer wieder das frühere Amt seines Vaters als US-Vizepräsident ins Spiel gebracht haben soll, um so daraus Profit für seine Geschäfts-Objekte zu schlagen. Anscheinend war auch Joe Biden über die krummen Geschäfte seines Sohnes informiert, der einst wegen undurchsichtiger Rauschgift-Praktiken unehrenhaft aus der US-Army entlassen worden ist.

Zu den Vorwürfen gegenüber seinem Sohn wich Vater Biden immer wieder aus. Der Kandidat der Demokratischen Partei betonte, er, Joe Biden, habe sich stets korrekt verhalten. Die Existenz der belastenden E-Mails, die die New York Post ans Tageslicht befördert hat, bestritt er aber nicht. „Dieser Skandal wird Biden in den Tagen vor der Wahl noch Nerven kosten“, schreibt die Bild-Zeitung, die es sich nicht hatte nehmen lassen, als einzige Zeitung Deutschlands das TV-Duell live in Deutschland zu übertragen.

Das brisante Korea-Thema

Ein brisantes Thema war auch die Nordkorea-Politik. Hier versuchte Biden, den jetzigen Präsidenten in ein schlechtes Licht zu rücken, der angeblich in der internationalen Politik zu wenig die Interessen der USA vertrete. An dieser Stelle vertrat Trump in der ihm eigenen Art zweimal großspurig die These, er habe ein „gutes Verhältnis“ zum Diktator Nordkoreas entwickelt.

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Auf diese Weise habe er einen Nuklearkrieg mit dem asiatischen Land verhindert. Mancher Fernsehzuschauer wird sich an dieser Stelle gefragt haben, wie es sein kann, dass ein Präsident eines demokratischen Landes ein fast freundschaftliches Verhältnis zu einem blutrünstigen Diktator pflegen kann.

An dieser Stelle leistete sich Biden aber einen noch viel größeren Patzer. Er kritisierte Trump dafür, dass er den Nordkorea-Diktator Kim Jong-un eher auf freundlich-kollegialer Basis getroffen hat. Biden zog einen völlig schiefen Vergleich: „Wir hatten auch ein gutes Verhältnis zu Hitler, bevor er Europa überfiel.“ Da dürften sich nicht nur Journalisten fragen, wann die USA denn wohl ein gutes Verhältnis zur NS-Diktatur Adolf Hitlers gepflegt haben sollen.

Biden tappt in die Öl-Falle

Dann kam ein langes Wortgefecht zur Zukunft der Ölindustrie in den Vereinigten Staaten. Der wahrscheinlich schwerste Fehler unterlief Biden kurz vor Schluss. Da stellte Trump dem ehemaligen Vizepräsidenten die brisante Frage: „Würdest du die Öl-Industrie dichtmachen?“

Biden wirkte überrumpelt. Er sagte tatsächlich „Ja!“ Mehr noch: Er, Joe Biden, werde nicht länger auf die Öl-Industrie setzten. Sofort versuchte Trump, „diese Sätze für sich zu nutzen“ (Der Spiegel). Denn an der Öl-Industrie hängen in den USA Millionen von Arbeitsplätzen. Mit den folgenden Worten traf er Biden „voll auf die Zwölf“: „Das ist Bidens wichtigstes Statement!“, höhnte Trump. „Was er sagt, ist, dass er die Öl-Industrie zerstören wird.“

Und sofort wandte Trump sich direkt an die Zuschauer insbesondere in den im Wahlkampf heiß umkämpften „Swing-Bundesstaaten“: „Werdet Ihr Euch daran erinnern, Texas, Pennsylvania, Oklahoma, Ohio?“ Hier geht es um das, was Amerikanern am wichtigsten ist: Jobs.

Den kapitalen Fehler, den er begangen hat, versuchte Biden nach den Fernseh-Gefechten zu korrigieren. Er werde fossile Brennstoffe nicht verbieten, „sie würden noch lange eine Rolle spielen“ (Der Spiegel). Ob das glaubwürdig ist?

TV-Endspurt

Kurz vor Schluss der Rede-Schlacht lieferten sich Trump und Biden eine heftige, ganz persönliche Auseinandersetzung. Trump erinnerte daran, warum er bei der US-Wahl 2016 als Präsidentschafts-Kandidat angetreten ist. Damals hatte er zum Kampf gegen das linke Establishment von Politik und Medien aufgerufen. Trump attackierte mit den Worten: „Ich bin deinetwegen angetreten, Joe. Deinetwegen und wegen Barack Obama. Wenn ihr einen guten Job gemacht hättet, wäre ich nicht angetreten. Ich schaue dich an, Joe. Ich bin deinetwegen angetreten.“

Biden ließ sich nicht besonders einschüchtern. Er spielte, gut vorbereitet, seine Trumpf-Karte aus. Biden weiß, wie niedrig die persönlichen Sympathie-Werte Trumps in vielen Bevölkerungsgruppen sind. „Mr. Vice-President“ ging es jetzt nicht mehr um politische Programme, sondern um die Person Donald Trump. Bidens emotionaler Appell an die Zuschauer, der freilich etwas auswendig gelernt klang: „Ihr wisst, wer er ist, ihr wisst, wer ich bin. Ihr kennt meinen Charakter und ihr kennt seinen Charakter.“

Auch nach diesem Duell wird niemand prognostizieren wollen, wie die Wahlen am 3. November ausgehen werden. Alles ist möglich.

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Dr. Manfred Schwarz (Politologe): Zivillehrer an der Hamburger Landespolizeischule, dann etliche Jahre Berufsschullehrer und Dozent in der staatlichen Lehrerfortbildung (Bereich: Politik); jeweils acht Jahre Medienreferent in der Hamburger  Senatsverwaltung und (nebenamtlich) Vizepräsident des nationalen Radsportverbandes BDR (verantwortlich für die bundesweite Medienarbeit / Herausgeber einer Internet-Radsportzeitung). CDU-Mitglied, sechs Jahre Mitglied des Hamburger CDU-Landesvorstands. Heute Autor für verschiedene Internetportale mit den Schwerpunkt-Themen Politik und Medien.

 


Bild: kirkchai benjarusameeros/Shutterstock
Text: Gast


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