Die TU Dresden und schwangere Väter Wissenschaftliche Exzellenz à la Woke

Ein Gastbeitrag von Vera Lengsfeld

Nein, man kann aus der Geschichte nicht lernen, weil sich Geschichte nicht wiederholt. Man kann und sollte aber lernen, Mechanismen zu erkennen, die dazu führen, dass sich Wissenschaftler und Ärzte in den Dienst einer Ideologie stellen und damit der Wissenschaft und der Medizin einen Bärendienst erweisen. Wenn Wissenschaftler und Ärzte propagieren, dass es schwangere Väter gibt, liegen sie zwar voll im Trend des Zeitgeistes, der von einer Mikrominderheit bestimmt wird, verbreiten aber medizinischen und wissenschaftlichen Unsinn.

Dieser Unsinn ist keineswegs nur lächerlich, sondern gefährlich, denn es wird inzwischen ernsthaft versucht, im Sinne der Lufthoheit über die Kinderbetten, die von Olaf Scholz schon propagiert wurde, als er lange noch nicht Kanzler war, unsere Jüngsten dahingehend zu beeinflussen, dass sie nicht mehr wissen sollen, ob sie männlich oder weiblich sind. Eine solche tiefgreifende Verunsicherung von Kindern hindert sie, zu selbstbewussten, selbstverantwortlichen Persönlichkeiten zu werden und macht sie so leicht ideologisch beeinflussbar.

Mein Leser Torsten Küllig hat sich an den sächsischen Staatsminister für Wissenschaft gewandt und seiner Irritation über eine Veranstaltungsreihe der TU Dresden Ausdruck gegeben. Ich dokumentiere hiermit seinen Brief, der zeigt, wie weit diese Entwicklung schon vorangeschritten ist.

Sie konnte nur Erfolg haben, weil sie von der Ampelkoalition vorangetrieben wird. Laut vom Kabinett verabschiedeten Selbstbestimmungsgesetz soll jeder Bürger jährlich sein Geschlecht wechseln können. Kürzlich hat der Queer-Beauftragte der Bundesregierung, der für etwa 0,2% der Bevölkerung zuständig ist, gefordert, die Bezeichnung Papa für Transpersonen zu verbieten, bei 10 000 Euro Buße, wenn man sich, auch innerhalb der Familie, nicht an das Verbot hält. Andererseits findet Lehmann, dass die im Selbstbestimmungsgesetz der Ampel festgelegte Jahresfrist beim Geschlechterwechsel und eine dreimonatige Wartezeit nach dem Einreichen eines Antrags auf Geschlechtsänderung, nicht zumutbar sei.

Das Problem ist nicht, dass es Personen mit solch skurilen Ideen gibt. Es soll schließlich jeder nach seiner Facon selig werden.

Das Problem ist, dass sie daraus eine Machtfrage machen, wenn sie nicht gestoppt werden.

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Hier der Brief von Torsten Küllig:

Sehr geehrter Herr Staatsminister,

ich habe kürzlich am Eingangsbereich des Hauses 21 des Dresdner Uniklinikum die als Anlagen beigefügten Veranstaltungshinweise bemerkt. Als Vater von drei Kindern gebe ich offen zu, dass mir der Zugang für eine Veranstaltungsreihe „Queere Elternschaft“ fehlt, dennoch verfüge ich über die notwendige Einsicht, dass dieses Thema insbesondere im „Pride Month“ Berücksichtigung finden sollte. Was ich als Vater und auch als Akademiker nicht nachvollziehen kann, ist jedoch, wenn in dieser Veranstaltung Themen behandelt werden, die aus wissenschaftlicher Sicht schlichtweg Unsinn sind.

„Schwangere Väter“ kann es nicht geben, da dies bedeuten würde, dass eine autogame Reproduktion zugrunde liegen müsste. Auch scheidet bei Vätern die Möglichkeit einer Parthenogenese aus.

Wenn schon, dann müsste man in der Veranstaltung am 19. Juni von „schwangeren Männern“ reden, wobei es mir trotz Recherche nicht möglich war, herauszufinden, wieviel Männer in Sachsen bisher tatsächlich schwanger waren oder sind.

Aber worauf möchte ich eigentlich hinaus?

Die TU Dresden gehört zum Kreis der elf deutschen Exzellenzuniversitäten, die seit 1. November 2019 eine Förderung im Rahmen der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder erhalten. Der Exzellenz-Titel bestätigt die Leistungsfähigkeit einer der größten Technischen Universitäten Deutschlands. Gleichzeitig bedeutet diese Auszeichnung eine große Verantwortung und ist Ansporn, weiterhin exzellent zu sein bzw. zu werden, schreibt die TU-DD auf Ihrer Homepage.

Wird die Themenfindung solcher Veranstaltungen nicht fachlich qualifiziert begleitet? Mir ist klar, dass das Wissenschaftsministerium als Rechtsaufsicht den Schranken von Artikel 5 Absatz 3 unterliegt. Aber dennoch sollte man sich darüber im Klaren sein, dass Themen, die einer wissenschaftlichen Überprüfung schwerlich standhalten, der TU Dresden als Exzellenzstandort schaden könnten und bei der Mehrheitsgesellschaft, die bei einem Begriff wie „schwangere Väter“ sicherlich nur verständnislos den Kopf schüttelt, eine Abwehrhaltung hervorruft. Welche Veranstaltungen zu diesem Thema plant die TU noch? Wie wäre es mit “Induzierte Laktation trotz Hysterektomie bei schwangeren Vätern nach der Menopause?” (Bitte entschuldigen Sie meine Polemik.)

Ich denke, Sie stimmen mir zu, dass eine Universität trotz der Freiheit von Forschung und Lehre auch in einer gewissen Weise Verantwortung trägt, sich gesellschaftlich nicht völlig zu entkoppeln.

In dem Sinne alles Gute und viel Spaß beim Tag des Offenen Regierungsviertels.

Mit freundlichen Grüßen

Torsten Küllig

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Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Und ich bin der Ansicht, dass gerade Beiträge von streitbaren Autoren für die Diskussion und die Demokratie besonders wertvoll sind. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.

Vera Lengsfeld, geboren 1952 in Thüringen, ist eine Politikerin und Publizistin. Sie war Bürgerrechtlerin und Mitglied der ersten frei gewählten Volkskammer der DDR. Von 1990 bis 2005 war sie Mitglied des Deutschen Bundestages, zunächst bis 1996 für Bündnis 90/Die Grünen, ab 1996 für die CDU. Seitdem betätigt sie sich als freischaffende Autorin. 2008 wurde sie mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande geehrt. Sie betreibt einen Blog, den ich sehr empfehle. Der Beitrag erschien zuerst auf Vera Lengsfelds Blog.

Bild: Shutterstock

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