„Sie belügen uns, wir wissen, dass sie lügen, sie wissen, dass wir wissen, dass sie lügen, aber trotzdem lügen sie weiter, und wir tun weiter so, als würden wir ihnen glauben.“ Dieses Zitat wird oft fälschlicherweise Alexander Solschenizyn zugeschrieben, stammt aber in Wirklichkeit von seiner Landsfrau Elena Gorokhova, aus ihrem autobiografischen Roman „Goodbye Leningrad“ über das Leben in der sowjetischen Diktatur.
An dieses Zitat musste ich denken, als ich folgende Überschrift in der „Welt“ las: „RBB-Intendantin Demmer wehrt sich gegen Vorwurf der Staatsnähe.“
Wie bitte?
Ulrike Demmer, mit der ich beim „Focus“ noch in einem Büro arbeitete, war fünfeinhalb Jahre lang Sprecherin von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Den Posten bekam sie über das sogenannte „SPD-Ticket“: In Koalitionen darf jede Partei einen Regierungssprecher benennen. Demmer wurde eben von der SPD benannt.
In zahlreichen Wortgefechten auf der Bundespressekonferenz lernte ich Demmer von einer Seite kennen, die ich beim „Focus“ nicht von ihr kannte: als strammen Apparatschik. Wobei rückblickend viel dafür spricht, dass sich Demmer schon zu „Focus“-Zeiten um eine große Nähe zur Politik bemühte, die ihr später einen lukrativen Posten bescheren könnte.
Dass jemand, der jahrelang Regierungssprecher war, eine Nähe zur Politik hat, kapiert jedes Kind.
Nicht so ein großer Teil von Medien und Politikern in Deutschland.
Es ist ein Treppenwitz, dass ein Gutachten dafür nötig war, um Demmer diese völlig offensichtliche Staatsnähe zu bescheinigen. Angefertigt wurde dieses Gutachten im Auftrag der RBB-Personalvertretungen. Diplomatisch formuliert heißt es da, Demmer könne „die unabdingbare Staatsferne“ nicht gewährleisten.
Ein Ding der Selbstverständlichkeit, sollte man meinen.
Doch was macht Demmer?
Sie bestreitet das Offensichtliche.
Und die „Welt“ macht untertänigst eine Meldung daraus.
Das ist in etwa so, als wenn Karl Lauterbach eine Sympathie für die Corona-Impfung bestreiten würde.
Wörtlich schreibt die „Welt“: „‚Ich habe kein Parteibuch, ich hatte nie eines. Ich bin Journalistin‘“, sagte Demmer, die 20 Jahre lang beim NDR, ZDF und dem ‚Spiegel‘ und später als stellvertretende Sprecherin der Bundesregierung tätig war, in einem Interview mit der Hamburger Wochenzeitung ‚Die Zeit‘.“
Besser könnte die mediale Blase mitsamt Demmer gar nicht demonstrieren, wie losgelöst sie von der Realität ist.
Besonders peinlich ist der (Selbst-)Betrug von Seiten Demmers: Glaubt sie, die es beim Focus nicht mal zur Büroleiterin brachte (was selbst ich für das Magazin in Moskau war), wirklich daran, dass sie wegen ihrer herausragenden journalistischen oder organisatorischen Verdienste zur Intendantin gewählt wurde?
Kapiert sie nicht, wie desaströs die Außenwirkung ist, wenn jemand aus dem Amt des Regierungssprechers in den Chefsessel eines öffentlich-rechtlichen Senders wechselt, der per Gesetz unparteiisch sein soll?
Kapiert sie nicht, dass es egal ist, ob sie sich selbst für „staatsnah“ hält oder nicht (wer tut das schon – nach meinem Wissen nicht mal die staatsnahen Bundespressekonferenz-Journalisten)? Dass entscheidend ist, dass eine langjährige Regierungssprecherin genauso wenig an der Spitze eines GEZ-Senders zu suchen hat wie Spitzenbeamte in Chefsesseln von Unternehmen, die sie zuvor kontrollieren sollten?
Denkt sie, die Menschen wissen nicht, dass Regierungssprecher für den Arbeitsstress immer mit lukrativen Posten abgefunden werden, und bei ihr dieses „Austragshaus“ eben der Intendanten-Sessel mit sattem sechsstelligem Gehalt ist?
Nichts kann die völlige Abgehobenheit des polit-medialen Komplexes besser demonstrieren als die Causa Demmer.
Wir haben es mit allzu vielen Ich-AGs zu tun, die unter dem Deckmantel der allgegenwärtigen Hypermoral einzig und allein der eigenen Karriere verpflichtet sind.
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