Ende Dolcefarniente: Zu viel Müßiggang führt in die Krise Unbequeme Wahrheiten für den Freizeitweltmeister

Von Daniel Weinmann

Deutschland ist Weltmeister des Dolcefarniente: Mit Ausnahme des ersten Corona-Jahres 2020 haben die Bundesbürger seit einem halben Jahrhundert noch nie so wenig gearbeitet wie im vergangenen Jahr. Im Schnitt arbeitete ein erwerbstätiger Bundesbürger lediglich noch 1342 Stunden. In keinem der 38 OECD-Staaten wird Freizeit so hoch bewertet wie hierzulande – und dies angesichts eines akuten Facharbeitermangels und fehlenden Servicepersonals.

Wie groß der Einfluss produktiver Arbeitszeit auf das Wachstum ist, zeigt eine Studie des Verbands der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa). Danach ist die deutsche Wirtschaft 2023 vor allem wegen des überdurchschnittlich hohen Krankenstands um 0,3 Prozent geschrumpft: Im Schnitt verpassten Arbeitnehmer krankheitsbedingt rund 20 Arbeitstage.

Laut der Analyse wären im vergangenen Jahr rund 26 Milliarden Euro mehr erwirtschaftet worden, wenn der Krankenstand nicht zum wiederholten Mal so hoch gewesen wäre wie 2022. Allein 15 Milliarden davon entfielen auf geringere Steuereinnahmen. Mit den fehlenden 26 Milliarden Euro wäre die deutsche Wirtschaft um 0,5 Prozent gewachsen und nicht geschrumpft.

»Wenn wir freiwillig weniger arbeiten, führen wir freiwillig eine Wirtschaftskrise herbei«

Der linksgrüne Ruf nach einer 35-Stunden-Woche, möglichst bei vollem Lohnausgleich, geht daher in die völlig falsche Richtung und lässt jegliche ökonomische Kompetenz vermissen. Grüne-Jugend-Chefin Katharina Stolla etwa forderte erst kürzlich bei „Markus Lanz“ die Absenkung der Arbeitszeit auf eine 30-Stunden-Woche und danach auf 20 Stunden – selbstredend bei vollem Lohnausgleich. Ihre vielsagende Begründung: Arbeit macht krank.

„Wenn wir freiwillig weniger arbeiten, führen wir freiwillig eine Wirtschaftskrise herbei“, brachte es Holger Schäfer vom Institut der Deutschen Wirtschaft auf den Punkt – und rechnete vor: Würden alle Deutschen nur vier Tage pro Woche und damit 20 Prozent weniger arbeiten, ginge – bei gleichbleibender Produktivität – auch die Wirtschaftsleistung um ein Fünftel bzw. 800 Milliarden Euro zurück.

In der Folge müssten wegen der sinkenden Einnahmen der sozialen Sicherungssysteme und die Steuereinnahmen Sozialleistungen gekürzt werden – was wohl kaum im Sinne der rotgrünen Sozialstaats-Verfechter sein dürfte.

Hohe Steuer- und Abgabenlast macht Mehrarbeit unattraktiv

Zumindest ein Fünkchen Hoffnung verbreitete ausgerechnet Robert Habeck, der bislang nicht mit ökonomischem Sachverstand zu glänzen vermochte. Der grüne Wirtschaftsminister hatte Forderungen nach geringeren Arbeitszeiten kürzlich kritisiert. Es werde „ein bisschen im Moment zu viel für immer weniger Arbeit gestreikt beziehungsweise geworben. Und das können wir uns in der Tat nicht leisten“, so der Vizekanzler. Deutschlands Wirtschaft stagniere, gleichzeitig seien aber 700.000 offene Stellen gemeldet.

Ob er seine Mitstreiter überzeugen kann, bleibt zwar zu wünschen, erscheint aber wenig realistisch. Besonders bedenklich ist der Ruf nach weniger Arbeit mit Blick auf die Renten. Schon jetzt müssen immer weniger Erwerbstätige immer mehr Rentner finanzieren. Dabei betonten Kanzler Scholz und sein Arbeitsminister Hubertus Heil einträchtig in bester Blümscher Manier, dass für sie Kürzungen bei der Rente nicht in Betracht kämen.

Schlimmer noch: Statt dem durch Streiks und Umfragen belegbaren Freizeitdrang der Bundesbürger einen Riegel vorzuschieben, machen Scholz & Co. mit ihrer hohen Steuer- und Abgabenlast Zusatzeinkommen durch Mehrarbeit unattraktiv. Angesichts dieser Gemengelage läuft Deutschland als „kranker Mann“ Europas Gefahr, jederzeit in eine Rezession zu stürzen.

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Daniel Weinmann arbeitete viele Jahre als Redakteur bei einem der bekanntesten deutschen Medien. Er schreibt hier unter Pseudonym.

Bild: Karolis Kavolelis/Shutterstock

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