Femizid-Zahlen: Die Rätsel der Statistik Zwischen Zahlen und Wahrheit: Wie Gewalt an Frauen verschleiert wird

Die Berichterstattung über Gewalt an Frauen ist immer ein sensibles Thema. Die jüngst veröffentlichten Zahlen des Bundeskriminalamts (BKA) zu geschlechtsspezifischen Tötungen, den sogenannten Femiziden, sorgten für erhebliche Diskussionen – nicht zuletzt aufgrund scheinbar widersprüchlicher Angaben. Während das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) von 360 getöteten Frauen im Jahr 2023 spricht, berichtet „Tichys Einblick“ (TE) von 938 Fällen. Diese Zahlen könnten unterschiedlicher nicht wirken, und unsere erste Schlussfolgerung war klar: Unterschiedliche Definitionen oder Zählweisen des Begriffs „Femizid“ müssten die Ursache sein. Doch wie wir bei näherer Recherche herausfanden, lag der Teufel im Detail.

Unsere ursprüngliche Annahme: Das BMFSFJ bezieht sich mit seiner Zahl von 360 auf eine enge Definition von Femiziden – also Tötungen, bei denen geschlechtsspezifische Motive wie Hass auf Frauen oder „Ehrenmorde“ im Vordergrund stehen. TE hingegen, so vermuteten wir, erreiche die weitaus höhere Zahl von 938 Fällen, indem dort alle Tötungsdelikte an Frauen einbezogen werden, unabhängig vom Motiv. Eine klassische Frage der Methodik, dachten wir – und hatten einen entsprechenden Artikel schon fast fertig. Doch der Entwurf musste im digitalen Abfalleimer landen.

Denn eine genauere Prüfung zeigte: Die Zahlen des BMFSFJ umfassen tatsächlich die Gesamtzahl der vollendeten Tötungen an Frauen, unabhängig von geschlechtsspezifischen Motiven. Hier fließen also alle Mord-, Totschlags- und fahrlässigen Tötungsdelikte ein, die Frauen betreffen. Besonders aufschlussreich ist, dass 155 der 360 getöteten Frauen durch Partner oder Ex-Partner ums Leben kamen –  ein erschreckender Beleg dafür, dass die Gefahr für Frauen oft in ihrem engsten sozialen Umfeld lauert. Dies verdeutlicht, warum das BMFSFJ den Schwerpunkt auf strukturelle Gewalt und patriarchale Machtverhältnisse legt. Die verbleibenden 205 Fälle betreffen Gewalt durch Fremde oder andere Konstellationen.

Die scheinbare Diskrepanz zwischen den Zahlen ergibt sich also nicht aus einer unterschiedlichen Bewertung der Tötungsdelikte, sondern aus der Zählweise. TE berücksichtigt nicht nur vollendete Tötungen, sondern auch versuchte Tötungsdelikte. Nur so kommt TE auf die Zahl von 938 Fällen.

Die Überschrift „In nur einem Jahr wurden 938 Frauen ermordet“ bei TE lässt sich nur so verstehen, als handele es sich ausschließlich um vollendete Tötungsdelikte. So steht es auch im Text. Solche Ungenauigkeiten erschweren die wichtige Debatte um Gewalt gegen Frauen. Fehler passieren jedoch überall, wo gearbeitet wird – auch wir sind davor nicht gefeit und wissen, wie wichtig gründliche Recherchen sind.

Unsere anfängliche Fehleinschätzung, die wir zum Glück vor Veröffentlichung erkannten, zeigt, wie entscheidend gründliche Prüfungen sind, bevor man Schlüsse zieht. In einem anderen Fall hatten wir von „Nius“ zu leichtfertig Zahlen übernommen, von angeblich zwei weiblichen Opfern von Tötungsdelikten täglich, die sich ebenfalls als grob falsch herausstellten – und ein gefundenes Fressen für die sogenannten „Faktenchecker“ waren.

Mea culpa, Asche auf mein Haupt. Man muss alles dreifach gegenrecherchieren in diesen Zeiten. Leider. Und die Geschichten, die bei diesen Gegenrecherchen durch den Rost fielen, obwohl sie bereits anderswo im Netz standen, würden ein Bücherregel füllen.

Doch der eigentliche Skandal liegt nicht darin, dass Fehler gemacht werden. Er liegt auch nicht in der Diskrepanz der Zahlen. Sondern darin, was nicht thematisiert wird. Und wovon die „Faktenchecker“ dann dank ärgerlichen Fehlern wunderbar ablenken können.

Wie die „Junge Freiheit“ (JF) in einem treffenden Kommentar hervorhebt, wird bei den neuen BKA-Zahlen zur Gewalt gegen Frauen ein zentraler Aspekt verschwiegen: die Rolle des Islams und der Migration. Der Anteil ausländischer Tatverdächtiger bei allen Delikten – also weit über Tötungsdelikte hinaus – lag 2023 bei über 34 Prozent, und das, obwohl ausländerrechtliche Verstöße wie illegale Einreise aus der Statistik herausgerechnet wurden.

Die offiziellen Berichte sprechen von „patriarchalen Strukturen“ und „ideologischer Ablehnung von Gleichberechtigung“, vermeiden jedoch konsequent, die Verbindung zur Herkunft der Täter offenzulegen. Der Islam und die mit ihm verbundenen traditionellen Rollenbilder, die Frauen oft als minderwertig betrachten, bleiben weitgehend unerwähnt. Stattdessen wird eine diffuse „Hassideologie“ verantwortlich gemacht, die der Einfachheit halber auf die sozialen Medien geschoben wird. Der Begriff „Hass“ wird heute allzu oft mit „rechts“ identifiziert – und so wird geschickt eine falsche Fährte ausgelegt, ohne sie explizit zu erwähnen. Agitprop vom Feinsten.

Die „Junge Freiheit“ trifft einen wunden Punkt, wenn sie darauf hinweist, wie sehr die Diskussion von linken Medien und politischer Korrektheit geprägt ist. Die Vermeidung des Migrationsaspekts in dieser Debatte ist keine zufällige Lücke, sondern eine bewusste Entscheidung, um politisch unangenehme Wahrheiten zu umgehen.

In diesem Kontext spielen die sogenannten „Faktenfinder“ eine Schlüsselrolle. Diese Institutionen, die oft mit öffentlichen Geldern und Zwangsgebühren finanziert werden, beanspruchen, die Wahrheit zu definieren. Doch ihre Arbeit gleicht häufig mehr einer PR-Abteilung der Regierung als unabhängiger Aufklärung. Ein Fehler wie der von „Tichys Einblick“ oder „Nius“ ist ein gefundenes Fressen für die „Faktenfinder“. Das mussten wir auch schon am eigenen Leib erleben. Das Fatale daran: Während die Fehler der großen Medien von den Faktenfindern in der Regel mit Schweigen übergangen werden, blasen sie die Fehler der kritischen Medien massiv auf. Dabei geschehen überall, wo gearbeitet wird, Fehler, niemand ist davor gefeit, wir natürlich auch nicht. Aber auch Kommentare ohne Fehler wie der in der „Jungen Freiheit“ geraten allzu oft ins Visier von Faktenchecks. Dabei wird dann oft mit Hütchenspieler-Tricks gearbeitet (siehe hier und hier).

Unsere eigene Auseinandersetzung mit den Zahlen in diesem Fall lehrt uns, wie schnell vorschnelle Schlüsse zu falschen Annahmen führen können. Doch sie zeigt auch, wie wichtig es ist, die Diskussion nicht bei statistischen Details enden zu lassen. Die Gewalt gegen Frauen ist ein reales und wachsendes Problem in Deutschland und ein großer Teil davon hängt mit kulturellen und ideologischen Prägungen zusammen, die viele nicht ansprechen wollen.

Die 360 getöteten Frauen und die 938 versuchten und vollendeten Tötungen des Jahres 2023 sind nicht nur Zahlen. Sie stehen für reale Opfer, deren Schicksal weder durch Fehlinterpretationen noch durch politische Agenda verwässert werden darf. Ein Mord bleibt ein Mord – und jede Debatte, die das nicht klar anerkennt, verfehlt ihr Ziel.

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