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Unter Julian Reichelt kritisierte die „Bild“ die Bundesregierung scharf – nach anfänglicher Impf-Propaganda wurde das Blatt auch in Sachen Corona aufmüpfiger. Reichelt wurde in einer Kampagne gestürzt, die an „Zersetzungs“-Methoden der Stasi erinnerte – sein strafrechtlich nicht relevantes Flirtverhalten wurde zum Politikum gemacht. Im Nachfolge-Dreigespann war vor allem Claus Strunz einer der heftigsten Kritiker der Bundesregierung; das von ihm verantwortete „Bild-TV“ wurde zu dem, was die öffentlich-rechtlichen eigentlich sein sollten: Ein regierungskritisches Fernsehen. Jetzt wurde Strunz von einem Tag auf den anderen auf die Straße gesetzt – gemeinsam mit seinen beiden Chefredakteurs-Kollegen Johannes Boie und Alexandra Würzbach. Eine echte Begründung für die Entlassungen wird nicht geliefert – nur die üblichen Phrasen.
Nachfolgerin wird Marion Horn. Schon in ihrer Zeit als Chefin der „Bild am Sonntag“ fiel sie durch besondere Nähe zur Regierung bzw. deren Chefin auf. Regierungskritik gab es bei ihr nur mit angezogener Handbremse. Dafür viel Ikonenmalerei. Neben Horn soll der bisherige „Focus“-Chefredakteur Robert Schneider in die Chefredaktion von Europas größter Boulevard-Zeitung aufrücken. Dazu musste er vorab einen Drogentest erfolgreich bestehen – die Bräuche in der Branche werden immer bizarrer.
Schneider wurde beim Focus installiert, nachdem sein Vorgänger Uli Reitz sich mit Kritik an Merkels Migrationspolitik unbeliebt gemacht hatte. Die Frau des Verlegers Hubert Burda, Maria Furtwängler, sei in ihren rot-grünen Kreisen in der Hauptstadt schief angesehen worden, weil der ohnehin böse, weil nicht komplett rot-grüne Focus für deren Geschmack zu „rechts“ geworden sei. Um des lieben Familienfriedens willen sei „Hubsi“, wie der Verleger in der Redaktion genannt wird, eingeknickt – so jedenfalls wird es im Hause kolportiert. Schneider war unkompliziert, „politisch korrekt“ und stieß nie an. Das Blatt ging mit ihm noch weiter unter, aber Furtwängler brauchte sich vor der rot-grünen Society in der Hauptstadt nicht mehr zu schämen.
Mit anderen Worten: Eine Chefredaktion, die als eine der letzten bei einem großen Medium regierungskritischen Journalismus betreibt, wird über Nacht quasi „gesäubert“. Und an ihre Stelle treten zwei Journalisten, die nicht dafür bekannt sind, unbequem zu werden oder gar die Regierung über das heutzutage gebotene Maß hin zu kritisieren.
Unter Beschuss
Ein solcher Rausschmiss über Nacht, dem keine klaren Verfehlungen vorausgegangen sind – das ist ein klarer Bruch mit der Tradition von Verlagsgründer Axel Springer und der bisherigen Unternehmenskultur. Selbst als die rot-grünen Medien gegen Julian Reichelt feuerten, blieb Verlagschef Matthias Döpfner noch lange loyal an seiner Seite. Jetzt dagegen macht er kurzen Prozess. Döpfner sieht die politische Entwicklung in Deutschland so kritisch wie die meisten von Ihnen – aber er kam offenbar massiv unter Beschuss und macht inzwischen stramm Männchen vor dem Zeitgeist.
Als die „Welt“ die Dreistigkeit hatte, zu schreiben, dass Mann und Frau entscheidend für die Fortpflanzung seien, machte Döpfner einen Kniefall vor dem aufgebrachten rot-grünen Politik- und Medien-Mob. Er versicherte: Springer werde fortan stramm mit den Trans-Aktivisten marschieren. Bild-Politikchef Schuler war das zu viel – er schmiss hin.
Die Redaktion wurde von dem faktischen Umsturz in der Chefetage kalt erwischt. Dort geht die Angst um – weil Döpfner weitere Sparrunden ankündigte. Dass diese notwendig sind, hat sicher auch damit zu tun, dass die Zeitungen zumindest zum Teil an der Leserschaft vorbeischreiben. Die „Welt“ richtet sich an ein bürgerliches Zielpublikum – findet aber traditionell kaum bürgerliche Journalisten, die sich schwer tun, auf Bürgerlich zu machen und dabei nicht authentisch sind. Der rot-grüne Lack schimmert allzu oft durch.
Raubbau am Markenkern
Die „Bild“ litt unter mangelndem Boulevard-Gespür des eher spröden und farblosen Johannes Boie. Der biedere Absolvent eines Geschichtsstudiums wirkte am Steuerknüppel des Boulevard-Blatts immer ein wenig wie ein Bahnhofsvorsteher, der einen Nachtclub leiten soll. Als Journalist muss ich mich täglich durch die Bild-Zeitung kämpfen. Wie da wochenlang etwa der peinliche Ehekrieg von Pseudo-Prominenten aufgebauscht wird, hat schon fast etwas Tragikomisches. Aber nichts von gutem Boulevard-Journalismus. Der Raubbau am Markenkern war enorm.
Im Gegensatz zu seinem Vorgänger Reichelt – Boulevard-Rampensau durch und durch – war Boie (sich) zu fein für das Metier. Seinen Aufstieg hatte er auch weniger Qualifikation als der Nähe zu Döpfner zu verdanken – dessen Stabsstelle er leitete. Dies ist ein Grundübel der Branche und vieler anderer und unserer Politik auch: Statt Talent und Kompetenz ist Kärrnerarbeit in Chef-Nähe entscheidendes Aufstiegskriterium. Das Resultat lässt sich in den Parteien ausgiebig studieren.
Auch Claudius Senst, seit Juli 2021 CEO und damit Chef der „Bild“- und „Welt“-Gruppe, machte seine Karriere als Vorstandsreferent. Der Mitdreißiger ist offiziell verantwortlich für den Umsturz und verkündete ihn auch. Er gilt als farblos und wirkt auch in der neuen Rolle noch eher wie ein Vorstandsreferent, denn als tatkräftiger Macher mit Mut und Courage. Insofern steht er in gewisser Weise sinnbildlich für das Personalproblem bei Springer – und ist eine Art Gegenentwurf zu Macho Reichelt.
Beide neuen Chefredakteure sind bei ihren vorherigen Aufgaben vor allem dadurch aufgefallen, dass sie die Auflagen gesenkt haben. Was – wenn nicht die „politische Korrektheit“ der beiden – das Kriterium für ihre Berufung an die Redaktionsspitze gewesen sein könnte, erschließt sich mir nicht.
Ausschreibung zur Fahndung durch die Polizei, Kontenkündigungen, Ausschluss aus der Bundespressekonferenz: Wer in Deutschland kritisch berichtet, sieht sich Psychoterror ausgesetzt. Und braucht für den Spott der rot-grünen Kultur-Krieger nicht zu sorgen. Ich mache trotzdem weiter. Auch, weil ich glaube, dass ich Ihnen das schuldig bin. Entscheidend fürs Weitermachen ist Ihre Unterstützung! Sie ist auch moralisch sehr, sehr wichtig für mich – sie zeigt mir, ich bin nicht allein und gibt mir die Kraft, trotz der ganzen Schikanen weiterzumachen! Ganz, ganz herzlichen Dank im Voraus für Ihre Unterstützung, und sei es nur eine symbolische!
Aktuell sind (wieder) Zuwendungen via Kreditkarte, Apple Pay etc. möglich – trotz der Paypal-Sperre: über diesen Link. Alternativ via Banküberweisung, IBAN: DE30 6805 1207 0000 3701 71. Diejenigen, die selbs t wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut.
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Nach Impf-Hexenjagd – Wind dreht sich: Kimmich hatte Recht. Forderung nach Minister-Entschuldigung.
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