„Europa macht seinen Hintern nackt“ Ketzerische Ansichten aus der Ukraine

Vom 20.1.2020 – aber wieder sehr aktuell.
Früher war die EU ein Hoffnungsträger, und ihr Glanz strahlte weit, gerade auch in der Ukraine. Doch leider gibt es da ein Umdenken – und es ist meines Erachtens hausgemacht. Mir persönlich geht es genauso – ich war und bin ein großer Anhänger der Europäischen Idee, habe sie immer lebhaft verteidigt, vor allem in meinen 16 Jahren in Moskau. Dann habe ich aber sehr stark das Vertrauen in die EU als Organisation verloren, nachdem ich öfter in Brüssel war und hinter die Kulissen schaute. So weit wie der kürzlich verstorbene russische Dissident Wladimir Bukowski, die EU mit der UdSSR zu vergleichen, gehe ich zwar nicht. Aber ich sehe die Union auf großen Irrwegen – überlagert von Bürokratie und Lobbyismus. Ihr größtes Problem ist wohl das, was ihr langjähriger Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker in einem seltenen nüchternen (oder im Gegenteil nicht nüchternen?) Moment sinngemäß sagte: Dass die EU, wäre sie ein Staat, nicht in die EU aufgenommen werden könnte – weil sie nicht demokratisch genug ist.

Vergangene Woche habe ich in meiner Sendung im russischsprachigen Berliner Sender «OstWest» (er hieß früher RTVD, wurde dann aber wegen der Verwechslungsgefahr mit dem Kreml-Medium RT umbenannt) einen der bekanntesten Journalisten der Ukraine interviewt – Dmitri Gordon. Der war früher bekannt als glühender Anhänger eine Integration der Ukraine in die EU.

Jetzt sagte er in meiner Sendung (für die Russischsprachigen hier rechts der Link): «Ich war 2013 vom ersten Tag an auf dem Maidan, habe mit demonstriert, für eine Integration der Ukraine in Europa, dafür, dass unser Land Mitglied der EU wird. Und ich muss heute etwas Bitteres sagen: Ich will nicht mehr, dass unser Land Mitglied der EU wird. Die EU hat sich als völlig impotente Organisation erwiesen, das zeigt sich etwa an der Situation mit Migranten in vielen EU-Ländern, nehmen Sie Paris, das ist nicht mehr das alte Paris! Wenn ich mir deutsche Städte ansehe, erlebe ich, dass dort schon Migranten ihre Spielregeln den anderen aufdrängen“.

An dieser Stelle unterbrach ich Gordon: „Das dürfen Sie nicht sagen, sonst sind Sie hier in Deutschland Faschist! Selbst mich nennt man hier schon so, jemand, der in der SPD war!“

Seine Antwort: „Ich sage immer, was ich denke“.

Ich unterbreche ihn wieder: „Ich auch, aber das ist wie ein Fluch!“

Gordon: „Ich sage Ihnen ehrlich, mir ist es völlig egal, was die Leute über mich sagen, ich drehe mich schon seit langem nicht mehr um. Ich sage, was ich denke. Ich war gerade in Paris, zu dem Treffen im Normandie-Format, und was ich da gesehen habe, ist schrecklich. Genauso, wie dass in deutschen Städten Migranten deutsche Frauen vergewaltigen und die deutsche Gesellschaft nicht in der Lage ist, ihnen, wie es sich gehört, auf den Kopf zu hauen, das ist schrecklich. Das ist der Anfang vom Untergang Europas. Wie Igor Guberman einst schrieb: ,Gott bereites und das Schauspiel eines großen Elends vor: Europa geht zum Morgengebet auf die Knie und macht seinen Hintern nackt´“. Ich glaube, dass Europa bald seinen Hintern nackt macht, und deshalb will ich nicht mehr, dass die Ukraine Mitglied der EU wird. Ich will, dass die Ukraine ein neutraler Staat ist, wie die Schweiz, oder Schweden. Ich will auf keinen Fall, dass die Ukraine etwas mit Russland zu tun hat, mit Putins Russland. Aber für ein demokratisches Russland, das uns zurück gibt, was es uns gestohlen hat, machen wir gerne die Türe auf, herzlich willkommen!“ Meine Antwort: „Ich kritisiere auch oft die Migrationspolitik in Deutschland, und viele sagen mir dann, ich würde klingen wie Putin. Darum finde ich es bemerkenswert, dass jemand, der Putin genauso kritisch sieht wie ich, sich diese Kritik nicht verkneift, nur deswegen, weil Putin zuweilen etwas ähnliches sagt. Denn nicht alles, was Putin sagt, ist falsch, im Gegenteil, er ist sehr schlau, hat ein feines Gespür. Er sieht die Probleme des Westens, und die nutzt er.“

Gordon: „Ich sage noch mehr: Ich bin überzeugt, dass Putin bei diesem Problem, dem Ansturm von Migranten, seine Hände mit im Spiel hatte. Ich denke, Putin hat die Türen aufgemacht, damit die Migranten Europa überrennen, und dann zu Merkel und Macron gesagt: ,Und, werden wir jetzt endlich Freunde, oder werdet Ihr weiter Blödsinn machen?“

Auf den ersten Blick mag das befremdlich klingen. Blickt man aber in die Geschichte, sieht man, dass schon die DDR absichtlich in großen Mengen Asylbewerber in die Bundesrepublik geschleust hat, um dort die Lage zu destabilisieren und die Migranten als politisches Druckmittel zu nutzen (siehe meinen Bericht hier).

Für deutsche Verhältnisse sind Gordons Aussagen schwerer Tobak – aber eben auch, weil wir uns sehr stark an die politische Korrektheit gewöhnt haben. Darum finde ich unzensierte Außenansichten, wie hier auch den von Gordon, sehr wichtig. Wie der prominente Journalist schütteln viele meiner russischen und ukrainischen Freunde uns Bekannte nur noch den Kopf über Deutschland (siehe meinen Bericht hier). Wir sollten uns zumindest aufmerksam anhören, was sie zu sagen haben.


Bild: Pixabay

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