Die rot-grünen Gesinnungs-Polizisten treiben die nächste Sau durchs Dorf: Diesmal ist es Thomas Gottschalk. Wobei der Vergleich keinesfalls ungebührlich gemeint ist – ich habe durchaus Respekt vor dem alten Fernseh-Haudegen, mit dessen ‚Morgenshow‘ auf „Bayern 3“ ich quasi aufgewachsen bin. Der heute 75-Jährige und Günther Jauch waren ein Dreamteam, das mit ihrer lockeren und frechen Art das Radio revolutioniert hat.
Anders als Jauch macht Gottschalk nicht Männchen vor dem rot-grünen Zeitgeist. Im Gegenteil: Er wagt die Ketzerei, sich über Einschränkungen der Meinungsfreiheit zu beklagen. Das ist für die rot-grünen Gesinnungs-Polizisten, die uns vorschreiben, was wir sagen dürfen und was nicht, die größtmögliche Ketzerei: Dass ihr Treiben offen als solches benannt wird.
Dafür stellen sie nun Gottschalk an den Pranger. Was für diesen den angenehmen Begleiteffekt hat, dass damit sein neues Buch schon vor dem Erscheinen massivst beworben wird.
Ganz am Ende seiner letzten „Wetten dass…“-Sendung erklärte Thomas Gottschalk 2023 im ZDF seinen Rückzug wie folgt: „Ich habe immer im Fernsehen das gesagt, was ich zu Hause auch gesagt habe. Inzwischen rede ich zu Hause anders als im Fernsehen. Und das ist auch keine dolle Entwicklung. Bevor hier ein verzweifelter Aufnahmeleiter hin- und herrennt und sagt: ‚Du hast wieder einen Shitstorm hergelabert‘, da sage ich lieber gar nichts mehr.“ (siehe meinen Bericht hier)
In der WDR-Show „Kölner Treff“ trat der Moderator Micky Beisenherz dem Gast Gottschalk gegenüber wie ein moderner, rot-grüner Inquisitor auf. In einer scharfen, unangenehmen Art nahm er den Altmeister des deutschen Entertainments ins Visier, und es schien, als ob er Gottschalks frühere Aussagen und Fauxpas wie ein Ankläger vor das Tribunal der modernen Öffentlichkeit bringen wollte. Beisenherz inszenierte sich dabei geschickt als Vertreter einer neuen Generation, die sich kritisch mit den Aussagen älterer TV-Ikonen auseinandersetzt. Besonders Gottschalks gelegentlich konservative Ansichten und seine Äußerungen über Rassismus und Meinungsfreiheit nutzte Beisenherz als Angriffspunkte, die er mit spitzer Zunge und einem Hauch moralischer Überlegenheit adressierte. So, als ginge es ihm darum, Sympathiepunkte bei Rot-Grün zu sammeln und seine Ansprüche auf Zwangsgebühren zu untermauern.
Der Angriff hatte weniger den Charakter eines offenen Schlagabtauschs, sondern wirkte eher wie ein satirisches Verhör, bei dem Beisenherz Gottschalk vorführen wollte, ohne ihm wirklich Raum für Verteidigung zu lassen. In dieser Rolle als inquisitorischer Satiriker stellte Beisenherz geschickt die Frage in den Raum, ob Gottschalks Zeit in der heutigen Debattenkultur überhaupt noch Platz findet – ein subtiler, aber nicht weniger scharfer Vorwurf, der Gottschalks Status als Unterhaltungsgigant infrage stellte. Unter anderem warf er Gottschalk vor, Frauen in seinen Shows berührt zu haben.
Auf X kursierte ein Zusammenschnitt der bösesten Fragen, der aber zwischenzeitlich leider wieder gelöscht wurde. Die ganze Sendung finden Sie hier.
Da hat Beisenherz mal kurz seine Maske fallen lassen: peinliche kleine Hassattacke gegen Thomas Gottschalk, gespickt mit Altersrassismus – kleinkarierter und spießiger geht’s kaum. #WDR
— alexander moehnle (@AMoehnle) October 12, 2024
Schon 2021 diskutierten Gottschalk und Micky Beisenherz in einer anderen TV-Runde über Themen wie Rassismus und Sprachsensibilität. Besonders hitzig war die Debatte um die sogenannte „Zigeunersauce“. Alle vier Gäste sprachen sich in der Diskussion gegen das Umbenennen der Sauce aus, was auf starke Kritik stieß, vor allem wegen des angeblichen Mangels an „Diversität“ in der Gesprächsrunde – alle Teilnehmer waren weiß, so der Vorwurf. „Diversität“ scheint nach heutigen TV-Maßstäben nur gewährleistet, wenn zwar alle weiß sind, aber gegen die AfD.
Gottschalk sorgte damals mit einer Anekdote für Empörung, in der er erzählte, bei einer Kostümparty in Los Angeles als Jimi Hendrix verkleidet das erste Mal „erfahren zu haben, wie sich ein Schwarzer fühlt“. Diese Aussage wurde besonders scharf kritisiert, sie sei unsensibel und naiv, so der Aufschrei der Wokeness-Wärter.
In der Folge entschuldigten sich einige der Teilnehmer, darunter auch Beisenherz, für ihre Äußerungen. Vielleicht leistet der Moderator dafür heute umso untertäniger Abbitte vor dem Zeitgeist. Gottschalk selbst äußerte sich später auch in einem Beitrag und erklärte, dass er Lehren aus der Kritik gezogen habe und bestimmte Begriffe künftig nicht mehr verwenden werde. Er betonte, dass es ihm nicht darum gehe, der „politischen Korrektheit“ blind zu folgen, sondern, dass er genug Worte zur Verfügung habe, die weniger missverständlich seien. Also auch bei Gottschalk ein halber Kniefall.
Er laviert.
Die Medien versuchen trotzdem, ihn als Ewiggestrigen abzutun – weil er nicht brav Männchen macht vor dem rot-grünen Zeitgeist, wie sein ehemaliger TV-Partner Jauch. So wird ihm insbesondere sein Eingeständnis vorgeworfen, dass er im Fernsehen anders rede als privat, und seine Begründung dafür: Dass es kaum noch möglich sei, öffentlich frei zu sprechen, ohne Angst vor einem Karriereknick zu haben. Protest löste auch seine Aussage aus, die heutige Debattenkultur sei derart verengt, dass Persönlichkeiten wie er sich zunehmend zurückziehen.
Alles Dinge, die wir täglich beobachten und bestens kennen. Und die auszusprechen, ja nur anzudeuten, wie es Gottschalk tut, bereits größtmögliche Ketzerei ist und einen nahe an die ultimative Diffamierung bringt – als „Nazi“ bezeichnet zu werden. Dabei ist das heute – und das ist wirklich pervers – fast schon ein Ritterschlag. Weil jeder, der auch nur halbwegs kritisch denkt und spricht, von den woken Gesinnungswärtern in die „Nazi“-Ecke gestellt wird.
Gottschalk ist nicht laut bei seiner Gegenwehr. Auch nicht überaus deutlich. Aber wenigstens schwimmt er nicht mit dem Strom.
In einem Interview mit der „Bild“ macht der Entertainer jetzt deutlich, dass er es leid ist, als jemand wahrgenommen zu werden, der „aus der Zeit gefallen“ ist. Sein Buch – laut der Zeitung „gesellschaftskritisch, ironisch, selbstreflektierend, frech“ – sieht Gottschalk als seine Antwort auf die Vorwürfe der jüngeren (Gender)-Generation und Ausdruck seines Gefühls, er müsse „andauernd irgendwelchen Shitstorms aus dem Weg gehen“, so schreibt er.
Weiter führt er aus: „Heute werde ich nicht nur als alter weißer Mann in eine Ecke gestellt, in der ich nicht sein möchte, sondern in meiner Kritik als Querulant wahrgenommen, der ich nicht bin – zumindest nicht sein möchte… Meine Follower sind eben von gestern, das hat mit einem Umstand zu tun, für den wir alle nichts können: mit dem Zeitpunkt unserer Geburt.“ Er versuche sehr wohl, die junge Generation zu verstehen, so Gottschalk. Er erwarte aber umgekehrt auch Respekt und Nachsichtigkeit für seine Art, die manchmal frech, aber niemals verletzend oder böse gemeint sei.
„Was ich anprangere, ist diese nörgelige Beschwerdementalität, die sich bei uns breitgemacht hat“, beklagt er weiter: „Nicht alles, was ein alter weißer Mann von sich gibt, ist schon allein deshalb Unsinn. Man sollte vielmehr bei allen, die sich zu Wort melden, sei es im Netz oder sonst wo, einen Blick auf die Person werfen…. Es kommt mir fast so vor, als würden Menschen ab einem gewissen Alter unsichtbar werden oder im übertragenen Sinne ihre Stimme verlieren und von der Netz-Community nicht mehr als vollwertiges Mitglied wahrgenommen werden.“
Ein fast tragikomischer Aspekt: Ausgerechnet diejenigen, die in der Selbstwahrnehmung am lautesten gegen Diskriminierung aufschreien, sind besonders eifrig im Diskriminieren derjenigen, die ihnen nach Alter, Hautfarbe und Meinung nicht passen. Insofern legt Gottschalk hier seine Hand in eine Wunde.
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