Ein Blick zurück – die wichtigsten Beiträge aus dem Jahr 2020. Hier vom August:
Der Basketballer Joshiko Saibou, seines Zeichens Bundesliga- und Nationalspieler, ist von seinem Arbeitgeber, den „Telekom Baskets Bonn„, entlassen worden, weil er an der „Querdenken 711“-Demonstration der Corona-Maßnahmen-Kritiker in Berlin teilgenommen hat. Maximilian Rieger, Journalist beim gebührenfinanzierten Deutschlandradio, hatte ihn auf Twitter denunziert. Der Bundesliga-Verein warf seinem Ex-Angestellten vor, es „erfüllt schon fast den Tatbestand der fahrlässigen Körperverletzung, wenn ich mich diesen Gefahren in Berlin aussetze und damit auch meine Mitmenschen und Teamkollegen gefährde.“ Mit Saibous Meinung habe die Kündigung natürlich nichts zu tun. Merkwürdig. In den Medien wurde Saibou massiv attackiert und denunziert. Er sei durch „krude Verschwörungstheorien“ aufgefallen, schrieb die Welt. Und in ihrer Titelzeile heißt es: „Sportlerpaar Saibou und Wester – Wie sich zwei Coronaleugner die Karriere zerstören“.
Und jetzt das! Ein Leser und eifriger Twitter-Nutzer („Frankendemo“), der gestern hier den Beitrag über Saibous Entlassung gelesen hatte, machte einen unglaublichen Fund: Fußball-Nationalspieler Benjamin Henrichs, der zu RB Leipzig wechselt, hat am 6. Juni mit heruntergezogenem Mundschutz an einer „Black Lives Matter„-Demonstration teilgenommen, auf der ganz offensichtlich der Mindestabstand nicht eingehalten wurde. Und sich damit auch stolz auf seinem Instagramm-Account gebrüstet:
Doch es kommt noch dicker. Der Leser fand unglaubliche Szenen im „Aktuellen Sportstudio“ des ZDF. Keine andere als Dunja Hayali präsentierte in der völlig politisierten Sendung einen Video-Einspieler, in dem zu sehen war, dass Henrichs ohne aufgesetzten Mundschutz an einer Demonstration teilgenommen hatte, bei der die Hygiene-Vorschriften missachtet wurden.
In lobendem Ton sagt der Sprecher über den Nationalspieler: „Er ist letzten Samstag selbst auf die Straße gegangen, für Solidarität und Black Lives matter“. Sodann wiederholt Hayali nochmal lobend Henrichs Straßen-Einsatz und fragt ihn, der als Studiogast anwesend ist, warum ihm das so wichtig sei. Kein einziges Wort zu dem Hygiene-Verstoß. Die gleiche Hayali, die sich am Wochenende massiv über genau die gleichen Hygiene-Verstöße bei der anderen Demonstration echauffierte.
Sodann wendet sich die ZDF-Vorzeigefrau zu einer zugeschalteten Sportlerin und fragt sie, ob wir in einer besonderen Zeit lebten, in der Sportler eine Vorbildfunktion haben. Welche? Ohne aufgesetzten Mundschutz und Mindestabstand auf die Straße zu gehen? Das fragt Hayali nicht. Dafür spricht sie an, dass es Probleme mit der Meinungsfreiheit für Sportler gebe – für solche, die auf Linie des Zeitgeists sind selbstverständlich. Aha!
Sodann entlockt Hayali den beiden Sportlern noch Klagen über „positiven Rassismus“ – dass ihnen Komplimente wegen ihrer Hautfarbe gemacht würden. Der Fußball-Millionär klagt, Menschen würden ihn schon mal fragen, wie es sei, so eine Frisur zu haben (obwohl dук zumindest aktuell eine völlig unauffällige Frisur hat, aber früher – möglicherweise zur betreffenden Zeit, grell blond war). Heute würde er in so einem Fall, also freundlichen Worten, „sofort einschreiten“, sagt Henrichs. All das ist keine Satire, Hayali meint all das ernst: Sehen Sie hier die Sendung.
Hier stellt sich auch die Frage, warum das „aktuelle Sportstudio“ zu einer Polit-Sendung und Werbeveranstaltung für die Anti-Rassismus-Bewegung gemacht wird. Das ist Zweckentfremdung von Gebührengeldern und Irreführung der Zuschauer: Wo Sport draufsteht, hat auch Sport drinnen zu sein. Hayali mahnt dann auch noch mal, nicht nur „Menschen rechtsaußen“ seien rassistisch, sondern Rassismus ziehe sich quer durch die Gesellschaft. Liebesgrüße an den Gebührenzahler.
Auch „Sport 1“ hatte keine Probleme, dem ohne Mundschutz und ohne Mindestabstand demonstrierenden Henrichs eine Plattform zu bieten, ohne seine Verstöße auch nur ansatzweise zu thematisieren – ganz im Gegenteil. „Benjamin Henricks, ein Vorbild vom Allerfeinsten“, lobt der Sprecher, bevor die Bilder des Nationalspielers auf der Demo zu sehen sind: „Im Gespräch mit uns zeigt er sein wertvolles gesellschaftliches Denken, nicht nur beten, dass vieles besser wird, sondern aktiv dazu beitragen, in der Anti-Rassismus-Bewegung Black-Lives Matter“. Sodann sagt Henricks: „Ich wollte zeigen, dass ich auf die Straße gehe, für Gleichberechtigung kämpfe“. Im Anschluss sind Bilder zu sehen von ihm ohne Mundschutz und ohne Mindestabstand von anderen Demonstranten. Der Sprecher weiter: „Genau dafür, Öffentlichkeit schaffen, genau darum geht es, und als Prominenter hat er eine Stimme, die gehört wird.“ Henricks wiederholt sodann die Phrase von Bundespräsident Steinmeier: „Es reicht nicht aus, zu sagen, man ist kein Rassist. Man muss Antirassist sein“.
Das Fazit: 1.) Sportsendungen sind heute Polit-Instruktion
2.) Der arme Basketball-Nationalspieler Saibou war im Gegensatz zu seinem Fussball-Kollegen schlicht und einfach auf der falschen Demonstration und hat die falschen politischen Ansichten. Sonst wäre er gefeiert geworden statt gefeuert. Auch Augsburgs Trainer Heiko Herrlich hätte wohl „Black Lives Matter“ rufen sollen, als er gegen die Corona-Regeln aus dem Vereinshotel in einen Supermarkt ging, um eine Zahnbürste zu kaufen – und dafür bundesweit heftigst attackiert wurde.
Die Doppelmoral hat erstaunlich Ausmaße erreicht. Der Twitter-Nutzer „Klargo Nerd“ dokumentiert sie seit langem sehr beeindruckend. Hier ein paar Beispiele:
PS.: Die Entlassung von Saibu und die lauten Forderungen nach einer Einschränkung der Versammlungsfreiheit waren Thema in meinem Livestream auf youtube. Die Sendung finden Sie hier:
Hier noch mein aktuelles Wochenbriefing – Sie können es hier kostenlos und jederzeit widerrufbar abonnieren.
Guten Abend aus Berlin!
Stellen Sie sich vor: Auf der Demonstration von „Querdenken 711“ in Berlin am Samstag hätten die Redner zu Ende sprechen können, es wären dann in den großen Medien Auszüge aus diesen Reden zu hören gewesen, darüber wäre gesprochen und diskutiert worden. In einer Talkshow hätten die Professoren Drosten und Kekulé dargelegt, warum die Redner Unrecht haben. Professor Bakhdi und Doktor Wodarg hätten engagiert widersprochen, die Diskussion hätte zwei Stunden gedauert, und am Ende hätte sich jeder ein Bild machen können, wer für ihn die besseren Argumente hat. Lothar Wieler, der Chef des Robert-Koch-Institutes, wäre in einer live übertragenen Pressekonferenz regelrecht gegrillt worden mit kritischen Fragen von Journalisten. Alle Widersprüche wurden kritisch hinterfragt. Und am Ende hatte jeder so viele Informationen, dass er für sich entscheiden konnte, ob sein Vertrauen ins RKI gerechtfertigt war.
Hat Reitschuster zu tief ins Glas geschaut, werden Sie sich nun fragen? Nein, hat er nicht. Er trinkt ohnehin so gut wie nichts, weil die Realität in Berlin heute so ist, dass man auch nüchtern ständig glaubt, man müsse wohl betrunken sein, weil sonst alles nicht zu erklären sei. Dass man bei dem, was ich da beschrieben habe, sofort fragt, „wie irre ist das denn?“, zeigt, wie sehr wir uns an den tagtäglichen Irrsinn gewöhnt haben. Und wie sehr wir entwöhnt sind von Zuständen, die eigentlich normal sein sollten.
Ein Leser schrieb mir, die Veranstalter von „Querdenken 711“ hätten ein Eigentor geschossen mit dem Ignorieren der Hygiene-Auflagen, weil sie so einen Vorwand zum Auflösen der Demonstration gegeben und damit selbst eine inhaltliche Diskussion verhindert hätten. Da ist einerseits etwas dran. Andererseits glaube ich nicht, dass bei Einhaltung der Vorschriften fair berichtet waren wäre – aus eigener Erfahrung mit anderen Demos.
Ein Leser schrieb mir erbost, ein Bekannter von ihm sei an Covid-19 gestorben, und es sei unverantwortlich, dass ich die Demonstranten in Berlin verteidige. Ich glaube, er hat mich falsch verstanden. Meine Aufgabe als Journalist ist es nicht, jemanden zu verteidigen. Ich bin für Kritik an der Missachtung der Hygiene-Vorschriften offen und würde niemandem wegen solcher Kritik Vorwürfe machen, solange sie sachlich ist. Ich maße mir kein Urteil zu Corona an: nur, dass die Krankheit gefährlich ist. Aber wie groß die Gefahr ist, wie man am besten mit ihr umgeht – darüber muss in meinen Augen offen, sachlich und fair diskutiert werden. Und diese Diskussion findet nicht statt. Und genau das ist der Grund dafür, dass so viele Menschen völlig das Vertrauen in Staat und Medien verloren haben. Und deshalb weigern sie sich jetzt, die Corona-Auflagen zu beachten. Mir selbst fällt das auch schwer, weil ich mich nicht als mündiger Bürger behandelt fühle und Politikern und Journalisten, sondern wie ein kleines Kind. Die Maske setzte ich mir mehr aus Rücksicht auf meine Mitbürger auf, denn aus Überzeugung. Ich will nicht, dass jemand wegen mir Angst hat – auch wenn ich mir vorstellen kann, dass seine Ängste überzogen sind.
Dass diese Zusammenhänge zwischen Widerstand gegen die Vorschriften und dem Vertrauensverlust nicht mal ansatzweise diskutiert werden, dass kaum Selbstkritik zu vernehmen ist, ist ein fatales Systemversagen des Journalismus. Stattdessen werden die Menschen, die das Vertrauen verloren haben, beschimpft. Als „Covidioten“ und als „Corona-Leugner“. Ich selbst habe noch niemanden getroffen, der Covid-19 leugnet, obwohl es solche Menschen sicher geben wird. Alle, mit denen ich sprach, sehen durchaus das Virus und seine Gefahr. Aber sie halten die Maßnahmen dagegen für nicht angemessen. Sie fordern, ernst genommen zu werden. Sie fühlen sich ungleich behandelt, wenn bei Anti-Rassismus-Demonstrationen keine Hygiene-Regeln eingehalten werden und trotzdem Lob von der Politik kommt. Wenn verschwiegen wird, dass es nach diesen Großdemos ohne Schutz keine erhöhten Corona-Zahlen gab. Wenn etwa nach einer Trauerfeier in Schwäbisch Gmünd vor einer Moschee mit vielen Infizierten oder den Feiern der „Partyszene“ kaum ein Aufschrei der Medien zu hören ist. Sie fordern Antworten. Offenheit. Glasnost. Und das ist in meinen Augen ihr gutes Recht.
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Wenn Journalisten und Presse diese Antworten bringen würden, wenn sie sich ehrlich machen würden, und wenn diese Antworten überzeugend wären, dann könnte man Verweigerer wirklich als Covidioten bezeichnen. So aber würde ich diejenigen, die so etwas schreiben, als Scheinheilige bezeichnen.
Der große österreichische Osteuropa-Experte Paul Lendvai hat die postkommunistischen Gesellschaften einmal als „vergiftet“ bezeichnet. Heute habe ich den Eindruck: Das gilt auch für die jetzige Bundesrepublik. Und wohl leider ebenso für die USA und viele andere westliche Staaten. Die Gräben gehen durch Familien, Freundschaften, Belegschaften, Sportvereine. Politiker wie der Leiter der „SPD-AG Migration“, die eine Ausweisung der Berliner Demonstranten forderten, und viele andere gießen Öl ins Feuer.
Zum Schluss noch kurz zu meiner Seite: Leser beklagten sich über den Gastbeitrag von Professor Bergemann, in dem dieser massive Kritik an der Nicht-Einhaltung von Hygieneregeln auf der Demonstration übte. Ich finde es ausgesprochen wichtig, Menschen mit unterschiedlichen Meinungen zu Wort kommen zu lassen. Sonst wäre meine Seite wie ARD und ZDF, denen ich ja genau vorwerfe, dass sie nur die eigene Meinung gelten lassen. Sie, meine lieben Leserinnen und Leser, sind ja alle erwachsen, und jeder von Ihnen kann sich eine eigene Meinung bilden. Dazu muss er aber unterschiedliche Sichtweisen kennen. Ich würde auch Herrn Restle und Frau Diekmann vom ZDF gerne die Möglichkeit zu einem Gastbeitrag bieten. Nur leider antworten sie nicht auf meine Briefe, obwohl ich etwa Restle aus Moskauer Zeiten recht gut persönlich kenne.
Technisch platzt die Seite aufgrund der massiv steigenden Besucherzahlen aus allen Nähten. Ich arbeite mit Hochdruck an dem Umzug auf die neue Plattform, der sich leider verzögert hat. Ich hoffe, in wenigen Wochen ist es so weit. Bis dahin muss ich Sie leider noch um etwas Geduld mit den Ladezeiten und dem Design bitten.
Sehr gut entwickelt hat sich mein Format mit den Live-Streams auf Youtube, also dem direkten Dialog mit Ihnen. Der letzte, zu den Corona-Demos, hatte binnen 24 Stunden 15.000 Aufrufe (anzusehen hier). Ich möchte deshalb dieses Format weiter ausbauen und hoffe auf rege Beteiligung – vor allem in Form von Fragen.
Da es jetzt das neue Tagesbriefing gibt, wo ich jeden Tag die neuesten Artikel versende und nach Möglichkeit noch Hintergründe hinzufüge (kostenlos zu abonnieren hier), löse ich das Wochenbriefing inhaltlich noch weiter von den Beiträgen auf der Seite. Ich will Sie nicht mit Wiederholungen gängeln.
Ganz zum Schluss noch ein Hinweis auf die erste größere Werbekampagne auf reitschuster.de, die Sie sicher schon bemerkt haben: Die Reklame für den Film „Kill me today“ mit Joachim Steinhöfel und Henryk M. Broder. Hier war ich in der glücklichen Lage, dass sich das wirtschaftlich Sinnvolle mit dem inhaltlich Sinnvollen deckt und ich Ihnen den Film vorbehaltlos empfehlen kann.
Ich freue mich auf viele neue Treffen auf der Seite!
Herzlich
Ihr
Boris Reitschuster